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Das Streben nach Konsistenz im Entscheidungsprozess

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Allgemeine Diskussionspunkte und offene Fragen 211<br />

kognitive Beschränkungen vorliegen. Dient die <strong>Konsistenz</strong>max<strong>im</strong>ierung etwa der<br />

Gewährleistung der Handlungsfähigkeit, so scheint gerade das Absenken der <strong>Konsistenz</strong>schwelle<br />

nicht auszureichen. Es ermöglicht zwar das Treffen einer Entscheidung, jedoch<br />

sind postdezisionale Konflikte nicht auszuschließen. Statt die Abgrenzung zwischen<br />

prädezisionalen und postdezisionalen Prozessen zu betonen, erscheint es sinnvoller, ihr<br />

Zusammenwirken zu betrachten. Eine solche Perspektive n<strong>im</strong>mt Svenson (1992; Svenson,<br />

1996) in seiner Diff Con-Theorie ein. Inwiefern die Berücksichtigung postdezisionaler<br />

Prozesse von Relevanz ist, hängt gewiss – wie bereits angesprochen – vom Entscheidungstyp<br />

ab und kann hier nur als Ausblick dargestellt werden. Außerdem ist – unabhängig vom<br />

Entscheidungstyp – das Verhindern einer Entscheidung denkbar, das weder in den<br />

vorliegenden Exper<strong>im</strong>enten noch in den betrachteten Studien eine Alternative darstellte,<br />

obgleich diese Möglichkeit des Öfteren erwähnt wird (z.B. Anderson, 2003; Montgomery<br />

und Willén, 1999). Hier könnte auch gefragt werden, unter welchen Umständen eher eine<br />

Entscheidung vermieden wird anstatt die anderen Mechanismen anzuwenden.<br />

4.2.2 Vor- und Nachteile der <strong>Konsistenz</strong>max<strong>im</strong>ierung<br />

Ausgehend von der Beobachtung, dass in best<strong>im</strong>mten Entscheidungssituationen keine<br />

prädezisionalen Informationsverzerrungen auftreten, stellt sich die Frage, ob dies eher<br />

vorteilhaft oder <strong>nach</strong>teilig ist. Die hiermit angesprochene Diskussion über die positiven und<br />

die negativen Aspekte systematischer Umwertungen als Ausdruck der <strong>Konsistenz</strong>max<strong>im</strong>ierung<br />

wird in der entsprechenden Literatur oft aufgegriffen. Diese baut auf einer prinzipiell<br />

positiven Sichtweise, in der die Umwertung von Informationen nicht als „Fehler“, sondern<br />

vielmehr als funktional und als natürliche Folge des Informationsverarbeitungsprozesses<br />

betrachtet wird (z.B. Read et al., 1997; Russo et al., 1996; S<strong>im</strong>on, 2004), auf. Als<br />

spezifischer Vorteil ist zunächst die Vermeidung eines unangenehmen Zustands der<br />

Dissonanz (Elliot und Devine, 1994) zu nennen. Folglich wird allein das Erreichen von<br />

<strong>Konsistenz</strong> als erstrebenswertes Ziel erachtet (Russo et al., 2008). Besonders häufig wird<br />

erwähnt, dass die systematische Reevaluation von Informationen adaptiv ist, da sie die<br />

Entscheidungsfindung vereinfacht (z.B. Bond et al., 2007; DeKay et al., 2009; S<strong>im</strong>on,<br />

2004; S<strong>im</strong>on, Snow et al., 2004). In diesem Zusammenhang wird ebenfalls darauf<br />

hingewiesen, dass auf diesem Wege eine konfidente Entscheidung getroffen werden kann,<br />

und zwar selbst bei widersprüchlichen und komplexen Informationen (z.B. S<strong>im</strong>on, 2004;<br />

S<strong>im</strong>on, Snow et al., 2004). Nach Bond et al. (2007) kann die Wahrnehmung von <strong>Konsistenz</strong>

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