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die problematik der nachahmung bei jmr lenz und georg lukács

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Anschaun 219 [...] wäre erworben worden.“ (27) Zur Wahrnehmungsbegabung<br />

muss noch etwas hinzukommen, damit „Genies“ „selbst [...] machen, [...] nicht<br />

nachmachen.“ Das ist <strong>die</strong> „Folie“, <strong>die</strong> „wir Begeisterung, Schöpfungskraft,<br />

Dichtungsvermögen, [...] nennen.“ (29) 220<br />

Das „poetische Genie“ kann den „Gegenstand zurück[...] spiegeln“ <strong>und</strong> <strong>die</strong>ses<br />

Können ist selten. (29) Denn <strong>die</strong>ses Können ist das Vermögen, einen Standpunkt<br />

<strong>bei</strong> <strong>der</strong> Nachahmung zu nehmen:<br />

Der wahre Dichter verbindet nicht in seiner Einbildungskraft, wie es ihm gefällt,<br />

was <strong>die</strong> Herren <strong>die</strong> schöne Natur zu nennen belieben, was aber mit ihrer Er-<br />

219 Hier ist womöglich eine Anspielung auf Sterne, den Lenz oben zitiert: „Die Gabe zu vernünfteln<br />

<strong>und</strong> Syllogismen zu machen, im Menschen – denn <strong>die</strong> höheren Klassen <strong>der</strong> Wesen,<br />

als <strong>die</strong> Engel <strong>und</strong> Geister, wie man mir gesagt hat, tun das durch Anschauen.“ S. 23. H.-G.<br />

Schwarz interpretiert Lenz‘ „Anschauung“-Konzept folgen<strong>der</strong>maßen: Bei Lenz wird <strong>der</strong> Dichter<br />

nicht wie noch <strong>bei</strong> Lessing „als gottähnlicher Schöpfer gesehen, dem <strong>die</strong> Vereinigung von<br />

empirischen <strong>und</strong> ästhetischer Wirklichkeit gelingt. Anstelle <strong>der</strong> alten idealistischen Totalität<br />

setzt Lenz eine subjektive Weltsicht, <strong>die</strong> [...] gerade so das Wesentliche zu erfassen meint“.<br />

Vgl. Schwarz, Hans-Günter, Nachwort, in: Lenz, J.M.R.: Anmerkungen übers Theater. Shakespeare-Ar<strong>bei</strong>ten<br />

<strong>und</strong> Shakespeare-Übersetzungen, Hans-Günther Schwarz (Hg.), Stuttgart<br />

1995, S. 136; Die subjektive Weltsichtkonzept macht Lenz zu einem „realist in the<br />

representation and and idealist in the conception of man and his potentialities. Lenz’s desire<br />

for a ‚godhead’s glimpse into the world‘ [...] lays the fo<strong>und</strong>ation for the mo<strong>der</strong>n myth of Man as<br />

God.” Vgl. Schwarz, Hans-Günter, Afterword, in: Lenz, S. 87-93, hier S. 89.<br />

220 Lenz unterscheidet zwischen „Genie“ <strong>und</strong> „rohen Nachahmer“ (39). Der letztere sei für ihn<br />

„mehr Tier als selbständig denken<strong>der</strong> Mensch“. Vgl. Lenz, Meinungen eines Laien den Geistlichen<br />

zugeeignet. [1772-1774], in: Lenz/Damm, Band 2, S. 522-564. Hier S. 533. Diese Definition<br />

knüpft ihrerseits an Kants Metaphysik-Vorlesung, in <strong>der</strong> zwischen „Naturell“, was einer<br />

Neigung zum Lernen entspricht, <strong>und</strong> „Genie“ als Fähigkeit, Erkenntnisse zu finden, <strong>die</strong> nicht<br />

gelernt werden können, differenziert wird. Vgl. Kant, VüM, S. 244.<br />

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