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Lernen half uns überleben

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Fußgängerübergang an der Lotnicza Straße<br />

listischen Polizeipräsidenten von Łódź, Johannes Schäfer, dass<br />

im nördlichen Teil der Stadt ein Wohnviertel für Juden errichtet<br />

werden soll. Alle Juden mussten ihre Wohnungen in anderen<br />

Stadtteilen verlassen und in den neuen „jüdischen Wohnbezirk“<br />

Bałuty ziehen. Die dort wohnenden Polen und Deutschen mussten<br />

ihre Wohnungen verlassen. Zuerst waren die Juden über diese<br />

Verordnung erleichtert. Sie hofften darauf, in einem geschlossenen<br />

Viertel von antisemitischen Attacken und Plünderungen<br />

verschont zu bleiben. Die endgültige Schließung des Gettos<br />

und Isolierung vom Rest der Stadt erfolgte am 30. April 1940. Im<br />

März 1940 bekam Łódź den Namen: Litzmannstadt – nach dem<br />

General Karl von Litzmann, der während des Ersten Weltkrieges<br />

eine Schlacht in der Nähe von Łódź gewonnen hatte.<br />

Das Getto Litzmannstadt – so lautete seine offizielle Bezeichnung<br />

– entstand in Bałuty und in der Altstadt, den am meisten<br />

vernachlässigten Stadtteilen. Auf einer Fläche von 4,13 km 2<br />

pferchte man 160.000 Menschen zusammen. 70.000 gelang<br />

es, rechtzeitig in die Sowjetunion zu fliehen.<br />

Im Herbst 1941 deportierten die Deutschen ca. 20.000 Juden<br />

aus Westeuropa in das Getto Litzmannstadt: aus Österreich,<br />

der Tschechoslowakei, Luxemburg und Deutschland. Dazu<br />

kamen über 5.000 Roma und Sinti aus dem Burgenland. Die<br />

jüdischen Bewohner der umliegenden Städte Brzeziny, Łask,<br />

Ozorków, Pabianice, Włocławek wurden ebenfalls in das Getto<br />

Litzmannstadt deportiert. Insgesamt durchliefen das Getto<br />

von Łódź über 200.000 Juden. Überlebenschancen hatten nur<br />

die Personen, die arbeiten konnten – sie bekamen Lebensmittelmarken<br />

und manchmal eine zusätzliche Suppe.<br />

Von Beginn an war das Getto Litzmannstadt ein großes Arbeitsgetto.<br />

Hier wurden Uniformen, Mützen, Schuhe, Rucksäcke etc.<br />

für die deutsche Wehrmacht hergestellt. Die Gettobewohner<br />

Chronisten des Gettos<br />

Eines der wichtigsten Dokumente des<br />

Zweiten Weltkrieges die „Chronik des<br />

Gettos Litzmanstadt“ entstand in den<br />

Jahren 1941-1944 in der Statistischen<br />

Abteilung des Gettos. Daran arbeiteten<br />

jüdische Journalisten, Schriftsteller und<br />

Wissenschaftler aus Polen, Österreich<br />

und der Tschechoslowakei, die in das<br />

Getto deportiert worden waren. Nur<br />

einer der Chronisten, Ingenieur Bernard<br />

Ostrowski, überlebte den Krieg. Alle<br />

anderen starben im Getto oder wurden<br />

in den Vernichtungslagern ermordet.<br />

Bernard Ostrowski<br />

(1908-?)<br />

Er wurde 1908 in Łódź geboren. Vor<br />

dem Krieg wohnte er in der Piramowicza,<br />

im Getto in der Zgierska 8. Im<br />

März 1941 nahm er seine Tätigkeit im<br />

Archiv des Gettos auf. Ostrowski beschäftige<br />

sich mit der Redaktion von<br />

Bulletins, ab1943 leitete er die Historische<br />

Abteilung. Er überlebte den Krieg<br />

und kehrte nach Łódż zurück. Später<br />

emigrierte Bernard Ostrowski nach<br />

Israel und lebte in Holon.<br />

Józef Klementynowski<br />

(1892-1944)<br />

Vor dem Krieg wohnte er in der Narutowicza<br />

39 und war als Prokurist in<br />

der Firma Adam Osser in Łódź tätig.<br />

Klementynowski leitete das Gettoarchiv<br />

vom November 1940 bis zum 24.<br />

Februar 1943. Ab Februar 1943 war er<br />

Leiter der Leihkasse im Getto.<br />

Julian Cukier (Pseudonym<br />

Stanislaw Cerski) (1900-1943)<br />

Von Beruf Redakteur und Journalist.<br />

Cerski war vor dem Krieg mit der<br />

Zeitung „Republik“ verbunden. Er war<br />

der erste Leiter der Gettochronik, vom<br />

Januar 1941 bis er im Januar 1943 an<br />

Tuberkulose erkrankte. Vor dem Krieg<br />

wohnte er in Łódź in der Wólczańska,<br />

im Getto in der Franciszkańska 38. Er<br />

starb am 7.4.1943 im Getto und wurde<br />

auf dem jüdischen Friedhof in Łódź<br />

bestattet.<br />

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