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die problematik der nachahmung bei jmr lenz und georg lukács

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letzte epische Einheit; sie sei kein Schwelgen eines vereinsamten Ichs in <strong>der</strong><br />

gegenstandsfreien Kontemplation seines Selbst, son<strong>der</strong>n normgeboren <strong>und</strong><br />

formschaffend. (37) 201 In <strong>der</strong> Form <strong>der</strong> Novelle sei <strong>die</strong> Lyrik 202 noch reine<br />

Auswahl: <strong>die</strong> schreiende Willkür des Zufalls könne nur durch klares, kommentarloses,<br />

rein gegenständliches Erfassen balanciert werden. Die Novelle sei<br />

<strong>die</strong> reinste artistische Form; <strong>der</strong> letzte Sinn alles künstlerischen Formens werde<br />

von ihr als Stimmung, als inhaltlicher Sinn des Gestaltens ausgesprochen.<br />

Indem <strong>die</strong> Sinnlosigkeit in unverschleierter Nacktheit erblickt werde, gebe ihr<br />

<strong>die</strong> bannende Macht <strong>die</strong>ses Blickes <strong>die</strong> Weihe <strong>der</strong> Form: <strong>die</strong> Sinnlosigkeit<br />

werde, als Sinnlosigkeit, zur Gestalt. (38) In <strong>der</strong> Idylle verschmelze <strong>die</strong>se Lyrik<br />

noch fast vollständig mit den Umrissen <strong>der</strong> Menschen <strong>und</strong> <strong>der</strong> Dinge. (39) Nur<br />

wo <strong>die</strong> Idylle zur Epopöe transzen<strong>die</strong>re, wie in Goethes <strong>und</strong> Hebbels ‚großen<br />

Idyllen‘, müsse <strong>die</strong> Stimme des Dichters selbst ertönen, müsse seine Hand<br />

<strong>die</strong> heilsamen Distanzen schaffen. (39) Und zum klaren <strong>und</strong> breit strömenden<br />

Allesaussagen erwache <strong>die</strong>se Lyrik, wo eine Seele <strong>der</strong> Held sei <strong>und</strong> ihre<br />

Sehnsucht <strong>die</strong> Handlung, wo <strong>der</strong> Gegenstand, das gestaltete Ereignis etwas<br />

Vereinzeltes bleibe <strong>und</strong> bleiben solle, wo aber in dem Erlebnis, das das Ereignis<br />

aufnehme <strong>und</strong> ausstrahle, <strong>der</strong> letzte Sinn des ganzen Lebens, <strong>die</strong> sinngebende<br />

<strong>und</strong> lebensbezwingende Macht des Dichters nie<strong>der</strong>gelegt sei. (39) 203<br />

201 Hier äußert sich Lukács zu einem subjektiven Dichter <strong>und</strong> benutzt den Terminus „Spiegelung<br />

<strong>der</strong> Wirklichkeit“.<br />

202 Die Lyrik ist <strong>bei</strong> Lukács <strong>die</strong> Sinnlosigkeit <strong>und</strong> <strong>die</strong> Einsamkeit des Seins außerhalb <strong>der</strong> „Totalität“,<br />

<strong>die</strong> nur in Griechentum <strong>und</strong> in „Christentum“ gegeben war.<br />

203 Welche Rolle spielt <strong>bei</strong> <strong>die</strong>ser Konstellation <strong>die</strong> Nachahmung <strong>der</strong> Natur? Wo <strong>die</strong> Seele <strong>der</strong><br />

Held <strong>und</strong> ihre Sehnsucht <strong>die</strong> Handlung ist, <strong>und</strong> Erlebnis als <strong>die</strong> sinngebende Macht des Dichters<br />

propagiert wird. Sind <strong>die</strong>se Dinge sichtbar? Nein. Was ist dann <strong>die</strong> Empirie in <strong>die</strong>sem Fall,<br />

<strong>die</strong> nachgeahmt wird? In dem nachfolgenden Satz kommt <strong>die</strong> Antwort auf <strong>die</strong>se Frage.<br />

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