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Diese Seite: Mantel<br />
& Schuhe PRADA<br />
Jackett, Weste & Hose<br />
BOTTEGA VENETA<br />
Hemd & Krawatte<br />
DIOR HOMME Sonnenbrille<br />
RAY BAN<br />
Socken FOGAL<br />
Linke Seite: Mantel<br />
& Jackett PRADA<br />
Hemd & Krawatte<br />
DIOR HOMME<br />
hatte. Aber all das war unwichtig, verglichen mit meiner<br />
Freude, diese Rolle spielen zu können. Ich konnte mich ja<br />
noch gut daran erinnern, was abging, als Oscar erschossen<br />
wurde. Ich selbst habe mich damals hilflos und frustriert<br />
und wütend und angepisst gefühlt, alle möglichen<br />
Gefühle gleichzeitig. Oscar Grant war jemand, der aussah<br />
wie ich. Mir hätte leicht dasselbe passieren können. Ich<br />
komme aus Newark/New Jersey, aus einer ähnlichen Ecke<br />
wie Oscar. Und ich bin oft mit der U-Bahn von Newark<br />
nach Manhattan gefahren. Auch zu Veranstaltungen wie<br />
der West Indian Day Parade, bei denen die Leute tranken<br />
und eine gute Zeit hatten und sich miteinander stritten.<br />
Also hätte auch mich treffen können, was Oscar passiert<br />
ist. Man wird aus einem Zug geholt und kurz danach<br />
von einem Polizisten erschossen. Als das damals passiert ist,<br />
habe ich mich völlig hilflos gefühlt. Deswegen habe ich<br />
mich darüber gefreut, die Gelegenheit zu bekommen, dazu<br />
etwas zu sagen, als Schauspieler …<br />
WHITAKER: Als ich dich und Ryan vor den Dreharbeiten<br />
beobachtet habe, hatte ich das Gefühl, dass ihr beide<br />
sofort ganz eng miteinander wart. Stimmt das?<br />
JORDAN: Wir haben uns von Anfang an verstanden. Wir<br />
haben uns darüber unterhalten, welche Bücher wir mögen<br />
und welche Regisseure wir verehren und welche Art<br />
.<br />
von Filmen uns inspirieren, und wir hatten denselben<br />
Geschmack, auch wenn es um Musik ging. Bei Ryan hatte<br />
ich ganz schnell das Gefühl, dass das mit ihm eine<br />
Freundschaft und Kameradschaft und Partnerschaft<br />
über den Drehschluss hinaus werden könnte. Hoffentlich<br />
für den Rest unserer Karrieren.<br />
WHITAKER: Ich weiß, wie wichtig für dich und Ryan<br />
Genauigkeit ist. Aber wenn es darum geht, einen<br />
Menschen zu spielen, der tatsächlich gelebt hat, ist das ja<br />
nicht so leicht. Wie hast du es angestellt, Oscar<br />
nahezukommen?<br />
JORDAN: Es gab keine Aufzeichnungen von ihm, keine<br />
Videos, keine Tonaufnahmen. Also hatte ich nichts,<br />
wovon ich ausgehen konnte. Eigentlich wusste ich nicht<br />
mehr als: Oscar Grant, 22 Jahre alt, Afroamerikaner, Bay<br />
Area. Ich kann mich noch daran erinnern, dass du zu mir<br />
sagtest: !Du musst ihn nicht imitieren. Du repräsentierst<br />
ihn. Sei ein Stellvertreter Oscars." Das hat mir den Zugang<br />
erleichtert. Wie Oscar war, habe ich durch die Menschen<br />
erfahren, die ihm am nächsten standen: seine besten<br />
Freunde, die in seiner Todesnacht mit ihm unterwegs waren;<br />
Tatiana, seine Tochter; Wanda, seine Mutter; und<br />
Sophina, Oscars Freundin und Tatianas Mutter. Natürlich<br />
hat mich das ein wenig unter Druck gesetzt. Ich wollte<br />
die Menschen, die ihn so gut gekannt hatten, nicht<br />
ent täuschen. Deswegen hat es mir viel bedeutet, als Oscars<br />
Tante bei der Premiere sagte, dass sie bei manchen<br />
Szenen in unserem Film das Gefühl hatte, Oscar zu sehen,<br />
nicht mich.<br />
WHITAKER: Ich kann mich noch daran erinnern, wie viele<br />
Leute im Publikum nach der Premiere geweint haben.<br />
War dir eigentlich von Anfang an klar, dass ihr eine Geschichte<br />
erzählt, die es schafft, Barrieren zu überwinden?<br />
Oder ging es dir nur darum, deine Rolle zu spielen?<br />
JORDAN: Ich habe nur an die Rolle gedacht, aber ich weiß<br />
genau, was du meinst. Ryan hat mir ja erzählt, dass er mit<br />
seinem Film Amerika einen Spiegel vorhalten wollte. Und<br />
es ging uns darum, Oscar etwas von seiner Menschlichkeit<br />
zurückzugeben. Irgendwann habe ich begonnen, mir die #$<br />
Menschen anzusehen, die mir sagten, wie sehr der Film<br />
sie berührt hatte. Da war eine weiße Lady mittleren Alters.<br />
Oder ein älterer Weißer und dann dieser asiatische Mann<br />
und dieser schwarze Typ und dieses weiße Mädchen ...<br />
Alle, die den Film sehen, sind in ihren Gefühlen ganz<br />
aufgescheucht, und oft wissen sie nicht, wie sie sich<br />
ausdrücken sollen, weil dieser Film es ja auch schafft, die<br />
Haltung infrage zu stellen, mit der man durch die Welt<br />
geht. Irgendwann habe ich es verstanden: Wenn alle<br />
möglichen Menschen nach diesem Film dasselbe sagen,<br />
dann muss es etwas damit zu tun haben, dass seine<br />
Botschaft nichts mit Hautfarbe zu tun hat oder damit, aus<br />
welcher Ecke du stammst. Sondern dass es darum geht,<br />
wie wir Menschen behandeln. Es geht darum, dass man,<br />
egal, wie viel Mist man in der Vergangenheit gebaut hat,<br />
immer die Wahl hat, sich weiterzuentwickeln. Das ist es,<br />
wovon dieser Film handelt: vom Versuch voranzukommen.<br />
Oscar war ein Mensch, der vorankommen wollte.<br />
Aber diese Botschaft war nicht besonders wichtig für<br />
mich. Ehrlich gesagt habe ich nur versucht, meinen Job so<br />
gut wie möglich zu erledigen und Oscar so gut zu spielen,<br />
wie ich es konnte.<br />
„Fruitvale Station“ hat noch keinen<br />
deutschen Starttermin