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die problematik der nachahmung bei jmr lenz und georg lukács

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Kerls!“ <strong>und</strong> dagegen „<strong>bei</strong> <strong>der</strong> [...] unerwarteten Begebenheit im gemeinen Leben<br />

rufen <strong>die</strong> Blaffer [...] Komö<strong>die</strong>! Das ist eine Komö<strong>die</strong>!“. Folglich so Lenz<br />

„<strong>die</strong> Hauptempfindung in <strong>der</strong> Komö<strong>die</strong> ist immer <strong>die</strong> Begebenheit, <strong>die</strong> Hauptempfindung<br />

in <strong>der</strong> Tragö<strong>die</strong> ist <strong>die</strong> Person, <strong>die</strong> Schöpfer ihrer Begebenheiten.“<br />

(75) 236<br />

Dementsprechend ist es „mit den historischen Stücken Shakespears“, <strong>die</strong><br />

Lenz „Charakterstücke“ nennt. (77) Lenz bewun<strong>der</strong>t in ihnen „<strong>die</strong> Mumie des<br />

alten Helden, [...] in <strong>die</strong> <strong>der</strong> Poet seinen Geist haucht. Da steht er wie<strong>der</strong> auf,<br />

<strong>der</strong> edle Tote, in verklärter Schöne geht er aus den Geschichtsbüchern hervor<br />

<strong>und</strong> lebt mit uns zum an<strong>der</strong>nmale.“ (77) Das Publikum hat eine „herzliche<br />

Empfindung für <strong>die</strong> auferstandenen Toten“ <strong>und</strong> folgt „ihnen nach Alexandrien,<br />

nach Rom, [...] [um] ihnen zuzusehen, [...], in je<strong>der</strong> ihrer kleinsten Handlungen,<br />

Schicksalswechsel <strong>und</strong> Lebensstößen [...]. Denn <strong>der</strong> Held allein ist <strong>der</strong><br />

Schlüssel zu seinen Schicksalen.“ (79)<br />

Wenn <strong>die</strong> Idee einer Tragö<strong>die</strong> laut Lenz „eine Person“ sei, definiert er an an<strong>der</strong>er<br />

Stelle, „<strong>der</strong> Hauptgedanke einer Komö<strong>die</strong>“ sei „eine Sache“: „Eine<br />

Mißheurat, ein Fündling, irgendeine Grille eines seltsamen Kopfs [...]“. (79)<br />

In den Komö<strong>die</strong>n sind „<strong>die</strong> Personen [...] für <strong>die</strong> Handlungen da [...]. Im Trauerspiele<br />

aber sind <strong>die</strong> Handlungen um <strong>der</strong> Person willen da [...]“. (79)<br />

236 Das ist <strong>die</strong> „Umkehrung des aristotelischen Komö<strong>die</strong>n- <strong>und</strong> Tragö<strong>die</strong>nprinzips“. Den Gr<strong>und</strong><br />

hierfür sieht H.-G. Schwarz in <strong>der</strong> „historisch verän<strong>der</strong>ten Rolle des Individuums. Das neuere<br />

Drama ist durch eine Verlegung des Interesses vom Geschehen auf den Charakter bestimmt.“<br />

Vgl. Schwarz. S. 67.<br />

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