RICHARD III
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RICHARD III
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<strong>RICHARD</strong> <strong>III</strong>., William Shakespeare<br />
Gleich mir Elenden überleb dein Los!<br />
Lang lebe, deine Kinder zu bejammern!<br />
Sieh eine andre, wie ich jetzo dich,<br />
Gekleidet in dein Recht, wie du in meins!<br />
Lang sterbe deines Glückes Tag vor dir,<br />
Und nach viel langen Stunden deines Grams<br />
Stirb, weder Mutter, Weib, noch Königin!<br />
Rivers und Dorset, ihr saht zu dabei –<br />
Auch du, Lord Hastings -, als man meinen Sohn<br />
Erstach mit blut'gen Dolchen: Gott, den fleh ich,<br />
Daß euer keiner sein natürlich Alter<br />
Erreich' und plötzlich werde weggerafft!<br />
G l o s t e r.<br />
Schließ deinen Spruch, verschrumpfte böse Hexe!<br />
M a r g a r e t h a.<br />
Und ließ' dich aus? Bleib, Hund, du mußt mich hören.<br />
Bewahrt der Himmel eine schwere Plage,<br />
Die übertrifft, was ich dir weiß zu wünschen,<br />
O spar' er sie, bis deine Sünden reif,<br />
Dann schleudr' er seinen Grimm herab auf dich,<br />
Den Friedensstörer dieser armen Welt!<br />
Dich nage rastlos des Gewissens Wurm!<br />
Argwöhne stets die Freunde wie Verräter,<br />
Und Erzverräter acht als Busenfreunde!<br />
Dein tödlich Auge schließe nie der Schlaf,<br />
Es sei denn, weil ein peinigender Traum<br />
Dich schreckt mit einer Hölle grauser Teufel!<br />
Du Mißgeburt voll Mäler! wühlend Schwein!<br />
Du, der gestempelt ward bei der Geburt<br />
Der Sklave der Natur, der Hölle Sohn!<br />
Du Schandfleck für der Mutter schweren Schoß!<br />
Du ekler Sprößling aus des Vaters Lenden!<br />
Du Lump der Ehre! du mein Abscheu - -<br />
G l o s t e r.<br />
Margaretha.<br />
M a r g a r e t h a.<br />
Richard.<br />
G l o s t e r.<br />
He?<br />
M a r g a r e t ha.<br />
Ich rief dich nicht.<br />
G l o s t e r.<br />
So bitt ich um Verzeihung; denn ich dachte,<br />
Du riefst mir all die bittern Namen zu.<br />
M a r g a r e t h a.<br />
Das tat ich auch, doch Antwort wollt' ich nicht.<br />
0 laß zum Schluß mich bringen meinen Fluch!<br />
G l o s t e r.<br />
Ich tat's für dich: er endigt in Margretha.<br />
E l i s a b e t h.<br />
So hat Eu'r Fluch sich auf Euch selbst gewandt.<br />
M a r g a r e t h a.<br />
Gemalte Kön'gin! Scheinbild meines Glücks!<br />
Was streust du Zucker auf die bauch'ge Spinne,<br />
Die dich mit tödlichem Geweb' umstrickt?<br />
Törin! du schärfst ein Messer, das dich würgt;<br />
Es kommt der Tag, wo du herbei mich wünschest<br />
Zum Fluchen auf den giftgeschwollnen Molch.<br />
ERSTER AUFZUG, 3. SZENE<br />
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