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Vocal Jazz<br />
Brasil-jazz<br />
Jill Barber <br />
Mischievous Moon<br />
Hotel Bossa Nova <br />
Na Meia Luz<br />
KLANGTIPP<br />
Die Macht<br />
der Verführung<br />
Musik: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
K l a n g : ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
Gehen wir zurück. Ein bisschen. Noch weiter.<br />
Und noch ein Jahrzehnt, und irgendwann sind<br />
wir in den 1950ern, als die Frauen Petticoats trugen<br />
und Marilyn Monroe, Doris Day oder Peggy<br />
Lee die Männerherzen höher schlagen ließen.<br />
In den Songs von damals umgarnten die Frauen<br />
nicht nur die Männer und deuteten die Möglichkeiten<br />
erotischer Abenteuer an; sie begaben sich<br />
auch – anders als in Produktionen der Jetztzeit –<br />
in scheinbar unterwürfige Positionen.<br />
Genau diese Haltung lässt Jill Barber augenzwinkernd<br />
wieder aufleben. Da verspricht sie in<br />
„Be My Man“, alles zu tun, was von ihr verlangt<br />
wird, wenn er verspricht, ihr Mann zu werden,<br />
und schwört in „Never Quit Loving You“ ewige<br />
Liebe. Das ist so retro wie im deutschen Sprachraum<br />
die Stücke von Max Raabe. Doch während<br />
Raabe den blasierten Entertainer mimt, schlüpft<br />
die Kanadierin in die Rolle der verführerischen...<br />
Ja, was eigentlich? Mit vibrierender, hier präsent<br />
aufgezeichneter Stimme, in der sich fast gurrende<br />
Untertöne einer rauchenden und Whisky<br />
trinkenden Lady mit mädchenhaft gehauchten<br />
Worten vermischen, bezirzten vor allem die Leinwand-Heldinnen<br />
die Männer.<br />
Geigen, Rhythm & Blues-Muster und Doo-Wop-<br />
Chorusse unterstreichen die Retro-Wirkung, voluminöse<br />
Töne von E-Bass, Orgel und E-Piano<br />
ergänzen sich ideal mit den altmodischen Arrangements<br />
– und manchmal greifen noch Saxofone<br />
oder eine Hawaii-Gitarre ins Geschehen ein. Von<br />
einem fein geschnittenen, die Proportionen betonenden<br />
und somit tiefen Einblick gewährenden<br />
Klangkleid umfangen, schmachtet Jill Barber in<br />
ihren Sehnsüchten nach der perfekten Liebe –<br />
ein zauberhafter Rückgriff auf eine Zeit, die ihre<br />
Prüderie als Romantik verkaufte. Damit tritt sie<br />
die Nachfolge von Blossom Dearie an, die auf<br />
dem Album „Once Upon A Summertime“ ihre<br />
Kiekser mit dem feinen Hauch des Dummchens<br />
setzte, das genau weiß, was es will, und sicher die<br />
nächsten Drinks spendiert bekommt. Da Männer<br />
ja viel zu leicht den Verstand verlieren. WS<br />
Ferryhouse / Warner<br />
(47:43)<br />
KLANGTIPP<br />
enja / Soulfood<br />
(47:31)<br />
Musik: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
K l a n g : ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
Multikulturelle Schmeicheleien <strong>für</strong> die Ohren:<br />
Liza da Costa ist portugiesisch-indischer Herkunft,<br />
ihre drei Begleiter an Gitarre, Bass und<br />
Drums sind Deutsche – und alle vier haben die<br />
brasilianische Bossa Nova im Blut. Auf „Na Meia<br />
Luz“ öffnet sich ihre einladende musikalische<br />
Herberge den Liebhabern einer modernen<br />
Bossa-Variante, die sich munter vermischt mit<br />
gepflegten Jazz-Rhythmen, traurigem Fado-Chanson<br />
aus Lissabon und virtuoser Flamenco Gitarre.<br />
Locker-leicht, ganz unangestrengt kommen diese<br />
Lieder daher, und die Tontechnik leuchtet die<br />
Klangräume so hell, weich und natürlich aus, wie<br />
es sich <strong>für</strong> Bossa-Aufnahmen geziemt. MI<br />
Piano Tri0<br />
Crossover<br />
Crossover<br />
Stephan Becker Trio<br />
Urban Poems<br />
Keith Jarrett <br />
Hymns – Spheres<br />
Eric Schaefer <br />
Who Is Afraid Of Richard W.?<br />
Musik: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
K l a n g : ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
KLANGTIPP<br />
Musik: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
K l a n g : ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
Musik: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
K l a n g : ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
Klein, aber fein – und stets dem guten Klang<br />
verpflichtet: So präsentiert sich das Aachener<br />
Nabel-Label auch hier. Firmenchef Rainer<br />
Wiedensohler gibt dem Kölner Pianisten Stephan<br />
Becker und seinen zwei Begleitern (Stefan Rey,<br />
Bass; Thomas Esch, Drums) eine Plattform, auf<br />
der sie ihre hoch entwickelte Triokunst zwischen<br />
Balladen und Uptempo-Stücken zeigen können.<br />
Becker & Co. lieben klare Linien und einen fast<br />
popmusikalischen rhythmischen Drive. Gleichzeitig<br />
verzichten sie auf die von e.s.t. oder Rusconi<br />
bekannten elektronischen Verfremdungen.<br />
Großstädtischer Groove trifft hier auf die Poesie<br />
natürlicher Akustik – „Urban Poems“ eben. MI<br />
Nabel / NRW<br />
(59:57)<br />
Wer sich 1976 über das Diktat der geschriebenen<br />
Noten erhob und frei improvisierte, hatte einen<br />
Schlag gegen die „Reaktionäre“ in Musik und<br />
Gesellschaft gelandet. Dass sich Keith Jarrett an<br />
den Manualen und Registern der großen Kirchenorgel<br />
in der Benediktiner-Abtei Ottobeuren<br />
spontanen Einfällen hingab, entsprach also dem<br />
Zeitgeist. Von leichten Nebengeräuschen begleitet,<br />
flüstern, tosen und brüllen die Pfeifen – ein<br />
akustisches Event fernab dessen, was Jahrzehnte<br />
zuvor Komponisten wie Olivier Messiaen oder<br />
György Ligeti erkundet hatten. Der Kult um den<br />
Genius Jarrett ignorierte all dies und begnügte<br />
sich mit seinen Eingebungen.<br />
WS<br />
ECM / Universal<br />
(1:33:43)<br />
Das Wagner-Jahr hat kaum begonnen, da erscheinen<br />
die ersten Statements. Eric Schaefers „Who<br />
Is Afraid Of Richard W.?“ wird polarisieren. Der<br />
Berliner Schlagzeuger, der auch das Erfolgstrio<br />
[em] betrommelt, will seine Leidenschaft <strong>für</strong> die<br />
Musik des Spätromantikers in modernem Gewand<br />
zeigen und verpackte Wagners Oeuvre in<br />
eine Mischung aus Klischee-Massaker und Clubsound.<br />
Mit Trompete, Bass, Keyboards, Drums<br />
und Electronics werden Motive von „Tann häuser“<br />
bis zu „Tristan“, aber auch von Liszt und aus<br />
eigener Feder kombiniert, entschlackt und in ein<br />
opulent gemischtes Beat-Gemenge verwandelt.<br />
Streitbar, doch mit Charme.<br />
RD<br />
ACT / Edel:Kultur<br />
(46:07)<br />
Musik max. 10 Punkte, Klang max. 10 Punkte erhältlich auf CD erhältlich auf Vinyl erhältlich als Download<br />
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