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die problematik der nachahmung bei jmr lenz und georg lukács

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Wesen dringen, mit einer Empfindung 215 alle Wonne, <strong>die</strong> in <strong>der</strong> Natur ist, aufnehmen<br />

<strong>und</strong> mit uns vereinigen.“ (25) 216<br />

Dass das Verlangen nach Erkenntnis dem Menschen immanent sei, ist für<br />

Lenz offenk<strong>und</strong>ig durch <strong>die</strong> „Unruhe, wenn Sie hie <strong>und</strong> da eine Seite <strong>der</strong> Erkenntnis<br />

beklapst haben“, <strong>und</strong> durch <strong>die</strong> „lähmende Furcht“ eine schon erkannte<br />

Seite „aus dem Gedächtnis [zu] verlieren.“ (25)<br />

Zu dem verstandesmäßigen Erfassen <strong>der</strong> Welt kommt das gefühlsmäßige<br />

hinzu:<br />

Ebenso <strong>bei</strong> jedem Genuß, woher <strong>die</strong>ser Sturm, das All zu erfassen, <strong>der</strong> Überdruß,<br />

wenn Ihrer keichenden Sehnsucht kein neuer Gegenstand übrigzubleiben<br />

scheint – <strong>die</strong> Welt wird für Sie arm <strong>und</strong> Sie schwärmen nach Brücken. Den zitterlichtesten<br />

Strahl möcht Ihr Heißhunger bis in <strong>die</strong> Milchstraße verfolgen, <strong>und</strong><br />

blendete das erzürnte Schicksal Sie, [...] würden Sie sich in Chaos <strong>und</strong> Nacht<br />

215 Im Jahre 1771, drei Jahre vor dem Druck <strong>der</strong> „Anmerkungen übers Theater“, wird von Lenz<br />

ein Text mit dem ähnlichen Gedankengang verfasst. Vgl. Lenz: „Entwurf eines Briefes an<br />

einen Fre<strong>und</strong>, <strong>der</strong> auf Akademien Theologie stu<strong>die</strong>rt“, in: Lenz, J.M.R., Werke <strong>und</strong> Briefe in<br />

drei Bänden, Sigrid Damm (Hg.), Frankfurt am Main 1992, Bd. 2, S. 483-487; nachfolgend<br />

Lenz/Damm. Für Lenz markiere <strong>die</strong> Empfindungsfähigkeit den Beginn eines jeden menschlichen<br />

Erkenntnisprozesses. Die durch Sinne erworbenen Eindrücke werden zuerst als „Vorstellungen“<br />

verar<strong>bei</strong>tet, als Urteile werden sie miteinan<strong>der</strong> zu Schlüssen (Begriffen) verknüpft.<br />

Vgl. Kasties, S.106.<br />

216 Kant formuliert <strong>die</strong> Frage nach <strong>der</strong> Beschaffenheit <strong>der</strong> Welt in <strong>der</strong> „Kritik <strong>der</strong> reinen Vernunft“<br />

<strong>und</strong> früher in seiner Dissertationsschrift von 1770. Er fängt an mit <strong>der</strong> Fähigkeit des<br />

Menschen <strong>die</strong> uns umgebende Welt wahrzunehmen <strong>und</strong> zu Erkenntnissen zu verar<strong>bei</strong>ten,<br />

wo<strong>bei</strong> das sinnliche Wahrnehmungsvermögen eines Menschen von <strong>der</strong> Leistungskapazität<br />

<strong>der</strong> fünf Sinne bedingt wird. Erst <strong>die</strong> Auswertung des Wahrgenommenen mittels <strong>der</strong> Verstandeskräfte<br />

ermöglicht eine Vorstellung von <strong>der</strong> Lebenswirklichkeit. Lenz stu<strong>die</strong>rt bis zum Frühjahr<br />

1771 <strong>bei</strong> Kant. Vgl. Kasties, S. 61 Man kann <strong>die</strong> Parallelen in den Gedankengängen von<br />

Kant <strong>und</strong> Lenz nicht übersehen. Die Beeinflussung Kants auf Lenz wird ausführlich besprochen<br />

<strong>bei</strong> Kasties, insbeson<strong>der</strong>e in Bezug auf <strong>die</strong> Themen Natur <strong>und</strong> Mensch, Vernunfterkenntnis<br />

<strong>und</strong> Ästhetik vgl. Kasties, S. 201-248.<br />

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