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12 Wirtschaft<br />
Interview<br />
Hesoun:<br />
„Das Zauberwort<br />
lautet<br />
Wettbewerb“<br />
<strong>Austria</strong> <strong>Innovativ</strong> sprach mit Wolfgang Hesoun,<br />
Generaldirektor der Siemens AG Österreich, über seine<br />
Strategien, den Siemens-Standort Österreich innerhalb der<br />
Konzerngruppe als Forschungsstandort weiter auszubauen.<br />
<strong>Austria</strong> <strong>Innovativ</strong>: Ein altes Sprichwort sagt „Neue Besen kehren<br />
gründlich“. Kann der Wechsel des Siemens Vorstandes in München<br />
auch Auswirkungen auf die Ausrichtung bzw. die Kernstrategie<br />
von Siemens Österreich bringen?<br />
Wolfgang Hesoun: Der neue CEO der Siemens AG, Joe Kaeser,<br />
kennt aus seiner Funktion als Aufsichtsrat der Siemens AG Österreich<br />
unser Unternehmen aus nächster Nähe und er weiß daher<br />
um die ausgeprägten Stärken von Siemens Österreich. Siemens<br />
Österreich ist und bleibt auch weiterhin ein bedeutender Infrastrukturlieferant<br />
für den heimischen Wirtschaftsstandort. Darunter<br />
fällt der gesamte Schienenverkehrsbereich, intelligente Energietechnologien,<br />
Gesundheitstechnik und auch Kooperationen, wie<br />
im Rahmen der Seestadt Aspern. Hier haben wir es innerhalb des<br />
Konzerns geschafft, ein europaweit einzigartiges Forschungsprojekt<br />
in Österreich aufzubauen und zu entwickeln. Diese Position gilt<br />
es weiterzuentwickeln. Hierfür haben wir auch die Unterstützung<br />
des Vorstandes der Siemens AG.<br />
AI: Erst kürzlich hat Ihre Konzernmutter die Umsetzung der Energiewende<br />
in Deutschland scharf kritisiert, da die wesentlichen Elemente<br />
zur Förderung der erneuerbaren Energien ineffizient seien.<br />
Ist die Förderstruktur für erneuerbare Energien in Österreich effizienter?<br />
WH: Das Zauberwort lautet Wettbewerb. Einen freien Wettbewerb<br />
sehe ich im Fall der finanziellen Förderung von erneuerbaren Energien<br />
nicht durchgängig gegeben. Garantierte Förderungen über<br />
einen zu langen Zeitraum hinweg senken den Druck für Neuentwicklungen<br />
und Innovationen. Diese sind aber wichtig für die Wettbewerbsfähigkeit.<br />
Im Vergleich zu Deutschland haben wir in Österreich<br />
ein gedeckeltes und degressives Fördersystem verbunden mit<br />
der Möglichkeit, Tarife zu kürzen, um die Entwicklung zur Marktreife<br />
zu beschleunigen. De facto geht es derzeit nicht mehr um<br />
Energie, sondern um Finanzierungsmodelle. <strong>Innovativ</strong>e Technologien<br />
werden derzeit gar nicht gefördert. Die Energiewende wird<br />
nur dann funktionieren, wenn wir diese auch zu volkswirtschaftlich<br />
vertretbaren Kosten, ohne Gefährdung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit<br />
der Industrie und Europas, erreichen und dies<br />
schlussendlich für die Nutzer auch bezahlbar bleibt.<br />
AI: Wirtschaftsminister Mitterlehner wünscht sich eine EU-weite<br />
Versteigerung der Ökostrom-Volumina sowie eine Förderung der<br />
Investition statt des eingespeisten Stroms. Sehen Sie das auch so?<br />
WH: Die Energiewende kann nur zum Erfolg führen, wenn sie als<br />
gemeinsames europäisches Projekt gesehen und in enger Zusammenarbeit<br />
der einzelnen Staaten vorangetrieben wird. Regionale<br />
und nationale Einzellösungen erhöhen die Kosten für alle Länder,<br />
die sich mit dem Umbau des Energiesystems beschäftigen. Was<br />
eine europaweite Koordinierung und Optimierung bei den erneuerbaren<br />
Energien bringen würde, haben wir in einer Studie im<br />
Frühjahr aufgezeigt: Alleine durch eine vernünftige Standortwahl,<br />
also einen Ausbau an den ertragreichsten Standorten Europas,<br />
könnten wir uns bis 2030 rund 45 Milliarden Euro an Investitionen<br />
sparen. Und dabei ist der dadurch bedingte zusätzliche Netzausbau<br />
bereits berücksichtigt.<br />
<strong>Austria</strong> <strong>Innovativ</strong> 5-13