Lernen half uns überleben
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Im Jahre 1941 spielten im Orchester ins Getto deportierte<br />
Westjuden, die zusammen mit den Lodzer Musikern auftraten.<br />
Das bestätigt eine Aufzeichnung aus der Chronik.<br />
Es ist erwähnenswert, dass das Getto durch die Ansiedlung der<br />
Neuankömmlinge eine Reihe von talentierten Interpreten - Pianisten<br />
und Sänger – gewann. Eine besondere Erwähnung verdienen<br />
die Darbietungen des Klaviervirtuosen Birkenfeld aus Wien. Auf<br />
Anordnung des Präses hat das Kulturhaus bereits Mitte November<br />
alle mit den neuen Transporten gekommenen Musiker, Bühnenschauspieler,<br />
sowie K<strong>uns</strong>tmaler registriert. Die Zahl der registrierten<br />
Künstler beläuft sich auf einige Dutzend.<br />
In der ersten Hälfte des Jahres 1942 werden in der Chronik nur<br />
einige Veranstaltungen erwähnt – in dieser Zeit begannen die<br />
Deportationen aus dem Getto nach Kulmhof am Ner. Aber im<br />
Mai und Juni fand trotzdem ein Konzert statt, das ausschließlich<br />
der Musik Beethovens gewidmet wurde. Im November<br />
dirigierte Bajgelman ein Konzert mit Variationen jüdischer<br />
volkstümlicher Motiven. Solopartien spielte Bronisława Rothstadt.<br />
Wie ein Chronist schreibt: “Das Orchester wies Lücken<br />
auf. Es fehlte der Konzertmeister, der verstorben ist, und einige<br />
Ausgesiedelte, wie z. B. Prof. Wachtl (Bratsche). Jetzt können<br />
die Musiker nur noch nebenamtlich spielen, da das Kulturhaus<br />
als selbständige Abteilung nicht mehr besteht und alle Musiker<br />
in den Ressorts bzw. Abteilungen arbeiten. “ Nach dem<br />
Konzert hielt der Judenälteste Rumkowski eine Ansprache. Er<br />
versprach weitere „von da an regelmäßige Konzertveranstaltungen“<br />
und hielt sein Wort.<br />
Die Konzerte wurden mit der Verordnung Rumkowskis vom<br />
17. Januar 1944 über die Registrierung von Musikinstrumenten<br />
beendet. „Auf Befehl der Behörden rufe ich alle Gettobewohner<br />
auf, ihre Musikinstrumente im Sekretariat in der<br />
Dworska1 abzuliefern. Die Registrierung findet vom 18. Januar<br />
bis zum 22 Februar 1944, statt. Dieser Termin ist endgültig.“<br />
Plattenspieler und Schallplatten wurden<br />
bereits am 14 Dezember 1941 konfisziert .<br />
Scala. Nach dem ersten Weltkrieg war<br />
er Komponist im Avangarde-Theater<br />
Ararat und später sein Leiter. Er<br />
wohnte an der Gdańska 31 a. Dawid<br />
Bajgelman schrieb Musik zu Texten<br />
von Mosze Broderson und zu Theateraufführungen,<br />
sowie eigene Lieder.<br />
Im Getto wohnte er an der Pieprzowa<br />
4. Er leitete das Orchester des Gettos<br />
Lodz, das im Kulturhaus seinen Sitz<br />
hatte. Am 1. März 1941 fand das erste<br />
Konzert statt. Im August 1944 wurde<br />
Bajgelman nach Auschwitz deportiert<br />
und sofort in der Gaskammer<br />
ermordet.<br />
Teodor Ryder<br />
(1881-1944)<br />
Von Beruf Dirigent, Pianist, Pädagoge.<br />
Er wurde in Piotrków geboren und begann<br />
dort seine musikalische Kariere.<br />
Viele Jahre lang studierte und arbeitete<br />
Ryder als Dirigent im Ausland, und<br />
an der Oper in Warschau. In der<br />
Zwischenkriegszeit wohnte er in Łódź<br />
und leitete in den Jahren 1927-39 das<br />
Lodzer Philharmonieorchester. Im<br />
Getto war Ryder Leiter des Symphonieorchester,<br />
er unterrichtete Gesang<br />
und Musik. Teodor Ryder starb in<br />
Birkenau.<br />
Oskar Rosenfeld kommentierte in der<br />
Chronik den Beschluss der Gettobehörden<br />
vom Januar 1944:<br />
Wir haben öfter berichtet, dass das kulturhungrige<br />
Getto in kleinem Ausmasse,<br />
in engen privaten Zirkeln, Musik<br />
betreibt. Nunmehr soll auch dieses letzte<br />
Restchen von Glück schwinden. Man<br />
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