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Das Streben nach Konsistenz im Entscheidungsprozess

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DISKUSSION 212<br />

– direkt oder vermittelt über die Konfidenz in eine Entscheidung – auch zum persönlichen<br />

Wohlergehen beitragen. Sogar die Aufhellung einer negativen St<strong>im</strong>mungslage (Meloy,<br />

2000) erscheint ebenso möglich wie Selbstbestätigung (Meloy, 2000; Russo et al., 1996).<br />

Beckmann und Kuhl (1984) grenzen sich von den kognitiven <strong>Konsistenz</strong>ansätzen ab und<br />

betonen vielmehr die Gewährleistung bzw. Aufrechterhaltung der eigenen Handlungsfähigkeit<br />

als Vorteil der systematischen Informationsumwertung. Neben diesen Vorteilen werden<br />

aber auch einige Nachteile aufgelistet. Zunächst ist hier der offensichtliche Verlust an<br />

Genauigkeit zu nennen (z.B. Bond et al., 2007; DeKay et al., 2009). <strong>Das</strong>s die resultierenden<br />

Entscheidungen auf verzerrten Informationen basieren, wird insbesondere <strong>im</strong> Hinblick auf<br />

rechtliche Entscheidungen als weiterer problematischer Aspekt diskutiert (z.B. Hope et al.,<br />

2004; S<strong>im</strong>on, 2004). Ebenso wird die Gefahr der Manipulation gesehen, indem etwa<br />

Reihenfolge-Effekte zur Überzeugung einer Zuhörerschaft genutzt werden oder ein<br />

produzierendes Unternehmen positiv dargestellt wird, um die Kaufbereitschaft be<strong>im</strong><br />

Konsumenten zu erhöhen (z.B. Bond et al., 2007; Russo et al., 2006). Einen wichtigen<br />

Nachteil sprechen Shultz und Lepper (1996) zwar speziell hinsichtlich der postdezisionalen<br />

Dissonanzreduktion an, doch er trifft ebenso auf die prädezisionale <strong>Konsistenz</strong>max<strong>im</strong>ierung<br />

zu: Die systematische Umwertung von Informationen verhindert Lernen. Wird etwa <strong>im</strong> Zuge<br />

einer Konsumentenentscheidung eine best<strong>im</strong>mte Herstellermarke aufgewertet, so kann dies<br />

dazu führen, dass das Produkt stets von dieser Marke gekauft wird, obgleich es ein besseres<br />

oder günstigeres Produkt gibt. Damit muss die Entscheidung nicht falsch sein, doch je <strong>nach</strong><br />

Interesse des Konsumenten kann sie subopt<strong>im</strong>al sein. Einschränkend ist zwar darauf<br />

hinzuweisen, dass Informationsumwertungen lediglich temporär (S<strong>im</strong>on, 2004; S<strong>im</strong>on et al.,<br />

2008) sind, doch deuten Befunde zum Einfluss der Wiederholung von Präferenzentscheidungen<br />

(Hoeffler und Ariely, 1999) auf die Möglichkeit dauerhafter Effekte hin. Zudem<br />

konnten Transfereffekte <strong>nach</strong>gewiesen werden, die ebenfalls den <strong>Entscheidungsprozess</strong><br />

maßgeblich beeinflussen (Holyoak und S<strong>im</strong>on, 1999). Aus diesen Ausführungen ist deutlich<br />

geworden, dass bei der Beurteilung, wann eher die Vorteile und wann eher die Nachteile der<br />

prädezisionalen Informationsverzerrung <strong>im</strong> Vordergrund stehen, die jeweilige Entscheidungsaufgabe<br />

zu berücksichtigen ist. Während in Präferenzentscheidungen die Konfidenz<br />

wichtiger sein kann als die Genauigkeit, wird letztere eher hinsichtlich riskanter (DeKay et<br />

al., 2009) oder rechtlicher Entscheidungen (S<strong>im</strong>on, 2004) hervorgehoben. Interessant ist<br />

zudem die Auffassung, dass auch Inkongruenz ihren Reiz hat (McGuire, 1968). In diesem<br />

Sinne hielt bereits Zajonc (1960) fest: “People like to make sense of their world, but they

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