JAHRESBERICHT - Gerda Henkel Stiftung

Ein spektakulärer Fund bereicherte die Arbeiten an der Kirche auf der Insel Sur: Im
Innern des Bauwerks kamen über 100 Textfragmente auf Pergament und Leder zu
Tage. Dieses Material ist nicht nur für die Region des Vierten Katarakts singulär,
sondern ergänzt auch den insgesamt schmalen Korpus religiöser Texte aus dem christlichen
Nubien. Das größte Fragment ist eine fast vollständig erhaltene Pergamentseite,
die auf beiden Seiten einen griechischen Text trägt. Es handelt sich dabei um die
Auslegung von Bibeltexten, die sich mit dem Ehebruch älterer Männer beschäftigen.
Darüber hinaus wurde im Rahmen der Kampagne auf der Insel Us die Dokumentation
der außergewöhnlich reichen und motivisch teilweise einzigartigen Felskunstlandschaft
fortgesetzt. Neben den üblichen Tier- und Menschendarstellungen, die
Einblicke in die Lebens- und Gedankenwelten (prä)historischer Bevölkerungen geben,
umfasst der Motivkorpus auch Abbildungen von Kirchen und Symbolen, die auf die
Glaubenswelt des christlichen Mittelalters verweisen. Arbeiten an einer Festung auf
der kleinen Insel Umm sowie der Abschluss des allgemeinen archäologischen Surveys
auf Sur rundeten die Feldkampagne ab.
Sollte die politische Situation es zulassen, hoffen die Berliner Wissenschaftler auf
die Möglichkeit für einen letzten Forschungsaufenthalt in der Region im Jahr 2008.
Die Ergebnisse der von der Stiftung geförderten Arbeiten auf Us und Sur sind im Berichtsjahr
in mehreren Aufsätzen der Teilnehmer der Feldkampagne (Prof. Dr. Claudia
Näser, Dr. Cornelia Kleinitz, Dr. Mathias Lange, Daniela Billig) in der Zeitschrift
»Der Antike Sudan« veröffentlicht worden:
Felsbildstelle US 113 mit Gebel Us im Hintergrund,
Insel Us
Der Antike Sudan, Mitteilungen der Sudanarchäologischen Gesellschaft zu Berlin
e. V., 2007, S. 41 – 113
Felsbild – Elefant, Kamel und Kreuz,
Fundstelle US 180, Insel Us
29