RICHARD III
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<strong>RICHARD</strong> <strong>III</strong>., William Shakespeare<br />
Die Tat, die ihr im Sinn habt, ist verdammlich.<br />
E r s t e r M ö r d e r.<br />
Was wir tun wollen, tun wir auf Befehl.<br />
Z w e i t e r M ö r d e r.<br />
Und er, der so befahl, ist unser König.<br />
C l a r e n c e.<br />
Mißleiteter Vasall! Der große König<br />
Der Kön'ge spricht in des Gesetzes Tafel:<br />
»Du sollt nicht töten.« Willst du sein Gebot<br />
Denn höhnen und ein menschliches vollbringen?<br />
Gib acht! Er hält die Rach' in seiner Hand<br />
Und schleudert sie aufs Haupt der Übertreter.<br />
Z w e i t e r M ö r d e r.<br />
Und selb'ge Rache schleudert er auf dich,<br />
Für falschen Meineid und für Mord zugleich.<br />
Du nahmst das Sakrament darauf, zu fechten<br />
Im Streite für das Haus von Lancaster.<br />
E r s t e r M ö r d e r.<br />
Und als Verräter an dem Namen Gottes<br />
Brachst du den Eid, und dein verrätrisch Eisen<br />
Riß auf den Leib dem Sohne deines Herrn.<br />
Z w e i t e r M ö r d e r.<br />
Dem du geschworen hattest Lieb' und Schutz.<br />
E r s t e r M ö r d e r.<br />
Wie hältst du Gottes furchtbar Wort uns vor,<br />
Das du gebrochen in so hohem Maß?<br />
C l a r e n c e.<br />
Ach! wem zulieb' tat ich die üble Tat?<br />
Für Eduard, meinen Bruder, ihm zulieb'.<br />
Er schickt euch nicht, um dafür mich zu morden;<br />
Denn diese Schuld drückt ihn so schwer wie mich.<br />
Wenn Gott gerochen sein will für die Tat,<br />
o dennoch, wißt, er tut es öffentlich:<br />
Nehmt nicht die Sach' aus seinem mächt'gen Arm;<br />
Er braucht nicht krumme, unrechtmäß'ge Wege,<br />
Um die, so ihn beleidigt, wegzuräumen.<br />
E r s t e r M ö r d e r.<br />
Was machte dich zum blut'gen Diener denn,<br />
Als, hold erwachsend, jener Fürstensproß,<br />
Plantagenet, von dir erschlagen ward?<br />
C l a r e n c e.<br />
Die Bruderliebe, Satan, und mein Grimm.<br />
E r s t e r M ö r d e r.<br />
Dein Bruder, unsre Pflicht und dein Vergehn<br />
Berufen jetzt uns her, dich zu erwürgen.<br />
C l a r e n c e.<br />
Ist euch mein Bruder lieb, so haßt mich nicht:<br />
Ich bin sein Bruder, und ich lieb ihn treu.<br />
Seid ihr um Lohn gedungen, so kehrt um<br />
Und wendet euch an meinen Bruder Gloster;<br />
Der wird euch besser lohnen für mein Leben<br />
Als Eduard für die Zeitung meines Todes.<br />
Z w e i t e r M ö r d e r.<br />
Ihr irrt Euch sehr, Eu'r Bruder Gloster haßt Euch.<br />
C l a r e n c e.<br />
0 nein! Er liebt mich und er hält mich wert.<br />
Geht nur von mir zu ihm.<br />
ERSTER AUFZUG, 4. SZENE<br />
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