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Das Streben nach Konsistenz im Entscheidungsprozess

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Die Erforschung der <strong>Konsistenz</strong> 27<br />

Eine weitere bedeutende <strong>Konsistenz</strong>theorie, die sich auf den Einstellungsbereich bezieht,<br />

ist die sogenannte Theorie der affektiv-kognitiven <strong>Konsistenz</strong> von Rosenberg (1956;<br />

Rosenberg, 1960). Rosenberg (1968) selbst schreibt seinem Ansatz eher den Status eines<br />

Modells als den einer Theorie zu und hält die Charakterisierung als “radial structure model<br />

of intraattitudinal balancing” (S. 73) für passender als die geläufige Bezeichnung als Theorie<br />

der affektiv-kognitiven <strong>Konsistenz</strong>. Hiermit wird ein wichtiges Merkmal dieses Ansatzes<br />

angesprochen, nämlich die Einschätzung als strukturelles Modell. So geht es weniger um die<br />

Untersuchung von Bedingungen und Einflussfaktoren, die für das Lernen oder die<br />

Veränderung von Einstellungen relevant sind, sondern vielmehr um die Frage, was<br />

Einstellungen sind und wie Einstellungen verändert werden (Rosenberg, 1960). In einer<br />

früheren Arbeit definiert Rosenberg Einstellungen als affektive Antwort auf ein Objekt und<br />

sieht sie in struktureller Verbindung mit Überzeugungen, mittels dieses Einstellungsobjekts<br />

best<strong>im</strong>mte Werte zu realisieren (Rosenberg, 1956). Später erweitert er dann den Einstellungsbegriff,<br />

indem er der affektiven Komponente eine kognitive Komponente hinzufügt,<br />

wobei er die erwähnte Überzeugung über Beziehungen zwischen dem Einstellungsobjekt<br />

und anderen Objekten von subjektiver Bedeutung oder Werten als besonders wichtige<br />

Kognition nennt (Rosenberg, 1960). Wie Rosenberg (1956) ausführt und empirisch belegt,<br />

hängt die affektive Reaktion auf ein Einstellungsobjekt sowohl von der Instrumentalität<br />

dieses Objektes zur Realisierung wichtiger Werte als auch von der Wichtigkeit dieser Werte<br />

ab: Je höher die Instrumentalität und je wichtiger die betroffenen Werte, desto stärker die<br />

affektive Reaktion. Während so bereits <strong>nach</strong>gewiesen werden konnte, dass affektive und<br />

kognitive Einstellungskomponenten bei bestehenden Einstellungen zusammenhängen,<br />

erbrachte Rosenberg später den Beleg dieser Beziehung bei der Veränderung von<br />

Einstellungen (Rosenberg, 1960). Diesbezüglich stellt Rosenberg die Hypothese auf, dass<br />

“the production of inconsistency between the affective and cognitive portions of an attitude<br />

will culminate in a general attitude reorganization (…) when (1) the inconsistency exceeds<br />

the individual’s present tolerance l<strong>im</strong>it and (2) the force producing it cannot be ignored or<br />

avoided” (S. 323, Hervorhebung <strong>im</strong> Original). Hierbei kann die Inkonsistenz von der<br />

Veränderung einer kognitiven Komponente hervorgerufen werden und zu einer Veränderung<br />

der affektiven Komponente führen und umgekehrt. Für beide Richtungen führt Rosenberg<br />

empirische Befunde an. Diese wechselseitige Einflussnahme kann laut Rosenberg (1956)<br />

auch das Lernen von Einstellungen erklären: So kann einerseits die Aneignung von<br />

Überzeugungen zu einer affektiven Antwort führen, andererseits kann auch die Imititation

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