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die problematik der nachahmung bei jmr lenz und georg lukács

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Denn es ist dem Menschen von Kindes<strong>bei</strong>nen an eigen, nachzuahmen. Und in<br />

<strong>die</strong>sem Stück liegt sein Unterscheidungszeichen von den Tieren. Der Mensch<br />

ist ein Tier, das vorzüglich geschickt ist, nachzuahmen. (23)<br />

Doch <strong>die</strong> Nachahmung alleine macht noch keine Dichtung aus. Es gibt noch<br />

eine weitere Voraussetzung dafür, <strong>die</strong> Lenz mit den Worten von Laurence<br />

Sterne (1713-68) 213 auslegt:<br />

Der [...] weltberühmte Herr Sterne, <strong>der</strong> sich wohl nichts weniger als Nachahmer<br />

vermutet, [...], in seinem Leben <strong>und</strong> Meinungen sagt im vierzigsten Kapitel: „Die<br />

Gabe zu vernünfteln <strong>und</strong> Syllogismen zu machen, im Menschen [...]. (23)<br />

Das „Vernünfteln“ wird mit Begriffen <strong>der</strong> Erkenntnistheorie von Lenz erläutert.<br />

So sind <strong>die</strong> „Wirkungen“ <strong>der</strong> menschlichen Seele <strong>und</strong> des Körpers „sukzessiv,<br />

eine nach <strong>der</strong> an<strong>der</strong>n“. 214 Das gewünschte Erfassen <strong>der</strong> Natur beschreibt<br />

Lenz wie folgt: „Wir möchten mit einem Blick durch <strong>die</strong> innerste Natur aller<br />

213 In <strong>die</strong>sem Zusammenhang bemerkt Klein, dass Laurence Sterne in seinem Roman „The<br />

Life and Opinions of Tristram Shandy Gentlemen“ (1759-1767) das empirische <strong>und</strong> das allgemeine<br />

Wissen personifiziert auftreten lässt. Der Onkel „took everything as it happened“ <strong>und</strong><br />

<strong>der</strong> Vater „reasoning upon everything which happened“. Vgl. Sterne, The Complete Works, hg.<br />

v. D. Herbert (Edinburgh 1872), 59, 68, 58, zit. nach Klein 158. Noch allerdings bemerkt Klein,<br />

dass Sterne auch den kalkulierten Zufall eingebaut hat, was als ein Handeln des Menschen in<br />

Spiel mit seinen Bedingtheiten interpretiert wird. Vgl. Klein 158. An an<strong>der</strong>er Stelle wird Sternes<br />

subjektives Erzählprinzip <strong>und</strong> seine Auswirkung auf Lenz von H.-G. Schwarz bemerkt. Vgl.<br />

Schwarz, S.18.<br />

214 Es ist möglich, dass Lenz Kantische Erkenntnistheorie in den Vorlesungen kennengelernt<br />

hat. Obwohl „Die Kritik <strong>der</strong> reinen Vernunft“ erstmals 1781 erschien, besucht Lenz Kants Logik-<br />

<strong>und</strong> Metaphysik-Vorlesungen während mehrerer Semester seit <strong>der</strong> Aufnahme des Studiums<br />

1768. Gerade in <strong>die</strong>ser Zeit wendet sich Kant in wesentlichen Punkten dem Kritizismus<br />

zu. Vgl. Kasties, S. 64.<br />

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