26.02.2014 Aufrufe

stereoplay Studioqualität für Jedermann (Vorschau)

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Musik Berliner Meister Schallplatten – Direct to Disc<br />

Ohne Netz und<br />

digitalen Boden<br />

Ein junges Label und erfahrene Klangfänger: Bei den Berliner Meister<br />

Schallplatten wird das Signal aus dem Konzertsaal direkt in Vinyl geritzt.<br />

Die ersten LPs öffnen die Tür zu einer neuen Analog-Philosophie.<br />

Jetzt müssen sich nur die Stars unter den Musikern trauen.<br />

Wer es nicht weiß, übersieht<br />

die goldenen<br />

Trichter. Auf einem<br />

kleinen Regalbrett nahe der Teeküche<br />

hat Rainer Maillard seine<br />

Trophäen aneinandergereiht. Eben<br />

auch die goldenen Grammophon-<br />

Miniaturen der National Academy<br />

of Recording Arts and Sciences,<br />

die als „Grammys“ wesentlich bekannter<br />

sind. So etwas kann man<br />

nicht kaufen, das gibt es nur <strong>für</strong><br />

die höchsten Leistungen in der<br />

Musikbranche.<br />

Dass Rainer Maillard seine<br />

Grammys nicht in einem Plexiglas-<br />

Schrein am Eingang seines Studios<br />

festlich beleuchtet, sondern hier<br />

halb versteckt, das ist vor allem ein<br />

Zeichen der uneitlen Kunst eines<br />

Tonmeisters. Zudem sieht er seine<br />

Schätze recht selten. Maillard wird<br />

international gebucht und braust<br />

über den Erdball: Wien, Caracas,<br />

Dresden, Turin, Tokio. Er fängt die<br />

absoluten Superstars ein: Anna Netrebko,<br />

Claudio Abbado, Lang<br />

Lang etc. Vornehmlich aus der<br />

Welt der Klassik, vornehmlich digital.<br />

Mit den Festplatten im Gepäck<br />

geht es zurück in die neuen<br />

Studios am Potsdamer Platz.<br />

Der Befreiungsschlag<br />

Lange Jahre residierten die Emil<br />

Berliner Studios in Hannover unter<br />

den Fittichen der Deutschen<br />

Grammophon Gesellschaft (DGG).<br />

Im Strudel der kränkelnden Klassik-Labels<br />

löste die DGG ihr hauseigenes<br />

Recording-Department<br />

auf – ein Schlag <strong>für</strong> die Tonmeister,<br />

ein Befreiungsschlag <strong>für</strong> Maillard.<br />

Gemeinsam mit Partnern<br />

kaufte er Rechte und Technik des<br />

Studios und kann sich heute vor<br />

Aufträgen kaum retten. Der nächste<br />

Schritt ist ein eigenes Label – doch<br />

zur großen Überraschung nicht digital,<br />

sondern rein analog, sogar<br />

„reinst“ analog. Im Direktschnitt<br />

geht es in die Vinylmatrize.<br />

Das könnte man als historisierende<br />

Hobby-Beschäftigung eines<br />

Star-Tonmeisters abtun. Doch<br />

Maillard und sein Mitproduzent<br />

Stephan Flock sind auch Geschäftsmänner.<br />

Hinter der Direktschnitt-<br />

Ambition steckt eine eigene Philosophie<br />

und mehr als nur die Hoffnung<br />

auf einen nahen Geldstrom.<br />

Vinyl brachte den Emil Berliner<br />

Studios schon mehrfach Einnahmen<br />

– beispielsweise durch das<br />

Mastering <strong>für</strong> Stings „Songs From<br />

The Labyrinth“ oder die LP-Edition<br />

zu „The Decca Sound“. Maillard<br />

nahm zudem Maarten de Boer<br />

unter Vertrag, seit über einem Vierteljahrhundert<br />

geschätzter Meister<br />

des Vinylschnitts.<br />

Der wichtigste Name jedoch:<br />

Emil Berliner, der Erfinder der<br />

Schallplatte daselbst und Namenspatron<br />

der Studios seit der Gründung.<br />

Als sein Haupterbe hat die<br />

Deutsche Grammophon Gesellschaft<br />

den Emil Berliner Studios<br />

134 3/13 <strong>stereoplay</strong>.de

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!