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Verhältni se <strong>de</strong>s zu To<strong>de</strong> gekommenen Jungen, die amen und Herkunft seiner<br />
Eltern (Mutter aus <strong>de</strong>r Schweiz, Vater aus <strong>de</strong>r Pfalz) und gibt sich alle Mühe zu<br />
betonen, das <strong>de</strong>r Tod nicht verhin<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n konnte und die Bräunlinger keine<br />
Anstrengung scheuten, <strong>de</strong>n Leichnam zu fin<strong>de</strong>n, zu bergen und danach würdig zu<br />
bestatten . Es könnte a llerdings auch eine Rolle gespielt haben, dass sich <strong>de</strong>r Knabe<br />
in Bräunlingen bei einem einflussreichen Verwandten, " ... seinem Vetter H. [Herrn]<br />
Baldasar Laborem <strong>de</strong>s Raths aufgehalten ... " hatte.<br />
Dessen erblichener Cörper wur<strong>de</strong> erst nach 16 Täg un<strong>de</strong>r <strong>de</strong>m sogenandten<br />
Hüfingischen Wuhr [an <strong>de</strong>r Gemarkungsgrenze zwischen Hüfingen und<br />
Bräunlingen] in <strong>de</strong>r Hüfinger Herrschaft Wissen in allhiesigem pann endtlich<br />
von etlichen hiesigen Burgern annoch im Wasser undter einem Holtz gefun<strong>de</strong>n,<br />
heraußgezogen, undt anhero auf einem Pferdt in die Statt in ermeltn<br />
H . Laborems behausung geführt.<br />
Die Angelegenheit war auch einmal mehr Anlass für ein kleines diplomatisches<br />
Geplänkel zwischen <strong>de</strong>m vor<strong>de</strong>rösterreichi schen Bräunlingen und <strong>de</strong>m fürstenbergi<br />
chen Hüfingen, <strong>de</strong>nn <strong>de</strong>r ertrunkene Bettelknabe - immerhin mit einem Bräunlinge<br />
r Ratsherrn verwandt - musste geborgen wer<strong>de</strong>n. Da man ihn auf Bräunlinger<br />
Gemarkung nicht gefun<strong>de</strong>n hatte, musste er auf Hüfinger Gebiet ge ucht wer<strong>de</strong>n.<br />
Die Hüfinger aber ignorierten die Sache - we<strong>de</strong>r hin<strong>de</strong>rten sie die Bräunlinger an<br />
<strong>de</strong>r Suche, noch kamen sie <strong>de</strong>r Bitte um Hilfe nach. Ratschreiber Sartor fügt am<br />
En<strong>de</strong> sein es Eintrags eine "Nota bene" hinzu:<br />
B: Wi<strong>de</strong>r diesen actum hatte die Nachpaarschaft keinesweeg protestiert,<br />
noch sich <strong>de</strong>s ertrul1ckhenen Knaben angenommen, obwohlen man gleich<br />
nach <strong>de</strong>m Fahl nach Hüfingen endtbuetten undt beson<strong>de</strong>rs <strong>de</strong>m Füscher<br />
daselbst sagen lassen, dass sye in <strong>de</strong>ro bahn <strong>de</strong>n Todten Cörper im Wasser auch<br />
außsll chen lassen möchten.<br />
1n Bräunlingen sollte <strong>de</strong>m bedauernswerten Knaben nun aber ein ehrenvolles<br />
Begräbnis zutei l wer<strong>de</strong>n - und dabei zeigt sich die enge Verzahnung von religiösen,<br />
sozialen und juri ti chen Aspekten:<br />
Da er bereits ei nma l zur Kommunion gegangen war, galt <strong>de</strong>r Knabe a ls<br />
erwachsen und wäre auch vor <strong>de</strong>m Gericht wie ein Erwachsener behan<strong>de</strong>lt wor<strong>de</strong>n.<br />
Sodann <strong>de</strong>n 11 ten Aprillnach <strong>de</strong>r Friihmess, gleich einem richtparren Mentsehen,<br />
weyl er schon einmal comuniciert hatte, mit einem volckhreüchen leiichtbegängnuß<br />
lein Leichenzug mit vielen Teilnehmern I or<strong>de</strong>ntlich auf <strong>de</strong>n friedhof<br />
begraben, undt Jhme in <strong>de</strong>m spathambt die Requiem offendtlich gehalthen. r.i. pace.<br />
Die hier aufgeführten Beispiele sind nicht mit Bedacht ausgewählt wor<strong>de</strong>n, sie<br />
wur<strong>de</strong>n zufällig in <strong>de</strong>n entsprechen<strong>de</strong>n Unterlagen gefun<strong>de</strong>n. Gera<strong>de</strong> <strong>de</strong>shalb sind<br />
die Übereinstimmungen sowohl überraschend als auch überzeugend:<br />
Obwohl vor 300, 200 o<strong>de</strong>r 150 Jahren genügend Überschwemmungsflächen<br />
vorhan<strong>de</strong>n waren, wur<strong>de</strong>n Bräunlingen und Hüfingen genauso wie Wolterdingen,<br />
Geisingen o<strong>de</strong>r hier nicht erwähnte Orte immer wie<strong>de</strong>r von Hochwassern heimgesucht.<br />
Im Fall von Hüfingen und Bräunlingen scheinen trotz dramatischer Zustän<strong>de</strong><br />
keine erwähnenswerten Schä<strong>de</strong>n an Gebäu<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r Hausrat entstan<strong>de</strong>n sein. Dass<br />
Brücken und Stege weggerissen wor<strong>de</strong>n sind, war wohl nichts Beson<strong>de</strong>re.<br />
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