gwf Wasser/Abwasser Stahlharte Argumente (Vorschau)
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NACHRICHTEN<br />
Forschung und Entwicklung<br />
Pflanzen helfen gegen arsenbelastete Böden<br />
Arabidopsis thaliana: Die unscheinbar krautige<br />
Ackerschmalwand dient seit den 1940er-Jahren als<br />
Modellpflanze für wissenschaftliche Untersuchungen.<br />
© Roepers/Wikipedia<br />
Zwei Gene, welche die Akkumulation<br />
und Entgiftung von Arsen<br />
in pflanzlichen Zellen kontrollieren,<br />
sind identifiziert worden. Dies ist<br />
das Ergebnis einer umfangreichen<br />
internationalen Zusammenarbeit,<br />
an der Labore aus der Schweiz, Südkorea<br />
und den USA sowie Mit glieder<br />
des nationalen Forschungsschwerpunkts<br />
(NCCR) Plant Survival beteiligt<br />
sind. Diese Entdeckung eröffnet<br />
viel versprechende Perspektiven für<br />
die Reduktion der Anreicherung<br />
Arsens in Kulturen in Regionen von<br />
Asien, die durch dieses toxische<br />
Metalloid stark belastet sind, und<br />
für die Sanierung von mit Schwermetall<br />
verschmutzten Böden.<br />
Das Gewinnen von Grundwasser<br />
aus tiefen Gesteinsschichten in Südost-Asien<br />
sowie der Bergbau in<br />
China, Thailand oder den Vereinigten<br />
Staaten, haben dazu geführt,<br />
dass in vielen Gebieten der Arsengehalt<br />
des <strong>Wasser</strong>s die von der<br />
Weltgesundheitsorganisation (WHO)<br />
empfohlene Konzentration von<br />
10 μg/L übersteigt. Wird dieser<br />
Grenzwert überschritten, so können<br />
gesundheitliche Probleme auftreten.<br />
Die Bevölkerung ist dieser<br />
Gefahr ausgesetzt, wenn sie kontaminiertes<br />
<strong>Wasser</strong> trinkt oder sich<br />
von Getreide ernährt, das auf arsenverschmutzten<br />
Böden kultiviert<br />
wurde. Von diesem Problem sind<br />
Menschen in der Größenordnung<br />
einer zweistelligen Millionenzahl<br />
betroffen. Eine jahrelange Exposition<br />
dieses giftigen Halbmetalls<br />
kann den Magen-Darm-Trakt, die<br />
Nieren, Leber, Lungen und die Haut<br />
angreifen. Allein für Bangladesch<br />
wird angenommen, dass rund<br />
25 Millionen Menschen <strong>Wasser</strong><br />
trinken, das mehr als 50 μg/L Arsen<br />
enthält. Davon riskieren zwei Millionen<br />
Menschen, an einer durch<br />
dieses toxische Element verursachten<br />
Krebserkrankung zu sterben.<br />
Toxische Metalle finden über<br />
Pflanzen Eingang in die Nahrungskette.<br />
So wird zum Beispiel Arsen in<br />
Reiskörnern gespeichert, was in den<br />
von diesem giftigen Metalloid verseuchten<br />
Regionen eine Gefahr für<br />
die Bevölkerung darstellt, da ihre<br />
Ernährung zu einem großen Teil von<br />
diesem Getreide abhängt. Im Boden<br />
vorhandenes Arsen aber auch Cadmium<br />
wird von Pflanzen aufgenommen<br />
und in bestimmten Zellkompartimenten,<br />
den so genannten<br />
Vakuolen, gespeichert. Im Zellinnern<br />
wird der Transport von Arsen<br />
und seine anschließende Akkumulation<br />
und Entgiftung in den Vakuolen<br />
von einer Kategorie von Peptiden<br />
– den Phytochelatinen –<br />
gewährleistet. Diese besitzen die<br />
Eigenschaft, giftige Metalloide zu<br />
binden.<br />
„Da nun die Gene identifiziert<br />
wurden, die für den Transport und<br />
die Speicherung dieser Phytochelatin-Metalloid-Komplexe<br />
verantwortlich<br />
sind, haben wir Zugriff auf<br />
ein bis anhin fehlendes Glied der<br />
Entgiftung von giftigen Schwermetallen<br />
und Metalloiden. Dieses<br />
wurde von der wissenschaftlichen<br />
Gemeinschaft seit mehr als 25 Jahren<br />
gesucht“, erklärt Enrico Martinoia,<br />
Professor für Pflanzenphysiologie<br />
an der Universität Zürich und<br />
einer der Leiter dieser Forschungsarbeit.<br />
Die Experimente, die an der<br />
Modellpflanze Arabidopsis (Ackerschmalwand)<br />
durchgeführt wurden,<br />
können leicht auf die meisten Pflanzen<br />
wie zum Beispiel Reis übertragen<br />
werden. Die Kontrolle dieser<br />
Gene dürfte es nun ermöglichen,<br />
Pflanzen zu entwickeln, die fähig<br />
sind, den Transfer giftiger Metalle<br />
von der Wurzel bis in die Blätter und<br />
die Samen zu unterdrücken, und<br />
folglich den Eintritt von Arsen in die<br />
Nahrungskette zu begrenzen.<br />
Gleichzeitig haben die Forscher<br />
eine Methode entdeckt, wie Pflanzen<br />
produziert werden können, die<br />
mehr giftige Schwermetalle aufnehmen<br />
und speichern könnten, und<br />
die sich zur Entgiftung von verschmutzten<br />
Böden verwenden<br />
ließen. Diese Pflanzen würden<br />
anschließend in Hochöfen verbrannt,<br />
um die toxische Elemente<br />
zu eliminieren.<br />
Literatur<br />
Won-Yong Song, Jiyoung Park, David G.<br />
Mendoza-Cózatl, u. a.: Arsenic tolerance in<br />
Arabidopsis is mediated by two ABCC-type<br />
phytochelatin transporters. In: PNAS, Doi:<br />
10.1073/pnas.1013964107.<br />
Kontakt:<br />
Universität Zürich,<br />
Institut für Pflanzenbiologie,<br />
Prof. Enrico Martinoia,<br />
Zollikerstrasse 107,<br />
CH-8008 Zürich,<br />
Tel. 0041 44 634-8222,<br />
E-Mail: enrico.martinoia@botinst.uzh.ch<br />
Januar 2011<br />
64 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>