Interview Naomi Campbell trifft Courtney Love (Vorschau)

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Catherine Deneuve war es Belle de Jour und für
Charlotte Rampling Der Nachtportier. Für beide waren
diese Filme ein großer Erfolg, der es ihnen erlaubt hat,
viele andere Dinge zu machen. Andererseits war es schwer
für sie, sich von dem Image dieser Rollen wieder zu befreien.
Catherine Deneuve wurde immer und immer wieder
als eiskalte und frigide Frau gesehen. Es hat Jahre gedauert,
bis sie sich auch in anderen Rollen zeigen konnte.
Und Charlotte galt hinterher immer als die dämonische,
transgressive Perverse. Du wirst ab jetzt „jung und schön“
sein. Du wirst das auf deinen Schultern tragen, und ich
war mir nicht sicher, ob du dir dessen bewusst sein
würdest. Gab es bei den Dreharbeiten einen Moment, bei
dem es dir zu viel wurde?
VACTH: Nein, aber das liegt an deiner Art zu arbeiten.
Du arbeitest, ohne zu viele Komplimente zu verteilen und
die Dinge zu intellektualisieren.
OZON: Ich muss an die Erfahrungen mit meinem letzten
Film denken, In ihrem Haus, bei dem ich ebenfalls
mit einem sehr jungen Schauspieler zusammengearbeitet
habe, Ernst Umhauer. Er ist während der Dreharbeiten
zusammengebrochen.
VACTH: Oh Gott, was ist passiert?
OZON: Er hat angefangen zu weinen und hat nicht wieder
aufgehört.
VACTH: Wirklich?
OZON: Ja, wie ein Kind, dem alles zu viel geworden ist.
Dabei war es für ihn leichter als für dich, denn es gab
ja auch noch Fabrice Luchini, er war also nicht alleine.
VACTH: Ja, stimmt, das ist eine andere Situation.
„Obwohl du schön und
ein Model bist, provozierst
du bei anderen
Frauen keine Eifersucht“
OZON: Fabrice hatte die ganze Zeit gute Laune und ständig
Witze gemacht, und Ernst hat versucht, mit ihm mitzuhalten,
was ihm aber nicht richtig gelungen ist. Er ist ja
auch erst 21.
VACTH: Er hatte eben noch nicht die Routine, das kann ich
gut verstehen.
OZON: Der Drehtag bei Jung und schön, an dem wir die
meisten Probleme hatten, war der Tag, an dem wir die
Szenen mit den verschiedenen Freiern alle hintereinander
weg gedreht haben.
VACTH: Aber am Ende war es auch schon wieder lustig.
OZON: Du hast recht. Am Schluss war es lustig.
VACTH: Sehr lustig sogar.
OZON: Der Typ war sogar aufgeregter als du.
VACTH: Stimmt. Das hat mich ein bisschen ruhiger
gemacht. Und es ging ja auch ziemlich schnell.
OZON: Das Gute an Sexszenen ist, dass sie immer schon
beim ersten Take sitzen. Offenbar verspüren Schauspieler
nur wenig Lust, sie ständig zu wiederholen.
VACTH: Ich habe mich beim Drehen gefragt, ob die Szenen
wirklich glaubwürdig wirken.
OZON: Du meinst im fertigen Film? Nachdem du ihn
gesehen hast?
VACTH: Ich weiß nicht. Ich kann den Film eigentlich gar
nicht als Film sehen. Ich sehe immer das, was ich spiele.
OZON: Mit dem italienischen Schauspieler war es jedenfalls
nicht so leicht. Er sollte ein paar pornografische Sachen
sagen, hatte allerdings einen starken Akzent, irgendwie
klang es, als würde er singen. Du hast nicht gelacht, aber
die ganze Crew fand es irre komisch.
VACTH: Hihi.
OZON: Dabei hat er ja eine Ausstrahlung, die einem eher
Angst macht. Er hat sehr starke Augen. Kürzlich hat
er den Serienkiller Roberto Zucco gespielt.
VACTH: Oh.
OZON: In Frankreich ist der Film jetzt ja schon seit einer
Woche in den Kinos. Was hat sich für dich geändert?
VACTH: Nichts.
OZON: Gar nichts? Erkennen dich die Leute auf der Straße
wieder?
VACTH: Ja, die Leute erkennen mich schon wieder.
OZON: Haben Leute dich auf der Straße angesprochen?
VACTH: Ja, es gab welche, die mich angehalten haben.
OZON: Und was haben sie gesagt? Waren sie nett?
VACTH: Es gab nichts außer Wohlwollen und
Entgegenkommen. Erst vorgestern hat eine Frau mich auf
den Film angesprochen.
OZON: Was hat sie gesagt?
VACTH: Intime Sachen. Wie sie den Film ganz persönlich
wahrgenommen hat.
OZON: Wie alt war sie?
VACTH: 47, 50 vielleicht. Ich glaube, der Film berührt die
Leute tatsächlich. Er lässt niemanden gleichgültig.
OZON: Reagieren Männer und Frauen unterschiedlich?
VACTH: Die Frauen haben offenbar ein größeres Bedürfnis,
über den Film zu sprechen.
OZON: Das finde ich so toll an dir. Obwohl du schön und ein
Model bist, provozierst du bei Frauen keine Rivalität
oder Eifersucht. Andere Mädchen sehen in dir keine Gefahr,
obwohl du es objektiv gesehen natürlich sein könntest,
denn so hübsch, wie du bist, könnten ihre Männer auf dich
stehen. Aber die Frauen spüren, dass du darauf nicht aus
bist. Du bist nicht an Rivalitäten interessiert. Das wollte ich
übrigens mit der letzten Filmszene zeigen, in der plötzlich
Charlotte Rampling auftaucht. Es gibt keine Konkurrenz.
VACTH: Die Tatsache, dass du dieses Mädchen nicht sex-
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