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Heimatbrief von 2012 - Lingenfeld

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950 Jahre <strong>Lingenfeld</strong><br />

In <strong>Lingenfeld</strong> gefunden, aber niemand weiß, wo: Bei Grabungsarbeiten<br />

fanden um 1969 bisher Unbekannte einen in einem Tongefäß<br />

gehorteten Münz- und Becherfund aus dem 14. Jahrhundert. Die 6<br />

Silbergefäße und die 2369 Silber– und Kupfermünzen könnten nach<br />

der Prägungszeit um 1345 bis 1355 <strong>von</strong> einem jüdischen Kaufmann<br />

oder Geldverleiher aus Speyer auf der Flucht nach der für Juden als<br />

sicher geltenden Germersheimer Burg in oder außerhalb <strong>von</strong> <strong>Lingenfeld</strong><br />

vergraben worden sein. Denn um diese Zeit fanden in Speyer<br />

Judenpogrome mit einhergehender Vertreibung und Ermordung<br />

<strong>von</strong> Mitgliedern der jüdischen Gemeinde statt.<br />

Vermutete Anfänge <strong>von</strong> unserem Dorf<br />

Seit Menschengedenken siedelten Menschen bevorzugt an Plätzen,<br />

an denen auch die Versorgung mit Wasser gesichert war. Vielleicht<br />

haben sich deshalb Menschen irgendwann in der Nähe vom Gnadenbach<br />

(Dorfgraben) angesiedelt. Dieser ist kein natürlicher Bach mit<br />

einer Quelle, sondern wurde in der Gegend um Bornheim bei Landau<br />

als Entwässerungsgraben mit Abfluss zum Rhein bei <strong>Lingenfeld</strong><br />

angelegt. Auch lag der älteste Dorfteil über Jahrhunderte fast nur<br />

entlang des Dorfbachs und bestand aus der Haupt- und Kirchenstraße,<br />

der Hohesteggasse, der Kautzengasse, der Klosterstraße und aus<br />

wenigen Anwesen an der Altspeyerer Straße.<br />

Fast wäre <strong>Lingenfeld</strong> im Rhein versunken. Aus den Kiesvorkommen<br />

und den römischen Funden am Schäferweiher kann man schließen,<br />

dass vor ca. 2000 Jahren dort die Hauptflussrichtung des Rheins<br />

verlaufen sein müsste. Damals gab es weder die Insel Grün noch den<br />

Altrheinbogen „Roter Hamm“. In den nachfolgenden Jahrhunderten<br />

begann der Rhein allmählich seine Hauptflussrichtung in der Breite<br />

der heutigen Insel Grün sich Richtung der Heiligensteiner Straße in<br />

das durchgehende Rheinhochufer zu verändern. Dadurch verlor <strong>Lingenfeld</strong><br />

bei der allmählichen Entstehung der „Insel Grün“ ungefähr<br />

ein Siebtel seiner ursprünglichen Gemarkung. Trotz der 1821<br />

begonnenen Rheinbegradigung, die den endgültigen Niedergang des<br />

Dorfes verhindern sollte, näherte sich der Rhein zwischen 1836 und<br />

1860 noch weitere 115 Meter dem Dorf. Die Rheinabbrüche am<br />

Roten Hamm vor <strong>Lingenfeld</strong> stabilisierten sich entlang der Bahnlinie<br />

erst um 1890.<br />

Aus der Schulgeschichte<br />

In einer Schulbeschreibung <strong>von</strong> 1556 heißt es, „in <strong>Lingenfeld</strong> gibt es<br />

keine Schule, das mache der Pfarrer“. Vermutlich brachte der den<br />

Kindern außer der christlichen Lehre auch schulische Grundkenntnisse<br />

in Lesen und Schreiben bei. Die heutige Obergartenstraße<br />

wurde vormals Schulgasse genannt. Auf dem damals gemeindlichen<br />

Platz Ecke Obergartenstraße – Hohesteggasse ist ein Haus mit<br />

einer Schulstube gewesen. Nach den Auswirkungen der Reformation,<br />

bei dem das Katholische auch aus <strong>Lingenfeld</strong> verdrängt wurde,<br />

unterrichteten bis 1683 nur protestantische Schullehrer. 1683, als<br />

das Oberamt Germersheim vom katholisch orientierten Frankreich<br />

vereinnahmt wurde und die mit der Rekatholisierung den Protestantismus<br />

verdrängte, erteilten Franziskanerpatres aus Germersheim<br />

Schulunterricht. Ab 1710 führten dies katholische Schulmeister weiter.<br />

1747 ließ die Gemeinde auf dem bereits erwähnten Schulhausplatz<br />

ein katholisches Schulhaus errichten, das <strong>von</strong> 1823 bis zum Neubau<br />

der Schule am heutigen Rathausplatz als Schule genutzt wurde. Dieses<br />

Schulhaus wurde 1937 beim Neubau einer neuen Volksschule –<br />

dem heutigen Rathaus der Verbandsgemeinde - abgebrochen. Seit<br />

1967 werden die <strong>Lingenfeld</strong>er Schüler im Schulzentrum an der<br />

Humboldtstraße unterrichtet.<br />

Geschichtliche Begebenheiten<br />

ab ca. 900 n. Chr.<br />

Ab ca. 900 n. Chr. entwickelte sich in der Region ein Rheinfränkisches<br />

Herzogtum mit 26 <strong>von</strong> Gaugrafen regierten Gauen, darunter<br />

der Speyergau. Innerhalb solcher Gaue hatte der <strong>von</strong> Gaugrafen eingesetzte<br />

sogenannte Orts- oder Niederadel vererbbaren Landbesitz.<br />

So besaßen in <strong>Lingenfeld</strong> bis um 1400 die vom Ortsnamen abgeleiteten<br />

Herren und Junker <strong>von</strong> <strong>Lingenfeld</strong> neben Waldbesitz (Junkerswald<br />

im Oberwald), an der Ecke der heutigen Schwegenheimer Straße<br />

– Altspeyerer Straße ein 1289 urkundlich erwähntes „Seldenhofgut“<br />

(heute Dorfteil „Großer Garten“). Später hatte das „<strong>Lingenfeld</strong>er<br />

Eußerthaler Hofgut“ außer Feldbesitz (ab ca. 1640 ohne Gutshof)<br />

unter gleichem Namen bis um 1804 Bestand (daran erinnert der<br />

Straßenname „Eußerthaler Platz“.)<br />

1063: Erste Nennung als „Dorf Lenginveld“ in einer Urkunde vom<br />

Kloster Lorsch.<br />

1252 wurde der bisherige Reichsbesitz an der Burg Landeck bei<br />

Klingenmünster mitsamt Besitzungen, darunter unser Dorf, in zwei<br />

Hälften aufgeteilt. Je eine Hälfte erhielten Reichsgraf Emich IV. <strong>von</strong><br />

Zweibrücken–Bitsch und der Reichsgraf Heinrich <strong>von</strong> Leiningen.

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