Lernen half uns überleben
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wenige zur Schule, besonders dorthin, wo die Schulräume nicht<br />
geheizt wurden. Die gleichen Zustände herrschten auch im<br />
nächsten Schuljahr.<br />
An den Volksschulen, deren Zahl von 31 im November 1940 bis<br />
36 im Juli 1936 schwankte, waren 12.940 Schüler eingeschrieben.<br />
Durchschnittlich besuchten 75% der Schüler die Schule<br />
nicht. Die wenigsten erschienen im Januar 1941; die Abwesendheitsquote<br />
betrug 90.5%. Die meisten Schüler kamen zur<br />
Schule im September 1941, dem letzten Unterrichtsmonat; hier<br />
betrug die Abwesendheitsquote 45%. Als Ursachen der Abwesendheit<br />
waren Krankheit, schlechtes Wetter, nicht geheiztes<br />
Klassenzimmer, zu Hause helfen zu müssen und Mangel an<br />
Kleidung angegeben.<br />
Die Krankheiten und die hohe Sterblichkeit wurden zum Problem,<br />
nicht nur unter den Jugendlichen im Schulalter sondern<br />
im ganzen Getto. Unter den Schülern waren Tuberkulose und<br />
Unterernährung die häufigsten Todesursachen. Um den Kindern<br />
zu helfen, führte man eine umfangreiche Speisungsaktion<br />
in den Schulen ein. Die Eröffnung von Küchen in allen Bildungseinrichtungen<br />
durch den Judenältesten Rumkowski war eine<br />
der fundamentalen Voraussetzungen für den Schulbesuch und<br />
die Gesundheit der Kinder.<br />
Neben den Volksschulen gab es auch andere Bildungseinrichtungen.<br />
Im Schuljahr 1939/1940 existierten in den ehemaligen<br />
Räumen der Mariaviten ein Knabengymnasium an der<br />
Franciszkańska 27. Ein Mädchengymnasium, auch Lyzeum<br />
genannt, befand sich im Gebäude der Vorkriegsschule für<br />
geistig behinderte Kinder an der Łagiewnicka 53 und ein<br />
Berufsgymnasium im ehemaligen Gebäude der Volksschule an<br />
Franciszkańska 76. An diesen Schuleinrichtungen waren insgesamt<br />
689 Schüler eingeschrieben. Im Schuljahr 1940/41 stieg<br />
die Zahl der Oberschüler auf 1808.<br />
der Bildung und des Technischen<br />
Wissens unter Juden“ und absolvierte<br />
dort ein Jahr in der Weberklasse.<br />
Im Getto wohnte Lolek an der<br />
Franciszkańska 38. Er war in der zionistischen<br />
Jugendorganisation Chazit<br />
Dor Bnej Midbar (Generationenfront<br />
der Wüstensöhne.) Nach der Auflösung<br />
der Jugendgruppen in Marysin<br />
arbeite er im Zentralbüro für die<br />
Versorgung des Gettos. Während der<br />
endgültigen Liquidierung des Gettos<br />
wurde er nach Auschwitz deportiert<br />
und von dort ins Lager Kaufering, wo<br />
er an Erschöpfung starb. Er ist Autor<br />
eines Tagebuches, das 2003 in Bałuty<br />
gefunden wurde. Dieses Tagebuch<br />
wurde vom Museum für Stadtgeschichte<br />
in Łódź gekauft. Es ist noch<br />
nicht veröffentlicht.<br />
Abram Cytryn<br />
(1927-1944)<br />
Vor dem Krieg besuchte<br />
er die Kazenelson-Schule<br />
in der Próchnika, wohnte<br />
in der 11. Listopada 49.<br />
Seine Eltern Jakub und Golda waren<br />
Besitzer von zwei Textilfabriken. Mit<br />
dem Schreiben begann er sehr früh,<br />
als achtjähriger Junge. Er schrieb sogar<br />
unter den schrecklichen Bedingungen<br />
im Getto. Dort entstanden einige Dutzend<br />
seiner Werke. Einen Teil seiner<br />
Gedichte nahm er nach Auschwitz<br />
mit, wohin er am 28. August – zusammen<br />
mit seiner Mutter und seiner<br />
Schwester – deportiert wurde. Er<br />
starb in der Gaskammer. Seine Hefte<br />
wurden im Jahre 1945 im Mietshaus<br />
in der Starosikawska 14 von seiner<br />
Schwester, Lucie Cytryn-Bialer,<br />
gefunden. Es handelt sich um über 240<br />
Werke, hauptsächlich Gedichte und<br />
Erzählungen.<br />
Dank der Bemühungen seiner<br />
Schwester wurden die Gedichte und<br />
Erzählungen Abrams in Französisch,<br />
Englisch, Hebräisch und Polnisch<br />
veröffentlicht.<br />
Die Originale befinden sich im<br />
Wiesenthal-Museum in Los Angeles.<br />
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Abiturball im Getto Litzmannstadt