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34 Forum Alpbach<br />
Wer bin ich<br />
im Internet?<br />
Und wer liest mit?<br />
Wer sich im Internet bewegt, muss sich<br />
über eines im Klaren sein: Er gibt damit stets<br />
Teile seiner Persönlichkeit preis und die<br />
Informationen bleiben für immer gespeichert.<br />
Autorin: Emilie Brandl<br />
Um digitale Identitäten und virtuelle Umgebungen ging es beim Forschung<br />
<strong>Austria</strong>-Arbeitskreis, der Ende August im Rahmen der Alpbacher Technologiegespräche<br />
für große Aufmerksamkeit sorgte.<br />
Die ExpertInnen des Arbeitskreises waren sich einig. Im Internet geht es um ein Abwägen<br />
zwischen Nutzen und Risiko – und: Es gibt in der Öffentlichkeit eine Diskrepanz zwischen<br />
der Skepsis vor Datenspeicherung und der freiwilligen Veröffentlichung sensibler Daten.<br />
Der unter anderem auf Web-Recht spezialisierte Rechtsanwalt Gerald Ganzger hatte da<br />
einen einfachen Tipp: „Vor jedem Posting sollte ich mich fragen: Will ich das in zwei, fünf<br />
oder zehn Jahren noch lesen?“<br />
Diskutierten in Alpbach über<br />
digitale Identitäten (v. l. n. r.):<br />
Gerald Ganzger, Lansky, Ganzger<br />
& Partner Rechtsanwälte GmbH,<br />
Franz Lang, Stellvertreter des Generaldirektors<br />
für öffentliche Sicherheit und<br />
Direktor des Bundeskriminalamtes,<br />
Ivona Brandic, Assistent Professor,<br />
TU Wien, Stefan Bumerl, CRYPTAS<br />
it-Security GmbH, Thomas Corsten,<br />
Professor, Universität Wien, Friedrich<br />
Faulhammer, Rektor Donau-Universität<br />
Krems, Sebastian Eschenbach,<br />
Leiter des Departments Wirtschaft,<br />
FH Burgenland.<br />
Internet und Gesetz:<br />
von Ehrenbeleidigung bis Identitätsdiebstahl<br />
Gerald Ganzger zeichnete ein differenziertes Bild: Die juristischen Aspekte seien komplex,<br />
da für das World Wide Web verschiedene Rechtsordnungen und Zuständigkeiten gelten.<br />
Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte kenne zwei Prinzipien, die gleichrangig<br />
sind, aber oft kollidieren: Medien- und Meinungsfreiheit stehen oft dem Recht auf Ehre<br />
des anderen gegenüber. In den USA gibt es da eine klare Präferenz, dort greift niemand<br />
die Meinungsfreiheit an, auch nicht bei Themen wie Antisemitismus, Islamfeindlichkeit<br />
oder NS-Wiederbetätigung. Werden Persönlichkeitsrechte verletzt, kann der Geschädigte<br />
in den USA daher sein Recht lediglich über den Hebel des Urheber- oder Markenrechts<br />
durchsetzen. In Österreich ist der Schutz der Gesellschaft das höherrangige Gut.<br />
Mit Cyberkriminalität abseits von Urheberrecht und Ehrenbeleidigung hat Franz Lang, Direktor<br />
des Bundeskriminalamts (BK), zu tun. Bei ihm geht es um Internetbetrug, Identitätsdiebstahl,<br />
Kinderpornographie und dergleichen. „Die meisten Delikte waren vorher schon<br />
da, nur passieren sie jetzt über das Internet. Hier ist großes Kreativitätspotenzial vorhanden.“,<br />
so Lang. Das BK behandelt rund 10.000 Fälle von Cyberkriminalität pro Jahr, Lang<br />
ist sich aber bewusst, dass das nur ein Bruchteil der Dunkelziffer ist: „Wir wissen, dass wir<br />
punktuell Großbrände löschen.“ Bei gewissen Cyberkriminalitätsdelikten gibt es eine Steigerungsrate<br />
von 200 Prozent. Identitätsmissbrauch ist die zentrale Frage im Zusammenhang<br />
mit Cyberkriminalität. Falsche Identitäten werden oft zu kriminellen Zwecken genutzt.<br />
Die leichtesten Opfer: Kinder und die Generation 60+. Lang plädierte dafür, dass in Schulen<br />
Trainings für den sicheren Umgang mit dem Internet den gleichen Stellenwert bekommen<br />
wie Verkehrserziehung.<br />
Foto: Klobucsar<br />
<strong>Austria</strong> <strong>Innovativ</strong> 5-13