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klima-kältetechnik<br />
INTERVIEW ZUM THEMA KÄLTEMITTEL<br />
Energieeffizienz muss<br />
bei Kältemittel-Auswahl<br />
im Fokus stehen<br />
Mit Otto Oberhumer, Senior Corpor<strong>at</strong>e Advisor bei Daikin CEE, sprach<br />
HLK-CR Eberhard Herrmann über die Them<strong>at</strong>ik der Kältemittel. Durch<br />
die Ökodesign-Richtlinie und die neue, geplante EU-F-Gase-Verordnung,<br />
erlangt die „Kältemittel-Deb<strong>at</strong>te“ zusätzliche Aktualität. Das wird auch<br />
der von der HLK veranstaltete 1. Klima-Kälte-Tag zeigen (siehe Kasten).<br />
eine Deb<strong>at</strong>te, die die Branche das ganze Jahr<br />
2013 und darüber hinaus beschäftigen wird.<br />
Die Ökodesign-Richtline sieht seit 1. 1. 2013<br />
und dann ab 1. 1. 2014 verschärfte Energieeffizienzwerte<br />
für Klimageräte bis 12 kW vor.<br />
Raumklimageräte, die mit Kältemitteln mit<br />
geringen Treibhauspotenzialen (GWP-Wert<br />
unter 150; GWP = Global Warming Potential)<br />
betrieben werden, erhalten bei den Leistungsund<br />
Arbeitszahlen einen Bonus von 10 Prozent<br />
− glauben Sie, dass dies für Hersteller einen<br />
Anreiz darstellt, verstärkt Geräte mit solchen<br />
Kältemitteln anzubieten?<br />
Oberhumer: Ja, das war die generelle Absicht<br />
dieser Klausel. Ich persönlich glaube jedoch,<br />
dass der Bonus kein ausreichend starker Anreiz<br />
ist, weil die Minimalanforderungen auf einem<br />
sehr hohen Niveau festgelegt wurden. Für diese<br />
Art von Produkten zeigte eine Studie, dass<br />
eine Umstellung auf Kältemittel mit GWP kleiner<br />
150 die Effizienz deutlich reduziert oder<br />
die Nutzung aus Sicherheitsgründen nicht<br />
möglich ist. Die Studie zeigte, dass die Effizienz<br />
um 20 bis 40 Prozent zurückgeht und infolge<br />
dessen 10 Prozent Bonus nicht <strong>at</strong>traktiv sind.<br />
Zumindest bis heute gab es keine großen Bewegungen<br />
in Richtung Geräte mit geringem<br />
GWP am Markt abgesehen von einzelnen Herstellern.<br />
Bei dieser europaweiten Diskussion geht es<br />
im Grunde um die Begrenzung der globalen<br />
Erwärmung. Die GWP-Zahlen an sich verführen<br />
zu einer verkürzten Betrachtung, da die<br />
direkten Emissionen aus eingesetzter Kältemittelmenge<br />
x GWP künftig gegenüber den<br />
indirekten Emissionen in den Hintergrund<br />
ger<strong>at</strong>en. Der Stromverbrauch im Lebenszyklus<br />
bestimmt die indirekten Emissionen, welche<br />
künftig weit über 90 Prozent liegen werden.<br />
Die erzielbare Energieeffizienz muss bei der<br />
Auswahl der richtigen Kältemittel deshalb neben<br />
den Sicherheitskriterien im Vordergrund<br />
stehen.<br />
Otto Oberhumer: „Die direkten Emissionen aus der Kältemittelfüllmenge in Kilogramm x GWP<br />
werden künftig gegenüber den indirekten, die durch den Stromverbrauch verursacht sind, immer<br />
geringer. Die indirekten Emissionen werden künftig weit über 90 Prozent liegen. Daraus ist die<br />
Kältemittelauswahl abzuleiten – nicht aus dem niedrigstmöglichen GWP“.<br />
Die bereits in Kraft befindliche Ökodesign-<br />
Richtline, aber auch die Vorschläge der<br />
neuen, überarbeiteten F-Gase-Verordnung<br />
der EU über fluorierte Treibhausgase (siehe<br />
Kasten), bringen für den Kälte-Klim<strong>at</strong>echnik-<br />
Bereich zahlreiche Änderungen mit sich. Die<br />
„Kältemittel-Deb<strong>at</strong>te“ findet dadurch eine<br />
Fortsetzung und wird auch ausführlich beim<br />
1. Klima-Kälte-Tag behandelt werden.<br />
Im vorliegenden Interview ging es der HLK um<br />
die Einschätzung eines Herstellers im Klima-<br />
Kältetechnik-Bereich zu eben dieser Kältemittel-Deb<strong>at</strong>te.<br />
Dass Daikin nicht nur zu den weltweit<br />
größten Klima-Kältetechnik-Anbietern<br />
zählt, sondern zugleich auch selbst Hersteller<br />
52<br />
von Kältemitteln ist − hier auch eine eigene<br />
Entwicklungen sowie Forschungen betreibt −<br />
macht die Aussagen doppelt interessant.<br />
Im Interview gibt Otto Oberhumer, Senior Corpor<strong>at</strong>e<br />
Advisor bei Daikin Central Europe und<br />
fachlicher Leiter des 1. Klima-Kälte-Tages der<br />
HLK (siehe Kasten), interessante Einblicke in<br />
„<br />
In der EU setzen<br />
wir uns richtigerweise<br />
selbst dem höchsten<br />
Veränderungsdruck<br />
aus<br />
“<br />
3/2013 Heizung . Lüftung . Klim<strong>at</strong>echnik<br />
Was schätzen Sie: Wie viel Prozent der jetzt<br />
am Markt befindlichen Multisplit-Klimageräte<br />
(oder „nur“ bei Daikin) arbeiten mit Kältemitteln<br />
mit geringerem Treibhauspotenzial (Wert<br />
unter 150)?<br />
Oberhumer: Daikin h<strong>at</strong> als erster Hersteller<br />
das kommerzielle VRV Multisplit-Klimasystem<br />
bereits vor Jahren in einer CO 2 -Version auf der<br />
Chillventa vorgestellt. Die höheren Kosten für<br />
den 120 bar Kältekreislauf bei gleichzeitiger<br />
Einbuße in der Energieefffizienz haben bisher<br />
einen nennenswerten Marktdurchbruch verhindert.<br />
Wird es Klimageräte von Daikin geben, die<br />
mit einem Kältemittel mit geringerem Treibhauspotenzial<br />
(Wert unter 150) arbeiten?<br />
Oberhumer: Die derzeit verfügbaren Kältemittel<br />
mit GWP’s bis 2.100 unterteilen sich in<br />
drei Gruppen:<br />
––<br />
Gruppe 1 KM mit sehr niedrigen GWP’s<br />
von 0 bis 7 (very low GWP): Für Raumklimageräte,<br />
also für den DX-Bereich (Direct<br />
Expansion) scheiden sowohl Ammoniak,