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Das Streben nach Konsistenz im Entscheidungsprozess

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THEORETISCHER TEIL 46<br />

Basis der dargebotenen Informationen und auf Basis des Wissens über ähnliche Sachverhalte<br />

sowie über Charakteristika einer vollständigen Geschichte eine solche gebildet. Diese ist<br />

durch einen hierarchischen Aufbau gekennzeichnet, wobei das zentrale Ereignis auf der<br />

höchsten Ebene anzufinden ist. Da mehr als eine Geschichte konstruiert werden kann, bedarf<br />

es einer Einschätzung der Akzeptanz der Geschichte und der Konfidenz in diese. Hierzu<br />

werden die vier Prinzipien der Abdeckung (coverage), der Kohärenz (coherence), der<br />

Einzigartigkeit (uniqueness) und der Güte der Passung zwischen der Geschichte und der<br />

Urteilskategorie (goodness of fit) zugrunde gelegt. Es gilt zu beachten, dass eine stärkere<br />

Erfüllung dieser Prinzipien nicht per se zu höherer Akzeptanz und Konfidenz führt.<br />

Vielmehr konnten Pennington und Hastie in einem Exper<strong>im</strong>ent aus dem Jahr 1988 zeigen,<br />

dass die Konfidenz und die subjektive Wichtigkeit einzelner Informationen durch die<br />

Kohärenz der nicht gewählten Geschichte beeinflusst werden: Je höher diese ist, desto<br />

geringer sind Konfidenz und subjektive Wichtigkeit der Informationen, die Bestandteil der<br />

finalen Geschichte sind. Bei der Repräsentation der Urteilsalternativen geht es um das<br />

Lernen der einzelnen Urteilskategorien und ihrer Merkmale. Im Klassifikationsprozess wird<br />

schließlich best<strong>im</strong>mt, welche Urteilskategorie der Geschichte bzw. dem kausalen Modell<br />

entspricht. Es wird also auf Basis der Geschichte eine Entscheidung getroffen. In<br />

verschiedenen Exper<strong>im</strong>enten konnten Pennington und Hastie (1986; 1988; 1992)<br />

Unterstützung für ihre Annahmen finden. So konnten sie z.B. zeigen, dass die spontane<br />

Konstruktion einer Geschichte tatsächlich die Entscheidung determiniert sowie zu einer<br />

höheren Einschätzung der Wichtigkeit der für die jeweilige Geschichte relevanten<br />

Informationen führt. <strong>Das</strong>s sich eine Geschichte nicht nur aus der kausalen Verknüpfung von<br />

präsentierten Informationen ergibt, sondern dass diese tatsächlich konstruiert wird, wird aus<br />

der folgenden Aussage der Autoren deutlich: “Jurors typically inferred missing components<br />

for these structures when they were not contained in direct test<strong>im</strong>ony at trial. Evidence not<br />

related to a story of what happened was systematically deleted from discussion” (Pennington<br />

und Hastie, 1986, S. 252). Obgleich das Story Model für juristische Entscheidungen<br />

konzipiert wurde, wird die Anwendung der zugrunde liegenden erklärungsbasierten Strategie<br />

auf weitere komplexe Entscheidungsaufgaben für möglich gehalten, wobei jeweils<br />

bereichsspezifische kausale Modelle konzipiert würden (Pennington und Hastie, 1986;<br />

Pennington und Hastie, 1988; Pennington und Hastie, 1992). Während in diesem Modell die<br />

Restrukturierung von Informationen <strong>im</strong> Vordergrund steht, werden <strong>im</strong> folgenden Ansatz<br />

sowohl Restrukturierungen als auch Reinterpretationen thematisiert.

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