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Perez mit an<strong>der</strong>en Fahrern vergleichen, die Sie als<br />
ganz junge Piloten im Team gehabt haben? Mit<br />
Kimi Räikkönen o<strong>der</strong> Michael Schumacher zum<br />
Beispiel, auch wenn das in <strong>der</strong> Gruppe C war.<br />
Es ist grundsätzlich schwierig, Fahrer miteinan<strong>der</strong><br />
zu vergleichen. Natürlich könnte man sagen, <strong>der</strong><br />
eine hat seine Stärken hier, <strong>der</strong> an<strong>der</strong>e da, <strong>der</strong> eine<br />
hat dieses Naturell, <strong>der</strong> an<strong>der</strong>e jenes. Aber das würde<br />
ich nie machen, einen unserer jetzigen Fahrer mit<br />
einem an<strong>der</strong>en zu vergleichen.<br />
Wie sehen Sie seinen Wechsel zu McLaren - eher<br />
mit Stolz o<strong>der</strong> auch mit Enttäuschung, nachdem<br />
Sie ihm die Chance gegeben haben?<br />
Also die Chance hat ihm Telmex gegeben. Dieses<br />
ganze Zusammenspiel, Perez, Telmex und Sauber<br />
wird ja gern etwas falsch dargestellt. Auch im<br />
Zusammenhang mit Esteban Gutierrez übrigens.<br />
Telmex ist auf uns zugekommen, weil sie <strong>der</strong> Überzeugung<br />
waren, dass sie in ihrer Scu<strong>der</strong>ia Telmex<br />
einen Fahrer haben, <strong>der</strong> reif ist für die Formel 1.<br />
Wir haben diesen Fahrer gekannt, weil wir ihn in<br />
<strong>der</strong> GP2 beobachtet haben und wir haben gesagt,<br />
ja, wir glauben, das ist okay. <strong>So</strong> sind wir mit Telmex<br />
zusammen gekommen. Perez war nach zwei Jahren<br />
frei, es hat uns also niemand einen Fahrer weggenommen,<br />
we<strong>der</strong> McLaren noch sonst irgendjemand.<br />
Er war frei. Unsere Aufgabe war es aus <strong>der</strong><br />
Sicht von Telmex, und Telmex ist in dieser Sache<br />
unser Auftraggeber, diesen jungen Mann so schnell<br />
wie möglich so weit zu bringen, dass er für ein Top-<br />
Team in Frage kommt. Natürlich hat man da eher<br />
die Roten im Blickfeld gehabt, deshalb hat er auch<br />
in <strong>der</strong> Ferrari Academy einen Vertrag bekommen,<br />
was aus unserer Sicht keinen Sinn gemacht hat, denn<br />
da sind eigentlich Fahrer drin, die noch nicht in <strong>der</strong><br />
Formel 1 sind. Das war eine Geste gegen<strong>über</strong><br />
Telmex von Ferrari. Ferrari wollte ihn dann aber<br />
nicht, weil sie <strong>der</strong> Meinung waren, dass es zu früh<br />
ist, o<strong>der</strong> weil sie lieber mit Felipe weitermachen<br />
wollten o<strong>der</strong> wie auch immer. Das mit McLaren<br />
kam für mich schon <strong>über</strong>raschend. Es gab zwar<br />
Gerüchte, aber letztendlich war es für mich doch<br />
Fotos: sauber, adrivo/Sutton<br />
JJ Lehto beim<br />
Südafrika GP in<br />
Kyalami 1993<br />
»Dass Schumacher sehr schnell ist, hat man sehr<br />
bald gemerkt. in Le Mans ist er aber zum beispiel<br />
nicht nur die schnellsten Runden gefahren, son<strong>der</strong>n<br />
hat auch am wenigsten Benzin gebraucht.«<br />
<strong>über</strong>raschend. Aber es war ja für uns alle auch ein<br />
bisschen <strong>über</strong>raschend, dass Hamilton zu Mercedes<br />
geht. Und dann musste man bei McLaren natürlich<br />
etwas unternehmen.<br />
Sie sagen, die Situation mit Gutierrez würde auch<br />
immer falsch dargestellt - inwiefern?<br />
Mit Gutierrez liegt <strong>der</strong> Fall ganz an<strong>der</strong>s als bei<br />
Perez. Gutierrez ist bei uns seit vier Jahren unter<br />
Vertrag. Vor vier Jahren kannte ich den Namen<br />
Slim noch nicht und auch den Namen Telmex<br />
nicht. Dieser Kontakt hat also <strong>über</strong>haupt nichts<br />
mit Mexiko zu tun. Esteban hat damals das Weltfinale<br />
<strong>der</strong> Formel BMW gewonnen und normalerweise<br />
hat <strong>der</strong> Sieger dann von BMW, von Mario<br />
Theissen, einen Formel-1-Test als Geschenk<br />
bekommen. Obwohl BMW zu dem Zeitpunkt,<br />
Ende 2009, aber schon draußen war, hat Mario uns<br />
gebeten, ob wir nicht Esteban trotzdem diesen<br />
Testtag geben könnten. Wir haben das gemacht,<br />
aber wenn wir jemanden zu einem Test einladen<br />
und ihm das ermöglichen, dann halten wir<br />
anschließend auch ein bisschen die Hand drauf.<br />
Wir haben ihn natürlich weiter beobachtet und<br />
haben diesen Vertrag verlängert. Esteban wird, weil<br />
er Mexikaner ist, zwar von Telmex unterstützt, ich<br />
weiß nicht, in welchem Umfang, er war aber nie<br />
ein Fahrer <strong>der</strong> Scu<strong>der</strong>ia Telmex, hatte nie einen<br />
direkten Vertrag mit ihnen. Mit Esteban verbindet<br />
uns nur eine Beziehung, die auf seiner Performance<br />
basiert und nicht auf <strong>der</strong> Kasse von Telmex.<br />
Haben Sie es je bereut, dass Sebastian Vettel, <strong>der</strong><br />
in <strong>der</strong> BMW-Zeit ja kurz da war, Ihrem Team sozusagen<br />
entwischt ist?<br />
Ich weiß es nicht - aber eigentlich nicht, nein...<br />
Warum nicht, weil Sie ihm nicht das Umfeld hätten<br />
bieten können, das er für seinen Aufstieg ganz an<br />
die Spitze gebraucht hat?<br />
Das ist eine Entscheidung, die BMW hätte treffen<br />
müssen. Und BMW wäre ja in einer ganz an<strong>der</strong>en<br />
Position gewesen, ihm das zu bieten. Man kann das<br />
<strong>alles</strong> so gar nicht vergleichen.<br />
Michael Schumacher kam als ganz junger Fahrer<br />
zu Ihnen. Haben Sie damals schon geahnt, was aus<br />
ihm werden könnte?<br />
Als Schumacher im Winter 1989-90 zu uns kam,<br />
haben wir <strong>über</strong>haupt nicht an die Formel 1 gedacht,<br />
nicht einmal in Ansätzen. Dass Schumacher sehr<br />
schnell ist, hat man sehr schnell gemerkt, und auch<br />
dass da noch mehr war. Zum Beispiel in Le Mans,<br />
da ist er nicht nur die schnellsten Runden gefahren,<br />
son<strong>der</strong>n hat auch am wenigsten Benzin, am<br />
wenigsten Reifen, am wenigsten Bremsen gebraucht.<br />
Er war nicht nur ein sehr schneller, er war auch ein<br />
sehr guter Fahrer.<br />
Hätten Sie sich dann doch gewünscht, dass sie ihn<br />
mal für die Formel 1 kriegen, gerade am Anfang,<br />
wo das vielleicht noch möglich gewesen wäre?<br />
Sicher, das war ja auch die Idee, und zusammen mit<br />
Mercedes hätte das ja auch wahrscheinlich funktioniert<br />
damals. Aber allein ging das nicht.<br />
Wenn Sie noch einmal neu anfangen könnten -<br />
würden Sie dann <strong>alles</strong> wie<strong>der</strong> genauso machen?<br />
Man muss diese Frage ja grundsätzlich beantworten,<br />
man kann nicht sagen, ja, ich möchte neu anfangen,<br />
aber ich möchte aus den Fehlern lernen. Das funktioniert<br />
nicht. Und deshalb muss ich ganz klar sagen:<br />
Ja, ich würde <strong>alles</strong> wie<strong>der</strong> so machen.<br />
Was wollen Sie in Zukunft machen?<br />
Ich weiß noch nicht, wie viel sich wirklich än<strong>der</strong>t.<br />
Sicher, ich kann mir jetzt aussuchen, zu welchen<br />
Rennen ich kommen will. Es ist ja nicht so, dass ich<br />
aufhören wollte. Mir geht es eigentlich gut und ich<br />
mag auch noch. Aber wenn Sie ein Team haben, das<br />
diese Aufgabe erfüllen kann, dann müssen Sie dem<br />
Team auch die Möglichkeit geben, diesen Job zu<br />
machen. Das eine ist, eine Nachfolgeregelung zu<br />
finden, was sehr schwer ist, nicht nur in <strong>der</strong> Formel<br />
1. Wenn Sie die aber haben, und Sie lassen die dann<br />
verhungern, dann ist das sicherlich die falsche<br />
Lösung. Darum war es sehr wichtig, diesen Schritt<br />
zu machen. Aber die Firma gehört weiterhin mehrheitlich<br />
mir. Deshalb bin ich weiter in die wichtigen<br />
Entscheidungen eingebunden. Aber sicher nicht im<br />
Tagesgeschäft, we<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Firma noch an den<br />
Rennstrecken.<br />
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