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die problematik der nachahmung bei jmr lenz und georg lukács

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Die „Idee <strong>der</strong> Schönheit“ soll nicht eine schöne Natur 226 nachahmen, son<strong>der</strong>n<br />

sie „muß <strong>bei</strong> unsern Dichtern ihr ganzes Wesen durchdrungen haben – [...]<br />

aber sie muß nie ihre Hand führen o<strong>der</strong> zurückhalten, [...].“ (39) Das heißt, <strong>der</strong><br />

Künstler kann seiner Idee <strong>der</strong> Schönheit entsprechend den Standpunkt einnehmen,<br />

doch nicht eine „schöne Natur“ hervorbringen, <strong>die</strong> es in Wirklichkeit<br />

nicht gibt, sonst „[wird] <strong>der</strong> Dichter – [...] Witzling, Pillenversilberer, Bettwärmer,<br />

Brustzuckerbäcker, nur nicht Darsteller, Dichter, Schöpfer –“. (39)<br />

Der wahre Dichter erzeugt nach Lenz <strong>die</strong> „Charaktere, <strong>die</strong> sich ihre Begebenheiten<br />

erschaffen, <strong>die</strong> selbständig <strong>und</strong> unverän<strong>der</strong>lich <strong>die</strong> ganze große Maschine<br />

selbst drehen, ohne <strong>die</strong> Gottheiten in den Wolken nötig zu haben.“ Wie<br />

aus dem echten Leben sollen <strong>die</strong> Charaktere sein, dem Zuschauer nahe, keine<br />

Marionetten, keine Puppen, son<strong>der</strong>n „frei handelnden Menschen“ 227 . (41)<br />

Und so etwas sei wie<strong>der</strong>um unmöglich, ohne den „Gesichtspunkt, (den) Blick<br />

<strong>der</strong> Gottheit in <strong>die</strong> Welt“ <strong>bei</strong> <strong>der</strong> Werkschöpfung anzunehmen. (41) 228<br />

Die „F<strong>und</strong>amentalgesetze“ von Aristoteles von den „drei Einheiten“ lehnt Lenz<br />

ebenfalls ab. (43) „Ist es nicht <strong>die</strong> eine [Einheit], <strong>die</strong> wir <strong>bei</strong> allen Gegenständen<br />

<strong>der</strong> Erkenntnis suchen, <strong>die</strong> eine, <strong>die</strong> uns den Gesichtspunkt gibt, aus dem<br />

wir das Ganze umfangen <strong>und</strong> überschauen können?“ (43), fragt Lenz.<br />

226 Zum Stichwort „schöne Natur“ siehe Anm. 35.<br />

227 Schwarz, S. 46.<br />

228 Nach Ansicht Martini begreife Lenz den dramatischen Dichter als einen „Handelnden in <strong>der</strong><br />

Nachahmung“: „<strong>die</strong>s bedeutet nicht, daß er nur wie<strong>der</strong>gibt was sich ihm in <strong>der</strong> Natur anbietet,<br />

es bedeutet vielmehr, daß er in <strong>der</strong> Darstellung von handelnden Personen selbst zu einem<br />

Handelndem wird, ein frei handelndes selbständiger Geschöpf.“ Vgl. Martini, Fritz: Die Einheit<br />

<strong>der</strong> Konzeption in J.M.R. Lenz‘ ‚Anmerkungen übers Theater‘. In: Jahrbuch <strong>der</strong> deutschen<br />

Schillergesellschaft, 14, 1979, S. 159-182.<br />

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