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MSM: Wenn ich vor <strong>der</strong> Saison mit dir<br />
gewettet hätte, dass du im ersten Jahr mit<br />
BMW auf Anhieb die Meisterschaft<br />
gewinnst, hättest du dich darauf<br />
eingelassen?<br />
BRUNO SPENGLER: Ich würde nie auf den<br />
Verlauf einer Saison wetten, denn es kommt<br />
immer an<strong>der</strong>s, als man denkt. Bei solchen<br />
Dingen bin ich vorsichtig, aber ich hätte niemals<br />
gedacht, in meiner ersten Saison mit<br />
BMW den Titel zu holen. Das Ziel lautete,<br />
das Auto so schnell wie möglich zu entwickeln<br />
und vielleicht einen Sieg und ein paar<br />
Podiumsplätze einzufahren - dass es dann so<br />
gut für uns lief, war natürlich sensationell.<br />
Eine Hammer-Saison!<br />
Was ging dir beim Finale in Hockenheim in<br />
den letzten Rennrunden durch den Kopf, als<br />
Gary Paffett immer näher kam?<br />
Die letzten Runden waren sehr speziell für<br />
mich, aber auch <strong>der</strong> Start: Das war wohl mein<br />
bester Beginn in <strong>der</strong> gesamten Saison. Gary<br />
fuhr im letzten Stint während <strong>der</strong> Gelbphase<br />
recht aggressiv und ging in Kurve eins häufig<br />
sehr weit nach außen - in diesem Bereich<br />
machte er fast eine halbe Sekunde gut und<br />
kam immer näher. Auf dem restlichen Teil<br />
<strong>der</strong> Strecke war er jedoch nicht schneller und<br />
ich wusste, dass er mich eigentlich nicht<br />
mehr abfangen konnte. Deshalb konzentrierte<br />
ich mich darauf, keine Fehler zu<br />
machen und blickte nur nach vorn. Das war<br />
Gänsehaut pur und eine geile Atmosphäre,<br />
vor so vielen Zuschauern durchs Motodrom<br />
zu fahren.<br />
Konntest du das Rennen zwischenzeitlich<br />
kontrollieren o<strong>der</strong> musstest du permanent<br />
Vollgas geben?<br />
In <strong>der</strong> DTM besteht gar nicht die Möglichkeit,<br />
kontrolliert an <strong>der</strong> Spitze zu fahren. Du<br />
musst permanent <strong>alles</strong> geben, denn das Feld<br />
liegt unheimlich eng zusammen. Du kannst<br />
die Pace nicht einfach rausnehmen, son<strong>der</strong>n<br />
musst konstant deine Runden fahren und<br />
bloß keine Fehler machen.<br />
Du bist häufig nur knapp am Titelgewinn<br />
vorbeigeschrammt. Ist <strong>der</strong> Meisterschaftserfolg<br />
in gewisser Weise eine Genugtuung<br />
nach dem Motto: ‚Schaut her, ich kann es<br />
doch‘?<br />
Ich muss niemandem etwas beweisen. In fünf<br />
Jahren kämpfte ich viermal um die Meisterschaft<br />
und damit habe ich gezeigt, absolut<br />
siegfähig zu sein. Kleine Details und etwas<br />
Glück entscheiden am Ende <strong>über</strong> den Titelgewinn.<br />
Wenn ich an die vergangenen Saisons<br />
denke, ärgere ich mich nicht, dass es<br />
damals nicht geklappt hat. Da hatte ich nicht<br />
selten Pech und technische Probleme, doch<br />
dieses Mal lief es einfach für mich.<br />
Dabei hattest du einen turbulenten Saisonbeginn:<br />
Zwei Ausfälle, ein zweiter Platz und<br />
ein Sieg in den ersten vier Rennen, während<br />
Gary Paffett in <strong>der</strong> Meisterschaft weg zog.<br />
Hast du dir danach <strong>über</strong>haupt noch Chancen<br />
auf den Titel ausgerechnet?<br />
Als Gary die Wertung zur Saisonhälfte mit<br />
37 Punkten Vorsprung anführte, dachte ich<br />
mir schon, dass es für mich ein bisschen<br />
schwierig mit dem Titelgewinn werden<br />
könnte. Nach den beiden Nullrunden in<br />
Hockenheim und am Red Bull Ring war die<br />
Meisterschaft natürlich kein Thema. Aber ich<br />
habe auch in den letzten Jahren nie zu früh<br />
daran gedacht und wollte erst einmal abwarten,<br />
was in <strong>der</strong> zweiten Saisonhälfte passiert<br />
- in <strong>der</strong> DTM können sich die Dinge immer<br />
schnell verän<strong>der</strong>n. Ich gewann dann drei <strong>der</strong><br />
letzten fünf Rennen und dank des neuen<br />
Punktesystems sind Siege noch wertvoller<br />
im Vergleich zu früher.<br />
Hast du nach dem Finale am Hockenheimring<br />
noch einmal mit deinen langjährigen<br />
Weggefährten Gary Paffett und Norbert<br />
Haug gesprochen?<br />
Norbert Haug ist ein Sportsmann und er hat<br />
mir zum Titel gratuliert. Vielleicht hat er sich<br />
ja auch ein wenig für mich gefreut. Natürlich<br />
war die Situation für ihn schwierig, er ist ein<br />
echter Racer und wollte die Meisterschaft mit<br />
Mercedes gewinnen. Gary war nach dem<br />
Finale ziemlich enttäuscht, was ich verstehen<br />
kann: Er führte die Gesamtwertung die ganze<br />
Saison lang an und verlor sie erst im letzten<br />
Rennen. Auch er hätte den Titel zweifellos<br />
verdient gehabt.<br />
Hast du dir vor dem Finale in Hockenheim<br />
bei deinem Teamkollegen und Titelvorgänger<br />
Martin Tomczyk Tipps geholt?<br />
Nein, dar<strong>über</strong> haben wir uns nicht unterhalten.<br />
Er wünschte mir vor dem Rennen viel<br />
Glück und hoffte, dass ich den Titel hole.<br />
Auch vor unserer gemeinsamen Zeit bei<br />
B M W hatten w i r n i e Probleme<br />
miteinan<strong>der</strong>.<br />
Welche Rolle gefällt dir besser: die des<br />
Gejagten o<strong>der</strong> die des Jägers?<br />
Ich habe mit beiden Rollen absolut kein Problem.<br />
Ich bin stolz, nächstes Jahr die Nummer<br />
eins auf dem Auto zu haben, aber meine<br />
Herangehensweise än<strong>der</strong>t sich nicht. Ich<br />
werde mein Bestes geben und versuche, so<br />
viele Siege wie möglich zu erzielen. Es läuft<br />
Das BMW-Wun<strong>der</strong>:<br />
Titel-Triple im<br />
ersten Jahr<br />
BMW lieferte in <strong>der</strong><br />
Comebacksaison<br />
saubere Arbeit ab<br />
Bruno Spengler<br />
stach Gary Paffett<br />
im Titelduell aus<br />
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