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Musik Jazz<br />
akustik-Jazz<br />
Jazz CD des Monats<br />
KLANGTIPP<br />
Musik: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
K l a n g : ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
Senior-Saxofon<br />
Je älter er wird, desto mehr scheint Wayne Shorter<br />
das Risiko zu suchen. Der 1933 geborene<br />
Saxofonist war zwar schon in den 1960ern einer<br />
jener Jazz-Erneuerer, die sich über die Harmonielehre<br />
des Bebop erhoben und nebenbei auch<br />
Songstrukturen hinterfragten. Seit etwa einem<br />
Jahrzehnt aber krönt Shorter sein Werk mit einem<br />
Quartett, dessen Mitglieder allesamt wunderbar<br />
frei und souverän mit einander kommunizieren<br />
und so konsequent die gängigen Bebop- und Free-<br />
Wayne Shorter Quartet <br />
Blue Note / EMI<br />
(77:29)<br />
Without A Net<br />
Floskeln meiden, dass sie sich auf ein neues Niveau<br />
der Jazz-Entwicklung zubewegen.<br />
Die acht Titel hier, 2011 auf einer Europa-Tournee<br />
mitgeschnitten, sind anders als die üblichen<br />
Jazz-Produktionen tiefer, reifer und vor allem ungebundener.<br />
Wagemutig verwirklichen Shorter,<br />
Pianist Danilo Perez, Bassist John Patitucci und<br />
Schlagzeuger Brian Blade die Utopie der Jazz -<br />
Revolutionäre aus den Sixties. Wo es der Gedankenfluss<br />
verlangt, reißen sie die Chorus-Strukturen<br />
auf, drehen und wenden die Themen wie<br />
Klassik-Komponisten, ballen ihre Improvisa tionen<br />
zu dichten Clustern und lösen jene oft völlig<br />
überraschend wieder auf. Dank solch verblüffender<br />
Wendungen wirken ältere Shorter-Kompositionen<br />
(„Orbits“, „Myrrh“, „Plaza Real“)<br />
oder die Filmmelodie „Flying Down To Rio“ so<br />
frisch wie Neuschöpfungen. Im 23-minütigen<br />
„Pegasus“ – live aus der Disney Hall in Los Angeles<br />
– ergänzen die „Imani Winds“ das Quartett:<br />
eine wundervolle Kreuzung aus Kammermusik<br />
und Jazz mit exakt komponierten Passagen<br />
und Improvisationen, die von kraftvollen<br />
Rhythmusstrukturen getragen sind.<br />
Einziger Kritikpunkt: Da diese Disc Beispiele aus<br />
mehreren Konzerten enthält, wird gelegentlich<br />
ausgeblendet, weil die Produktion auf das nahtlos<br />
angeschlossene Folgestück verzichtet hat. Einen<br />
noch besseren Eindruck von der Einzigartigkeit<br />
der Shorter-Band könnten komplette Mitschnitte<br />
vermitteln.<br />
WS<br />
Piano Tri0<br />
Stefano Battaglia Trio <br />
KLANGTIPP<br />
ECM / Universal<br />
(78:10)<br />
Songways<br />
Musik: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
K l a n g : ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
Sie tragen den gleichen Vornamen, sind in der<br />
gleichen Stadt (Mailand) geboren – und haben<br />
beide edelste Klavieralben zum ECM-Katalog<br />
beigesteuert: Stefano Bollani (Jahrgang 1972)<br />
und Stefano Battaglia (1965 geboren). Hier soll<br />
die Rede von Battaglia sein, der 2011 mit dem<br />
feinsinnigen Trio-Album „The River Of Anyder“<br />
anrührte und auf „Songways“ noch kraftvoller<br />
zum Bade in schwelgerischem Wohlklang bittet.<br />
Mit ausgreifenden Figuren spürt er den Echos<br />
archaischer Gesänge nach, gestützt von Roberto<br />
Danis vitalem Schlagzeug, während Salvatore<br />
Maiore einen unaufdringlichen Bassteppich legt.<br />
Ein großer Wurf in feinstem ECM-Klang. MI<br />
Fusion<br />
jazz-Chanson<br />
Modern jazz<br />
Pat Metheny <br />
The Orchestrion Project<br />
Lily Dahab <br />
Huellas<br />
Rez Abbasi Trio<br />
Continuous Beat<br />
Musik: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
K l a n g : ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
KLANGTIPP<br />
Musik: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
K l a n g : ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
Musik: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
K l a n g : ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■<br />
Man kann das verstehen: Jahrelang hat Pat Metheny<br />
getüftelt, eine ungewöhnliche Tournee mit<br />
über 100 Konzerten absolviert, und dann soll er<br />
sein bald eigenheimgroßes mechanisches Instrument<br />
wieder einmotten. Das ging dem Gitarristen<br />
gegen den Strich, und deshalb schiebt er nun mit<br />
„The Orchestrion Project“ einen Epilog zum<br />
Thema Mensch und Maschine hinterher. Wieder<br />
klingt sein monumentaler Spielmannszug leicht<br />
steril und seltsam unräumlich gemischt, wieder<br />
ist Metheny als Gitarrist famos und als Zauberlehrling<br />
kurios. Am ehesten bekommt man wohl<br />
einen Zugang mit der DVD, wo man den David<br />
mit seinem Goliath hantieren sieht. RD<br />
Nonesuch / Warner<br />
(60:50, 46:01)<br />
Sensibilität hat einen neuen Namen: Lily Dahab.<br />
Die glutäugige argentinische Schönheit, die in<br />
Buenos Aires Musik studierte, sich auf spanischen<br />
Musical-Bühnen bewährte und schließlich aus<br />
Herzensgründen in Berlin sesshaft wurde,<br />
verzaubert auf „Huellas“ (auf Deutsch: „Spuren“)<br />
mit einer Stimme wie Streicheleinheiten:<br />
geschmeidig, fantasievoll und von großem Nachdruck,<br />
wobei der fein strukturierte Klang die<br />
Berührung mit dieser Vokalkunst noch intensiver<br />
erlebbar macht. Die multinationale Band um den<br />
Pianisten Bene Aperdannier gibt den elf Stücken,<br />
darunter viel Eigenes und zwei Klassiker von Astor<br />
Piazzolla, eine einzigartige Atmosphäre mit. MI<br />
Herzog / Edel:Kultur<br />
(46:36)<br />
Schon mit „Suno Suno“ (2011) war Rez Abbasi<br />
aufgefallen. Ähnlich wie Vijay Iyer und Rudresh<br />
Mahanthappa ist der New Yorker E-Gitarrist mit<br />
den pakistanischen Wurzeln auf der Suche nach<br />
einer sinnvollen Verknüpfung seiner musikalischen<br />
Herkunft mit der Stilsprache des Jazz. „Continuous<br />
Beat“ verkleinert nun die Entourage auf die<br />
präsent ausbalancierte Kernbesetzung mit Bassist<br />
John Herbert und Drummer Satoshi Takeishi.<br />
So kann Abbasi noch präziser an seiner Identität<br />
feilen. Im Sound verwandt mit Bill Frisell oder<br />
John Abercrombie, spielt er sich musikalisch souverän<br />
und unaufgeregt von allen Vorbildern frei.<br />
Eine Entdeckung, als Solist wie als Band. RD<br />
enja / Soulfood<br />
(52:44)<br />
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