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die problematik der nachahmung bei jmr lenz und georg lukács

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Ich“. 195 Das Sollen könne sich im intelligiblen Ich als normative Psychologie<br />

des Helden 196 objektivieren, im empirischen Ich bleibe es ein Sollen. (33) Seine<br />

Kraft sei eine bloß psychologische, sein Zielsetzen sei ein empirisches,<br />

<strong>und</strong> seine Inhalte seien geschichtliche. (33) Das Sollen töte das Leben, <strong>und</strong><br />

<strong>der</strong> dramatische Held umgürte sich mit den symbolischen Attributen des Lebens,<br />

um <strong>die</strong> symbolische Zeremonie des Sterbens „als Sichtbarwerden <strong>der</strong><br />

seienden Transzendenz“ sinnfällig vollziehen zu können. 197 Die Menschen <strong>der</strong><br />

Epik müssten aber leben. (33) Das Sollen töte das Leben <strong>und</strong> ein aus sollendem<br />

Sein erbauter Held <strong>der</strong> Epopöe würde immer nur ein Schatten des lebenden<br />

Menschen <strong>der</strong> geschichtlichen Wirklichkeit sein; sein Schatten, aber<br />

niemals sein Urbild, <strong>und</strong> <strong>die</strong> Welt sei nur ein verdünnter Abguss des Tatsächlichen<br />

<strong>und</strong> niemals ihr Kern <strong>und</strong> ihre Essenz. (34) Die utopische Stilisierung<br />

<strong>der</strong> Epik könne nur Distanzen schaffen, aber niemals könne aus dem bloßen<br />

Distanzsetzen ein über das Sein hinausgehen<strong>der</strong> Inhalt zum lebendigen Leben<br />

erwachen <strong>und</strong> zu selbstherrlicher Wirklichkeit werden. (34) Ob <strong>die</strong>se Distanz<br />

vorwärts o<strong>der</strong> zurück wiese, es sei niemals das Schaffen einer neuen<br />

Realität, son<strong>der</strong>n immer nur ein subjektives Spiegeln des bereits Daseienden.<br />

(34) Die Helden Vergils leben ein kühles <strong>und</strong> gemessenes Schattendasein,<br />

195 Lukács differenziert zwischen Charakteren <strong>der</strong> Epik <strong>und</strong> des Dramas. Er gibt das „empirische<br />

Ich“ nur in <strong>der</strong> Epik zu. Lenz dagegen plä<strong>die</strong>rt für das empirische Ich im Drama.<br />

196 „Die normative Psychologie des Helden“ kritisiert Lenz, wenn er sich über das französische<br />

klassizistische Drama äußert.<br />

197 Hier äußert sich Lukács in dem Sinne, dass <strong>die</strong> vorgegebene Form des Dramas „das Leben<br />

tötet“. Diese Aussage stimmt mit den Aussagen von Lenz überein, wenn er über das<br />

klassizistische französische Drama spricht, in dem <strong>die</strong> Helden sich wie Puppen auf <strong>der</strong> Bühne<br />

verhalten, <strong>und</strong> kein Eigenleben verstrahlen, ihre Scherze eigentlich <strong>die</strong>jenigen des Autors sind.<br />

Lenz plä<strong>die</strong>rt aus <strong>die</strong>sem Gr<strong>und</strong> dafür, das Theater zu reformieren.<br />

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