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Globale Entwicklung - Bildung für nachhaltige Entwicklung ...

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19<br />

1.3.4 Verbindung heterogener Strukturen durch Globalisierung<br />

Globalisierungsprozesse werden durch technische Innovationen unterstützt und<br />

durch wirtschaftliche sowie politische Interessen vorangetrieben. Obwohl sie spätestens<br />

seit der europäischen Kolonisierung der Welt zu beobachten sind, erfolgte in<br />

den letzten Jahrzehnten und Jahren eine starke Beschleunigung.<br />

Im Globalisierungsprozess sind gegenläufige Tendenzen zu erkennen: Einerseits<br />

nimmt die vereinheitlichende Wirkung globaler Prozesse zu. Hierfür verantwortlich<br />

sind vor allem die Aktivitäten transnationaler Wirtschaftsorganisationen und Unternehmen,<br />

Handel, Kommunikation, Werbung und Tourismus. Es entstehen Strukturen<br />

bzw. globale Netzwerke mit einheitlichen Arbeitsweisen, professionellen Standards,<br />

Organisationsformen und Wertvorstellungen.<br />

Andererseits bestehen im lokalen, regionalen oder nationalen Kontext traditionelle<br />

Strukturen weiter. Durch die globalen Prozesse werden somit heterogene Lebenswelten<br />

in eine oft konfliktreiche Verbindung gebracht, sowohl zwischen Ländern als<br />

auch innerhalb der Länder. Gewinnern der Globalisierung stehen eindeutige Verlierer<br />

gegenüber: Individuen, Bevölkerungsgruppen und viele <strong>Entwicklung</strong>sländer.<br />

In diesen Prozessen zwingen kollidierende Interessen und ein problematisches<br />

Machtgefälle zu Lasten der <strong>Entwicklung</strong>sländer auch die Industrieländer zur Wahrnehmung<br />

der globalen Diversität und zur Überwindung eurozentrischer Auffassungen<br />

von der Universalität der eigenen Lebensverhältnisse und Wertvorstellungen.<br />

So erschweren etwa in vielen <strong>Entwicklung</strong>sländern die kolonialen Grenzziehungen<br />

über ethnische Strukturen hinweg bis heute die nationale Integration und staatliche<br />

Handlungsfähigkeit. Viele <strong>Entwicklung</strong>sländer haben durch ihre strukturelle Heterogenität<br />

von vornherein stärker mit mangelnder Kohärenz der <strong>Entwicklung</strong> zu kämpfen.<br />

Während global von der zurückgehenden Bedeutung des Nationalstaats gesprochen<br />

wird, bestehen hier oft Schwierigkeiten, überhaupt eine flächendeckende<br />

Staatsstruktur zu etablieren. Die Schwäche gesamtgesellschaftlicher Politik erschwert<br />

kohärente <strong>Entwicklung</strong>sstrategien z.B. zur Bekämpfung der Armut. Häufig<br />

profitieren die Eliten von den internationalen Beziehungen und dem Weltmarkt, während<br />

sie nach innen ihre Privilegien im Rahmen traditioneller Strukturen schützen. Im<br />

Extremfall der so genannten „failing states“ dominieren autonome Kriegsherren; es<br />

kann zu Chaos und Völkermord kommen. Über 90% der fast 200 Kriege seit 1945<br />

haben in <strong>Entwicklung</strong>s- und Transformationsländern stattgefunden, jährlich fallen bis<br />

zu 1 Million Menschen den meist internen Auseinandersetzungen zum Opfer. 25<br />

Nach dem Weltentwicklungsbericht 2004 26 lebten 2002 in den Ländern mit niedrigem<br />

Einkommen (durchschnittlich ca. 1,2 $ pro Kopf und Tag) ca. 2,5 Milliarden Menschen,<br />

in den Ländern mit mittlerem Einkommen (durchschnittlich ca. 5 $ pro Kopf<br />

und Tag) 2,7 Milliarden Menschen und in den Ländern mit hohem Einkommen<br />

(durchschnittlich ca. 74 $ pro Kopf und Tag) knapp 1 Milliarde Menschen. Da diese<br />

Länder mit hohem Einkommen weitgehend mit „dem Westen“ zusammenfallen, ergibt<br />

sich, dass die knapp 1 Milliarde Menschen dieser Länder ca. 5,2 Milliarden Menschen<br />

in Ländern mit mittlerem und niedrigem Einkommen gegenüberstehen. Ob-<br />

25 BMZ: Medienhandbuch <strong>Entwicklung</strong>spolitik 2004/2005, Bonn 2004, S. 176<br />

26 Weltbank (Hgr.): Weltentwicklungsbericht 2004, Funktionierende Dienstleistungen für arme Menschen. Washington<br />

D.C. 2004/Bonn 2004, S. 291

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