Lernen half uns überleben
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Henryk Ross nimmt die Gettobewohner für seine eigene Dokumentation auf<br />
Fotografengenossenschaft zu lesen: Der Judenaelteste erteilte<br />
der Genossenschaft der vereinigten Fotografen eine Konzession.<br />
Als Mitglieder traten 11 Fotografen bei mit Ausnahme derjenigen,<br />
die in den Gemeindeinstitutionen taetig sind. Die Genossenschaft<br />
verfügt über zwei Fotoateliers in der Brzezińska 11 und der Lutomierska<br />
34. Es ist nicht auszuschließen, dass die Genossenschaft<br />
in Zukunft von der Gemeinde übernommen wird.<br />
Mehr weiß man nicht darüber. In der Chronik wurde die<br />
Genossenschaft bis zum Ende der Aufzeichnungen nicht<br />
mehr erwähnt. Die letzten Notizen stammen vom Juli 1944.<br />
der letzte Transport fuhr am 29. August vom Bahnhof Radegast<br />
nach Auschwitz-Birkenau ab. Wir wissen nicht, welche<br />
Fotografien die Angehörigen der Genossenschaft machten,<br />
für wen sie arbeiteten und wo ihre Fotos sind. Man kann aber<br />
doch annehmen, dass manche der in den Alben aufbewahrten<br />
Fotografien von ihnen stammen. Es ist gelungen, den Namen<br />
eines Fotografen herauszufinden: Lajb Maliniak (geboren<br />
1908). Vor dem Krieg wohnte er an der Środmiejska 18, im<br />
Getto an der Młynarska 25. In den Jahren 1940-1943 hatte er<br />
einen Fotoladen an der Zawiszy.<br />
Mendel Grosman vermutlich mit Lajb Maliniak<br />
dische Wohnviertel in Łódź. Als die<br />
Nazis ein Getto in Bałuty errichteten,<br />
wurde Mendel Grosman als Fotograf<br />
in der Statistischen Abteilung eingestellt.<br />
Zu seinen Aufgaben gehörte<br />
Anfertigung der Fotos für Arbeitskarten,<br />
von im Getto hergestellten Produkten<br />
und der Menschen bei ihrer<br />
Arbeit. Mit seiner Familie wohnte er<br />
an der Marysinska 55, wo sich auch<br />
sein Studio befand. Grosman konnte<br />
die Filme entwickeln und hatte<br />
Zugang zu Fotomaterialien. Im Getto<br />
machte er Tausende von Fotos, einen<br />
Teil illegal. Er verewigte das Gettobild<br />
und seine Bewohner für immer. Man<br />
vermutet, dass seine illegale Tätigkeit<br />
dem Judenältesten Rumkowski<br />
bekannt wurde. Sein Brief an Grosman,<br />
in dem er ihm streng verbietet<br />
nach der Arbeit zu fotografieren, ist<br />
erhalten geblieben. Grosman hielt<br />
sich aber offensichtlich nicht an das<br />
Mendel Grosman vor der Bücke über die<br />
Zgierska Straße<br />
Verbot. Es gelang ihm, der Deportation<br />
im August 1944 zu entkommen,<br />
wurde aber im Oktober 1944 aus<br />
dem Getto deportiert und kam später<br />
nach Sachsenhausen. Grosman blieb<br />
bis zur Auflösung des Lagers im April<br />
1945 in Sachsenhausen und wurde<br />
auf einem der berüchtigten Todesmärsche<br />
erschossen.<br />
Arie Ben Menachem stellte fest, dass<br />
der Fotograf auf dem letzten Weg<br />
seine Kamera bei sich hatte, weil er<br />
sich nie von ihr trennte. Es gibt viele<br />
Fotos, die Grosman bei seiner Arbeit<br />
zeigen: Beim Fotografieren, beim<br />
Retuschieren, beim Gang durch die<br />
Straßen des Gettos, die Kamera unter<br />
seinem langen Mantel verborgen.<br />
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