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die problematik der nachahmung bei jmr lenz und georg lukács

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Wenn man noch im Drama so Lukács dank <strong>der</strong> überlieferten Formgeb<strong>und</strong>enheit<br />

eine in sich geschlossene Welt schaffen kann, ist das im Roman nicht<br />

möglich, da er im Gr<strong>und</strong>e empirisch ist. Folglich werden im Drama Charaktere<br />

eines „intelligiblen Ichs“ geschaffen <strong>und</strong> <strong>die</strong> Epik, <strong>die</strong> sehr an <strong>die</strong> Wirklichkeit<br />

geb<strong>und</strong>en ist, erzeugt „das empirische Ich“. Jedoch tötet das Sollen im Schaffensprozess<br />

das Leben. Das Einzige was <strong>die</strong> Epik erschaffen kann, so<br />

Lukács, ist das subjektive Spiegeln des bereits Existierenden. Das Leben vollständig<br />

zu begreifen, wird ihr jedoch nicht möglich sein. Der Künstler, <strong>der</strong><br />

auch das empirische, gestaltende Subjekt ist, kann nicht <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong> <strong>der</strong> Totalität<br />

<strong>der</strong> herausgestellten Welt werden. Bei Lenz allerdings kann <strong>der</strong> Künstler,<br />

wenn er ein Genie ist, von seinem Standpunkt alles durchschauen <strong>und</strong> eine<br />

neue Realität in seinem Werk schaffen.<br />

Nach Lukács jedoch kann sich <strong>die</strong> Totalität „nur aus <strong>der</strong> Inhaltlichkeit des Objekts<br />

mit wahrer Evidenz ergeben.“ (36) Das Einzige, was <strong>der</strong> Künstler in <strong>der</strong><br />

großen Epik machen kann, ist nur vor dem Sinn <strong>der</strong> Welt demütig erstaunen.<br />

(36) Der Künstler <strong>der</strong> kleineren Formen dagegen kann seine Objekte besser<br />

beherrschen. Er ist allerdings immer noch subjektiv <strong>und</strong> <strong>die</strong> „seiende Wirklichkeit“<br />

(37) erscheint folglich nur als ihre Spiegelung im Werk. Der subjektive<br />

Wille <strong>und</strong> das Wissen des Künstlers äußern sich in Auswahl <strong>und</strong> Abgrenzung<br />

<strong>der</strong> seienden Wirklichkeit. Diese formende Tat des Künstlers <strong>und</strong> sein Können<br />

sind „<strong>die</strong> Lyrik <strong>der</strong> epischen Formen ohne Totalität“. (37) Diese Lyrik ist <strong>die</strong><br />

letzte Einheit, sie ist „normgeboren <strong>und</strong> formschaffend“. (37) In <strong>die</strong>ser Hinsicht<br />

stimmt Lukács mit Lenz darin überein, dass <strong>die</strong> totale Nachahmung <strong>der</strong> Natur<br />

nicht möglich ist <strong>und</strong> <strong>der</strong> subjektive Standpunkt des Künstlers aus einer Nachahmungstheorie<br />

nicht wegzudenken ist.<br />

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