RICHARD III
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<strong>RICHARD</strong> <strong>III</strong>., William Shakespeare<br />
VIERTER AUFZUG, 2. SZENE<br />
67<br />
(Richard mit seinem Gefolge ab.)<br />
B u c k i n g h a m.<br />
So steht's? Bezahlt er meine wicht'gen Dienste<br />
Mit Hohn? Macht' ich zum König dazu ihn?<br />
O laß mich Hastings warnen und, derweilen<br />
Dies bange Haupt noch steht, nach Brecknock eilen! (Ab.)<br />
DRITTE SZENE<br />
Ebendaselbst.<br />
(Tyrrel tritt auf.)<br />
T y r r e l.<br />
Geschehn ist die tyrannisch blut'ge Tat,<br />
Der ärgste Greuel jämmerlichen Mords,<br />
Den jemals noch dies Land verschuldet hat.<br />
Dighton und Forrest, die ich angestellt<br />
Zu diesem Streich ruchloser Schlachterei,<br />
Zwar eingefleischte Schurken, blut'ge Hunde,<br />
Vor Zärtlichkeit und mildem Mitleid schmelzend,<br />
Weinten wie Kinder bei der Trau'rgeschichte.<br />
»0 so«, sprach Dighton, »lag das zarte Paar«;<br />
»So, so«, sprach Forrest, »sich einander gürtend<br />
Mit den unschuld'gen Alabasterarmen:<br />
Vier Rosen eines Stengels ihre Lippen,<br />
Die sich in ihrer Sommerschönheit küßten.<br />
Und ein Gebetbuch lag auf ihrem Kissen,<br />
Das wandte fast«, sprach Forrest, »meinen Sinn;<br />
Doch oh! der Teufel« - dabei stockt' der Bube,<br />
Und Dighton fuhr sofort: »Wir würgten hin<br />
Das völligst süße Werk, so die Natur<br />
Seit Anbeginn der Schöpfung je gebildet.« -<br />
Drauf gingen beide voll Gewissensbisse,<br />
Die sie nicht sagen konnten, und ich ließ sie,<br />
Dem blut'gen König den Bericht zu bringen.<br />
(Richard tritt auf.)<br />
Hier kommt er eben. - Heil, mein hoher Herr!<br />
R i c h a r d.<br />
Freund Tyrrel, macht mich deine Zeitung glücklich?<br />
T y r r e l.<br />
Wenn das vollbracht zu wissen, was Ihr mir<br />
Befohlen, Euch beglückt, so seid denn glücklich:<br />
Es ist geschehn.<br />
R i c h a r d.<br />
Doch sahst du selbst sie tot?<br />
T y r r e l.<br />
Ja, Herr.<br />
R i c h a r d.<br />
Und auch begraben, lieber Tyrrel?<br />
T y r r e l.<br />
Der Kapellan im Turm hat sie begraben;<br />
Wo, weiß ich nicht, die Wahrheit zu gestehn.<br />
R i c h a r d.<br />
Komm zu mir, Tyrrel, nach dem Abendessen,<br />
Da sagst du mir den Hergang ihres Tods.<br />
Denk drauf, was ich zulieb dir könnte tun,<br />
Und dein Begehren fällt sogleich dir zu.