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Als die positive Stimmung gegenüber der Nuklearenergie in den 70er Jahren<br />
nachliess, besonders als US-Präsident Carter anregte aus Gründen der Non-<br />
Proliferation in Staaten ohne Atomwaffen auf die Wiederaufarbeitung zu<br />
verzichten, wurde eine andere Abschätzung präsentiert:<br />
Die Internationale Strahlenschutzkommision (International commission on<br />
radioactive protection - ICRP) hat seit Kriegsende 1945 bis heute relativ<br />
unbeeinflußt vom Kalten Krieg gearbeitet. Sie legt Maßeinheiten für die<br />
Gefährlichkeit einzelner Radionuklide fest. Diese Maßeinheit ist der annual<br />
limit of intake (ALI), es ist die sehr geringe Menge des Nuklids die nach<br />
Meinung der Kommission ein Mensch im Verlauf eines Jahres noch<br />
inkorporieren kann, ohne erkennbaren gesundheitlichen Schaden zu erleiden.<br />
Für eine gegebene Menge eines Nuklids kann man eine Radiotoxizität<br />
definieren, indem man diese Menge (Den ihr entsprechenden Wert in Bequerel<br />
oder Sievert) durch den ALI-Wert des Nuklids teilt. Der Wert ist dimensionslos<br />
und gibt sozusagen die Zahl der Menschen an, an die man die Nuklidmenge in<br />
einem Jahr feinverteilt relativ gefahrlos verfüttern könnte! - Für ein<br />
Nuklidgemisch wären die Werte der Radiotoxizität einzeln für jedes Nuklid zu<br />
ermitteln, die entsprechenden Werte wären zu addieren und ergeben die<br />
gesamte Radiotoxizität.<br />
Entsprechende Berechnungen wurden Ende der 70er Jahre für HAW und<br />
BROW, sowie Natururan gemacht und verglichen. Zur Freude der<br />
Nuklearindustrie zeigte sich, daß HAW nach ca. 400 Jahren, BROW nach etwa<br />
2000 Jahren den Radiotoxizitätsindex von Natururan erreichten.<br />
Anfang der 80er Jahre legte die ICRP 30 jedoch etwas andere Werte<br />
aufgrund neuerer Erkenntnisse fest: U 238 und Ra 226 wurden in ihrer<br />
Giftigkeit dabei etwas geringer eingeschätzt, dagegen wurde die<br />
Giftigkeit aller Transurane, auch die des Np 237, etwas höher angesetzt.<br />
Auf dieser Grundlage würde HAW erst nach ca. 500.000 a , BROW erst nach<br />
mehr als mehr als 1 Million a die gleiche Radiotoxizität aufweisen wie das<br />
Natururan, aus dem sie ursprünglich produziert wurden. - In neueren<br />
Publikationen werden darum derartige Vergleiche nicht mehr angestellt, in der<br />
Regel wird nur die Veränderung der Radiotoxizität mit der Zeit dargestellt.<br />
Eine konkrete Antwort ist nicht möglich, eine etwa korrekte Antwort<br />
sollte sein:<br />
"So lange wie möglich, wenn möglich mindestens 0,5 Mio. Jahre"<br />
Die beiden folgenden Abbildungen zeigen Radiotoxizitätsangaben in<br />
Abhängigkeit von der Zeit Das erste Diagram zeigt auch die prozentalen<br />
Anreile von Spaltprodukten, Plutonium, anderen Transuranen und die sich<br />
langsam aufbauenden Tochterelemente des Urans (Radium, Polonium, Radon<br />
u.a. = Zerfallsketten).