Globale Entwicklung - Bildung für nachhaltige Entwicklung ...
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135<br />
3.12.6 Wirtschaft<br />
Gerd-Jan Krol und Andreas Zörner 69<br />
3.12.6.1 Beitrag der ökonomischen <strong>Bildung</strong> zum Lernbereich<br />
<strong>Globale</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />
Knappheit und Markt als zentrale Paradigmen der Ökonomie<br />
Die wirtschaftliche <strong>Entwicklung</strong>sdimension umfasst spezifische Aufgaben, Gesetzmäßigkeiten<br />
und Kategorien (Codes) 70 . So ist z.B. Effizienz ein typisch ökonomischer<br />
Wert, die Frage nach der Effizienz einer Maßnahme eine genuin ökonomische Frage,<br />
und eine ökonomische Analyse hat die Frage nach der Effizienz von ökonomischem<br />
Handeln zu stellen. Wirtschaftliches Handeln ist allgemein an Kosten-/Nutzenkalkülen<br />
ausgerichtet. Für Unternehmen konzentriert sich dies auf Rentabilität, Gewinnmaximierung<br />
und Ertragssteigerung. Gesellschaftlich dient dies u.a. der Vermeidung<br />
von Verschwendung; eingesparte Ressourcen stehen dann für andere Verwendungsmöglichkeiten<br />
zur Verfügung. Wie ist das zu verstehen?<br />
Im Sinne der Wirtschaftstheorie gelten Güter generell als knapp. Dies trifft auch für<br />
die für das Wirtschaften zur Verfügung stehenden Ressourcen zu. Diese auf den ersten<br />
Blick vielleicht überraschende Betrachtungsweise hängt zusammen mit dem ökonomischen<br />
Verständnis von Knappheit. Knappheit im ökonomischen Sinne bedeutet<br />
nicht allein, dass Güter in absolut geringer Zahl vorhanden sind (wie Wasser in der<br />
Wüste), sondern dass nicht ausreichend Mittel (Ressourcen, Produktionsfaktoren,<br />
Einkommen usw.) zur Verfügung stehen, um alle Bedürfnisse gleichzeitig zu erfüllen.<br />
Dies gilt für Individuen wie auch für Unternehmen und Gesellschaften. Wirtschaften<br />
ist der Umgang mit Knappheit und bedeutet, die Bedürfnisse der Menschen unter<br />
dem universellen Diktat der Knappheit mit Gütern (Waren und Dienstleistungen), für<br />
deren Herstellung (auch natürliche) Ressourcen und Produktionsfaktoren (der „Kapitalstock“)<br />
genutzt werden, möglichst weitgehend zu decken und Verfahren zu entwickeln,<br />
nach denen Güter in einer Gesellschaft so zugeteilt werden, dass sowohl die<br />
jeweils dringlichsten Bedürfnisse zuerst gedeckt als auch negative Auswirkungen auf<br />
die künftige Güterbereitstellung vermieden werden. Wirtschaften ist eine Schlüsselfunktion<br />
menschlicher Existenz und keine Veranstaltung zur vorrangigen Bedienung<br />
von Unternehmensinteressen, sondern dient gesellschaftlichen Zielen.<br />
Die Wirtschaftstheorie befasst sich intensiv mit dem Markt als Regulierungsmechanismus<br />
für die Bereitstellung und den Austausch knapper Güter und Ressourcen. Die<br />
auf dem Individualinteresse an Nutzenmaximierung basierenden Handlungen führen<br />
auf funktionierenden Märkten sowohl zu einem effizienten Einsatz von Produktionsfaktoren<br />
und Ressourcen (Allokation) als auch über den „Umweg“ des Gewinninteresses<br />
zu einer Versorgung mit knappen Gütern.<br />
Diese Fundamente der klassische Wirtschaftstheorie sind unter den bisherigen Rahmenbedingungen<br />
der Industrieländer formuliert worden. Die Bedrohtheit frei verfüg-<br />
69 Unter Mitarbeit von Dieter Appelt und Hannes Siege<br />
70 Karpe, J., Krol, G.-J.: Funktionsbedingungen moderner Gesellschaften und Neue Institutionenökonomik als<br />
Herausforderung für die ökonomische <strong>Bildung</strong>, in: Krol, G.-J., Kruber, K.-P.: Die Marktwirtschaft an der Schwelle<br />
zum 21. Jahrhundert – Neue Aufgaben für die ökonomische <strong>Bildung</strong>?,1999, S. 21-48