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Die Craniosacrale Osteopathie in der Sterbebegleitung

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In diesem Zusammenhang komme ich auf das Unw<strong>in</strong>d<strong>in</strong>g zu sprechen.<br />

Das Unw<strong>in</strong>d<strong>in</strong>g wird <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> CSO mit dem Auflösen von Läsionsmustern e<strong>in</strong>erseits<br />

beschrieben. Allgeme<strong>in</strong>er gesprochen könnte man es als e<strong>in</strong> H<strong>in</strong>wirken vom ungeordneten <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>en geordneten Zustand beschreiben. Chaotische Kräfte, die sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Läsionsmuster<br />

o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>er Blockade bef<strong>in</strong>den, werden <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e neue Organisation und Ordnung gebracht.<br />

Manchmal wird dieser Prozess mit dem Bild e<strong>in</strong>er sich auswickelnden gekräuselten<br />

Telefonschnur beschrieben, vergleichbar damit, wenn man den Hörer an <strong>der</strong> Telefonschnur<br />

herunter hängen lässt und sich die verwickelte Schnur durch das Eigengewicht des Hörers<br />

auswickelt, wonach die eigentliche Struktur <strong>der</strong> Schnur wie<strong>der</strong> sichtbar wird. Im Zeitalter <strong>der</strong><br />

Mobiltelefone vielleicht e<strong>in</strong> veraltetes Bild, dennoch zutreffend.<br />

Roll<strong>in</strong> Becker, <strong>der</strong> <strong>der</strong> CSO viele wichtige Impulse verlieh, hat e<strong>in</strong>e eigene Arbeitsweise zu<br />

diesem Prozess entwickelt, die als Becker Fulkrum beschrieben wird. Das Becker Fulkrum<br />

führt unter an<strong>der</strong>em zum Unw<strong>in</strong>d<strong>in</strong>g und zur Neuorganisation.<br />

Becker beschreibt den Prozess wie folgt: “Erste Phase, die Suche nach Ausgleich. <strong>Die</strong> Kräfte<br />

<strong>der</strong> Selbstkorrektur (basic potency) und die Stressmuster ( biok<strong>in</strong>etic <strong>in</strong>tr<strong>in</strong>ic forces) kommen<br />

<strong>in</strong> Bewegung. Sie arbeiten <strong>in</strong> Richtung Ausgleich. Sie werden auch „<strong>in</strong>ner unw<strong>in</strong>d<strong>in</strong>g“<br />

genannt. Zweite Phase, die Selbstkorrektur. <strong>Die</strong> relativ grobe Bewegung des Unw<strong>in</strong>d<strong>in</strong>g<br />

f<strong>in</strong>det e<strong>in</strong>en „po<strong>in</strong>t of balance“ und es kommt zum Stillpo<strong>in</strong>t, wo die <strong>in</strong>nere Bewegung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e<br />

fe<strong>in</strong>ere und höhere Frequenz kommt. Oft fühlt sich das an, als komme die Bewegung zur<br />

Ruhe. Dritte Phase, die Integration. Nach <strong>der</strong> Ruhe f<strong>in</strong>det das System wie<strong>der</strong> <strong>in</strong> die<br />

Eigenbewegung zurück, jedoch auf e<strong>in</strong>em besseren Niveau <strong>in</strong>tegriert. Das kann auch<br />

bedeuten, dass das umliegende Gewebe und das blockierte Areal im besten Fall wie<strong>der</strong><br />

verbunden s<strong>in</strong>d und im Austausch stehen.“ [7]<br />

Innerhalb tiefer Lösungsarbeit kommt es meist o<strong>der</strong> sehr oft zur Stillness. Zu beachten gilt,<br />

dass Stillness und Stillpo<strong>in</strong>t nicht das gleiche s<strong>in</strong>d. Stillness ist e<strong>in</strong> Ausdruck <strong>in</strong> <strong>der</strong> CSO, im<br />

therapeutischen Arbeiten, <strong>der</strong> von je<strong>der</strong> Therapeut<strong>in</strong> und jedem Therapeuten an<strong>der</strong>s<br />

wahrgenommen und beschrieben wird. Stillness ist e<strong>in</strong>e <strong>der</strong> wichtigsten und tiefsten<br />

Ressourcen <strong>in</strong>nerhalb des therapeutischen Geschehens.<br />

Man könnte es auch als e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>tauchen <strong>in</strong> die Strukturen und Prozesse nennen, bei denen<br />

Heilung möglich wird. O<strong>der</strong> im osteopathischen Kontext gesprochen: dort wo Gesundheit ist.<br />

Ich erlebe Stillness als etwas Heiliges und Tiefes, bei dem ich angebunden werde an e<strong>in</strong>e<br />

höhere Ordnung, die sich nicht mit me<strong>in</strong>em Intellekt beschreiben lässt. Ich nehme Stillness als<br />

e<strong>in</strong>en Ort <strong>der</strong> Ruhe und Stille wahr. <strong>Die</strong>ser Ort ist nicht leer, er ist gefüllt. <strong>Die</strong>ser Fülle wohnt<br />

<strong>der</strong> Aspekt von Unendlichkeit <strong>in</strong>ne. Es ist e<strong>in</strong>e Kraft gegenwärtig, die über den Körper <strong>in</strong> den<br />

Raum fliesst. Ausgehend vom Prozess des Klienten werden sowohl <strong>der</strong> Klient als auch die<br />

Therapeut<strong>in</strong>, <strong>der</strong> Raum und die Stimmung im Raum bee<strong>in</strong>flusst. Ich erlebe diesen Prozess als<br />

e<strong>in</strong> Befriedet-Se<strong>in</strong> <strong>in</strong> dem ich mit dem Hier und Jetzt verbunden b<strong>in</strong>, ohne zu denken und zu<br />

planen, als re<strong>in</strong>es Se<strong>in</strong>. Geräusche von aussen s<strong>in</strong>d zwar noch da, treten jedoch <strong>in</strong> den<br />

H<strong>in</strong>tergrund. Stillness er<strong>in</strong>nert mich an die tiefe Ruhe, die sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Meditation entfaltet.<br />

Stillness kann auch im Zusammenhang mit e<strong>in</strong>em Stillpo<strong>in</strong>t entstehen. Sie bed<strong>in</strong>gen sich aber<br />

nicht.<br />

Kann <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Sterbebegleitung</strong> Stillness entstehen, so kommen mir oft die Worte „Stille des<br />

Herzens“ <strong>in</strong> den S<strong>in</strong>n. Es ist wie wenn man an e<strong>in</strong>em absolut klaren und ruhigen Bergsee<br />

sitzen würde, <strong>der</strong> unendlich tief von e<strong>in</strong>er unsichtbaren Quelle gespiesen werden würde. Aus<br />

diesem Quell und ruhigem See kann tiefster Friede im Herzen e<strong>in</strong>kehren. Meist ist das <strong>der</strong><br />

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