JAHRESBERICHT - Gerda Henkel Stiftung
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Der ungeheuer facettenreiche, rund 50.000 Seiten umfassende Quellenbestand soll<br />
mit dem methodischen Ansatz der »Referenzrahmenanalyse« erschlossen und ausgewertet<br />
werden. Dabei handelt es sich um ein Verfahren, das davon ausgeht, dass<br />
Menschen ihre Entscheidungen vor dem Hintergrund komplexer Annahmen treffen,<br />
von denen nur ein geringer Teil die Ebene der bewussten Reflexion erreicht. Andere<br />
Bezugspunkte für Wahrnehmungen, Deutungen und Entscheidungen sind beispielsweise<br />
als selbstverständlich vorausgesetzte Hintergrundannahmen, sozialisierte Haltungen<br />
und Habitusformen, situativ gebildete Anforderungen, das Handeln der Anderen oder<br />
dezidierte Befehle. Inhaltliche Leitfragen erstrecken sich auf die Sichtweise der Soldaten<br />
in Bezug auf die totalitären politischen Systeme in Deutschland und Italien,<br />
die Kriegsverbrechen, die Binnenstrukturen der Armeen und die Kriegsgegner sowie<br />
ihre Erwartungen bezüglich Verlauf und Folgen des Kriegs. Die britischen Abhörprotokolle<br />
deutscher und italienischer Soldaten bieten in international vergleichender<br />
Perspektive einen vertieften Einblick in die Art und Weise, wie Menschen die extremen<br />
Erfahrungen in Krieg und Diktatur wahrnahmen und interpretierten. Ziel des<br />
Forschungsprojekts ist es daher, das Wissen über die Wahrnehmung von Krieg und<br />
Diktatur erheblich zu erweitern und einen entscheidenden Beitrag zur Mentalitätsgeschichte<br />
des Zweiten Weltkriegs zu leisten.<br />
Leutnant Klaus Hubbuch zeichnete<br />
im Herbst 1943 das Gefangenenlager<br />
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