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Interview Naomi Campbell trifft Courtney Love (Vorschau)

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Tutu mit Stiefeln<br />

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Protl Heike Blümner<br />

Life & Style<br />

:;<br />

,ein Vater ist Kung-Fu-Lehrer<br />

und meine Mutter Schneiderin,<br />

und beide haben ihren ganz<br />

eigenen Stil. Sie haben sich immer chic angezogen,<br />

und dann sind sie tanzen gegangen.<br />

Meine Mutter sammelte die Stoffreste ihrer<br />

Kunden und nähte mir daraus neue Kleider,<br />

deshalb hatte ich schon als Kind eine recht<br />

üppige Garderobe.<br />

Als wir nach Schweden kamen, war das<br />

nicht nur ein Kultur-, sondern vor allem ein<br />

Wetterschock: In Vietnam war es immer<br />

warm und in Schweden fast immer kalt. Das<br />

war eine echte Herausforderung, und meine<br />

Mutter wusste gar nicht, wie man Kinder in<br />

so einem Klima anzieht. Wenn wir draußen<br />

Schulsport hatten, steckte sie mich in<br />

ein Ballett-Tutu und Gummistiefel.<br />

Das Konzept Trainingsanzug war meiner<br />

Mutter überhaupt nicht geläufig.<br />

Aber diese Erfahrungen haben mir<br />

schon früh gezeigt, welchen Eindruck<br />

Kleidung hinterlassen kann, und<br />

deshalb begann ich schon sehr früh,<br />

damit zu experimentieren.<br />

Als Teenager stand ich total auf R ’n’ B und<br />

HipHop, meine Vorbilder waren Mary J.<br />

Blige, TLC oder Lauryn Hill. Es ging so<br />

weit, dass ich sogar versucht habe, mir einen<br />

Afro zu machen. Schrecklich! Heute<br />

orientiere ich mich überhaupt nicht mehr<br />

an irgendwelchen Stars oder Musikern.<br />

Allerdings finde ich, dass die meisten meiner<br />

Freunde wirklich gut gekleidet sind. Am<br />

tollsten finde ich, wenn ich etwas anziehe,<br />

das jemand aus meinem Freundeskreis<br />

selbst entworfen hat, zum Beispiel von Arielle<br />

de Pinto oder Faux/real.<br />

Ich trage viel Schwarz, aber wenn Farbe<br />

dazukommt, muss es richtig knallen. Und<br />

ich mag Materialien, die glitzern und<br />

glänzen. Wie zum Beispiel meine „Seejungfrauen“-Kollektion,<br />

zu der unter anderem<br />

einige grün glänzende Kleider<br />

gehören. Einmal trug ich eines<br />

davon im Berliner Technoclub Berghain,<br />

und mitten auf der Tanzfläche<br />

kam ein großer, dicker Mann<br />

auf mich zu und sagte mir, dass seine<br />

Barbiepuppe früher genau so ein<br />

Kleid gehabt hätte. Das war das beste Kompliment<br />

aller Zeiten.<br />

Mein Lieblings-Sweatshirt mit dem<br />

Tigerprint habe ich in Rom in irgendeinem<br />

Ramschladen gekauft. Tierprints gibt es ja<br />

in allen möglichen Variationen, aber meiner<br />

ist besonders hübsch. Ich kleide mich gern<br />

feminin, einer meiner Lieblingsdesigner ist<br />

zum Beispiel Issey Miyake. Bei Schuhen<br />

mag ich entweder Sneaker oder High Heels.<br />

Außerdem sammle ich spitze Vintage-<br />

Schuhe von Helmut Lang – für mich die<br />

schönsten Schuhe, die es gibt. Deshalb kaufe<br />

ich auch sehr viel in den Westberliner<br />

Secondhand läden ein. Sie sind zwar extrem<br />

vollgestopft mit komischen verstaubten<br />

Teilen, aber wenn man direkt nach<br />

bestimmten Designern fragt, kann man sich<br />

viel Sucherei ersparen und noch echte Perlen<br />

finden. Ich kaufe nur sehr wenige Sachen<br />

neu, weil ich so sehr auf Qualität achte.<br />

Wenn, dann sind es meistens recht<br />

funk tionale Stücke wie warme Jacken oder<br />

Schuhe. Außerdem mag ich Dinge, die den<br />

Körper oder die Körperhaltung beeinflussen.<br />

Korsetts zum Beispiel oder auch Gymnastikhosen.<br />

Wenn man bestimmte Sachen trägt,<br />

bewegt man sich auch anders.<br />

"Ich kaufe nur<br />

wenige Sachen neu,<br />

weil ich so sehr<br />

auf Qualit‰ t achte"<br />

Es ist schön, dass ich mich an so vielen<br />

Orten zu Hause fühle: Ich reise viel nach<br />

Asien, lebe in Berlin und Stockholm und bin<br />

oft in New York. Überall nehme ich<br />

Eindrücke in mich auf: Viele asiatische<br />

Frauen kleiden sich gern sehr weiblich und<br />

mögen es ornamental. Stockholm ist<br />

das genaue Gegenteil: minimalistisch und<br />

demokratisch. New York ist auch toll, aber es<br />

ist mir manchmal schon fast zu trendy.<br />

Deshalb mag ich Berlin so gern, weil hier die<br />

Persönlichkeit der Menschen viel mehr<br />

durchschimmert. Sie sehen nicht so sehr aus<br />

wie reine Konsumenten.<br />

FOTOS: Magnus Reed; privat (10)

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