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"kollektiver Traumata" (Nr. 48) - Geschwister-Scholl-Institut für ...

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4<br />

1. Einleitung<br />

Si vis pacem para pacem. Dieser Maxime folgend setzt sich in der internationalen Debatte<br />

über die Beendigung von Kriegen seit Beginn der 90er Jahr mehr und mehr die Ansicht<br />

durch, dass es <strong>für</strong> das Erreichen eines andauernden Friedens nicht genügt, den Zustand des<br />

„negativen Friedens“, verstanden als Abwesenheit direkter Gewalt, zu erreichen, sondern<br />

dass darüber hinaus auch die gewaltsamen Konflikten zu Grunde liegenden Ursachen beseitigt<br />

werden müssen, um einen „positiven Frieden“ zu schaffen. Eingebracht in die Debatte<br />

wurde der in diesem Sinne verwendete Begriff der Friedenskonsolidierung (post-conflict<br />

peacebuilding) in der „Agenda <strong>für</strong> den Frieden“ im Jahr 1992 von dem damaligen Generalsekretär<br />

der Vereinten Nationen Boutros-Ghali. Friedenskonsolidierung in der Konfliktfolgezeit<br />

umfasse demnach Maßnahmen zur Bestimmung und Förderung von Strukturen, die<br />

geeignet seien, den Frieden zu festigen und zu konsolidieren. 1 In den darauf folgenden Jahren<br />

wurde dieses Konzept in Theorie und Praxis weiter konkretisiert und mit dieser Entwicklung<br />

auch immer breiter angelegt verstanden. Im Jahr 2001 erkannte der Sicherheitsrat<br />

der Vereinten Nationen an, dass Friedenskonsolidierung weitreichende politische Maßnahmen,<br />

Entwicklungsprogramme, humanitäre Arbeit und Programme zum Schutz von<br />

Menschenrechten umfasst. Die Maßnahmen sollen sich, so der Sicherheitsrat, unter anderem<br />

konzentrieren auf eine nachhaltige Entwicklung, die Bekämpfung von Armut und Ungleichheit,<br />

den Aufbau einer transparenten und rechenschaftspflichtigen Regierung, das<br />

Voranbringen von Demokratie, das Respektieren von Menschenrechten und des Rechtstaats<br />

sowie auf das Voranbringen einer Kultur des Friedens ohne Gewalt. 2 International<br />

institutionalisiert wurde der Ansatz der Friedenskonsolidierung mit der Einrichtung der UN<br />

Peacebuilding Commission Ende des Jahres 2005 mit dem Ziel, mittel- und langfristige Friedensprozesse<br />

in diesem Sinne zu unterstützen. 3<br />

Der Ansatz der Friedenskonsolidierung verzahnt die lange Zeit getrennten Perspektiven der<br />

Sicherheitspolitik und der Entwicklungspolitik. In der politikwissenschaftlichen Literatur wird<br />

Friedenskonsolidierung als ein mehrdimensionaler, aber im Kern politischer, Prozess der<br />

Transformation vom Krieg zum Frieden verstanden, dessen Elemente nach sicherheitspolitischen,<br />

politischen, sozio-ökonomischen und psycho-sozialen Bereichen unterschieden<br />

werden können. 4 Während in den sicherheitspolitischen Bereich Maßnahmen zur Abrüstung,<br />

Entwaffnung, Demobilisierung, Re-Integration von Kombattanten und die Reform des<br />

Sicherheitssektors fallen, steht im Mittelpunkt des politischen Bereichs die Schaffung einer<br />

neuen Nachkriegsordnung, in der ein friedlicher Konfliktaustrag möglich ist. Auf der sozio-<br />

1 Vgl. Stiftung Entwicklung und Frieden, Agenda, 1992, S. 30.<br />

2 Vgl. United Nations Security Council, S/PRST/2001/5, 2001.<br />

3 Vgl. United Nations General Assembly, A/RES/60/180, 2005 und United Nations Security Council,<br />

S/RES/1645, 2005.<br />

4 Vgl. Ferdowsi, M. A./Matthies, V., Kriege, 2003, S. 33.

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