Lernen half uns überleben
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weil sie vor einer mächtigen Mauer stehen.<br />
Die Mauer ist hoch, dick und nicht zu bezwingen, und vorne klafft ein<br />
Festungsgraben mit fließendem Wasser.<br />
Doch was ist das?! ... Der Prinz kommt aus seinem Versteck heraus,<br />
wunderschön gewandet, hübsch und jung.<br />
Die Kinder öffnen staunend die Augen,<br />
weil der Prinz so schön, weil der Prinz so zauberhaft ist.<br />
Er wirft eine große Zugbrücke über den Graben,<br />
reicht ihnen seine Rechte:<br />
Fröhlich blicken seine Augen, strahlt er vor Glück, leuchtet sein Gesicht.<br />
Der Morgen war zauberhaft,<br />
leichter Wind wiegte die Baumkronen,<br />
ein milder Hauch kühlte die Kindergesichter.<br />
Das Gras voller Tau heilte verwundete und schwache nackte Füße.<br />
Sie werden in eine geräumige Kammer hineingeführt,<br />
dort offenbart sich ihnen ein fremde Kleider tragender Engel.<br />
Sein Blick löscht Sorgen aus Kindergesichtern, alle sind wie verzaubert:<br />
Gottes Zauber ist das. Der Engel hat eine Waage und einen goldenen Pfeil,<br />
trennt große und kleine Mädchen voneinander:<br />
Auf diese Weise beginnen für zwei neue Gruppen Berufskurse.<br />
und Suppe. „In dieser Schule lernten<br />
wir Schnitt- und Näharbeiten. Nach<br />
dem abgeschlossenen Kurs nähten wir<br />
schon – wie die Erwachsenen – Kleider<br />
für Mädchen. Ich erinnere mich, als ob<br />
es heute wäre, an die Haufen von kleinen<br />
Kleidern aus einem rot-schwarz<br />
kleinkarierten Stoff mit einem weißen<br />
Kragen fertig zum Bügeln. (…)<br />
Das rhythmische Rattern der Nähmaschinen,<br />
Dünste der Kleider beim<br />
Bügeln, ausgehängte Leinen und Angst<br />
davor, die Produktion nicht fertig zu<br />
schaffen, kreisten über <strong>uns</strong>eren Köpfen<br />
wie die Geister.<br />
25<br />
Fotografie von Mendel Grosman von der<br />
Deportation der Kinder aus dem Getto<br />
1942<br />
„Jedne się cofnęły, trudem zwyciężone, a<br />
drugie szły naprzód wciąż nieustraszone”<br />
Aber trotz Not, Hunger und Kälte<br />
gelang es den Deutschen nicht, <strong>uns</strong><br />
alles zu entreißen. Sie konnten <strong>uns</strong> eine<br />
Scheibe Brot, eine Suppe wegnehmen,<br />
aber es war ihnen nicht möglich <strong>uns</strong>ere<br />
Träume und kindlichen Fantasien<br />
an sich zu raffen. Am besten erinnere<br />
ich mich an <strong>uns</strong>ere Theatergruppe,<br />
an der ich mich lebhaft beteiligte. (…).<br />
Wir hatten <strong>uns</strong>ere Lehrer, eine eigene<br />
Zeitschrift. Wir fertigten Illustrationen<br />
an, malten Wandplakate und spielten<br />
Theater. Für <strong>uns</strong> trugen die Herren<br />
Moszkowicz aus Wieluń, Grabowiecki<br />
aus Vilnius, Szamaj Rosenbaum<br />
und Markowicz aus Łódź vor. Den<br />
Chor leitete Herr Sander. Sie waren<br />
Professoren an privaten Vorkriegsschulen.<br />
Jeder von ihnen konnte<br />
gut vortragen. Jeder förderte seinen<br />
Lieblings-National dichter. Jeder las<br />
<strong>uns</strong> mit seinem spezifischen jüdischen