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trauen aufbauen, aber das macht er einfach nicht«,<br />
bewun<strong>der</strong>t Cal Crutchlow den Moto2-<strong>Champ</strong>, <strong>der</strong><br />
schon zum Auftakt in Katar seinen ersten Sieg 2012<br />
feiern durfte. Auch in Estoril, Assen, auf dem Sachsenring,<br />
in Indianapolis, Brünn, Misano, Motegi<br />
und Valencia erklang die spanische Nationalhymne<br />
für Marquez. Platz drei auf Philipp Island sollte ihm<br />
zum Titelgewinn reichen. »Ich versuche, einfach<br />
nur konzentriert zu sein, das ist <strong>alles</strong>«, verrät er dem<br />
<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong> sein durchaus erfolgreiches<br />
Geheimnis. Doch Konzentration ist nicht <strong>alles</strong>:<br />
Schon in <strong>der</strong> 125ccm-Klasse erkämpfte Marquez<br />
seinen ersten WM-Titel mit ausgerenkter Schulter<br />
und auch seine triumphale Moto2-Saison begann<br />
mit gesundheitlichen Problemen nach seinem heftigen<br />
Sturz in Malaysia 2011. Doch <strong>der</strong> 19-Jährige<br />
bekam die Kurve, darf sich nun MotoGP-Rookie<br />
nennen und Casey Stoner im Repsol Honda Team<br />
nachfolgen. »Mein Traum war es immer, in <strong>der</strong><br />
MotoGP zu fahren und mich zu den besten Fahrern<br />
<strong>der</strong> Geschichte zu gesellen. Es ist ein Privileg, in<br />
meinem ersten Jahr gleich beim besten Team in <strong>der</strong><br />
MotoGP zu sein«, freut er sich.<br />
urückhaltend steht er in <strong>der</strong> Repsol<br />
Z<br />
Honda Box; eine Hand auf seinem<br />
neuen Arbeitsgerät. Hun<strong>der</strong>te<br />
Fotografen und Journalisten drängen<br />
sich um ihn herum und wollen<br />
unbedingt ein erstes Bild, ein erstes<br />
Statement von Dani Pedrosas<br />
neuem Teamkollegen, obwohl dieser an seinem<br />
ersten MotoGP-Testtag in Valencia nicht einmal<br />
die Möglichkeit hatte, auch nur eine Runde auf <strong>der</strong><br />
RC213V zu drehen. »Ich bin so gespannt darauf,<br />
das Bike zu probieren, aber bei diesem Wetter ist<br />
es wohl besser, wenn ich nicht rausfahre und versuche,<br />
ruhig zu bleiben. Wir haben noch viele Tage<br />
vor uns«, erklärt Marc Marquez, dem genau das<br />
Gleiche schon bei seinem allerersten Moto2-Test<br />
passiert war. Auch damals musste er einen weiteren<br />
Tag abwarten, um sein Bike zum ersten Mal zu<br />
probieren. Wie <strong>der</strong> Spanier in <strong>der</strong> mittleren Kategorie<br />
bewies, tat diese Verzögerung seinem Erfolg<br />
keinen Abbruch, denn erst zwei Tage vor seinem<br />
ersten Auftritt als offizieller Honda-Werksfahrer<br />
nahm er die Goldmedaille <strong>der</strong> Moto2-Klasse bei<br />
<strong>der</strong> FIM Gala in Valencia entgegen.<br />
Marquez machte sich in seiner siegreichen zweiten<br />
Moto2-Saison einige Feinde, zog dank seiner spektakulären<br />
Fahrweise und seines Talents aber gleichzeitig<br />
eine Menge Bewun<strong>der</strong>er an. Mit seinem<br />
aggressiven Überholmanöver gegen Tom Lüthi in<br />
Katar, dem umstrittenen Ausscheiden von Pol<br />
Espargaro in Barcelona, seinem harten Abdrängen<br />
von Mika Kallio im Motegi-Training und dem von<br />
ihm verursachten Sturz Simone Corsis am Freitag<br />
in Valencia sammelte Marquez bereits mehrere<br />
Verwarnungen, Strafen und Kritik. Dabei wirkt <strong>der</strong><br />
Spanier oft eher zurückhaltend. <strong>So</strong>bald er auf <strong>der</strong><br />
Strecke ist, fährt er allerdings die Krallen aus.<br />
Obwohl sich einige Fahrer, Teammitglie<strong>der</strong> und<br />
Zuschauer wohl sogar noch größere Strafen für den<br />
jungen Wilden gewünscht hätten, bewies <strong>der</strong> Suter-<br />
Pilot beim Japan Grand Prix, warum gerade er den<br />
Moto2-Titel trotzdem verdient hat. Nach einem<br />
Schaltfehler am Start arbeitete sich Marquez sukzessive<br />
durch das komplette Fahrerfeld, gewann das<br />
Rennen und hinterließ seine Kritiker damit fast<br />
sprachlos. Die wenigen Gegner, die in Motegi noch<br />
nicht <strong>über</strong>zeugt waren, verstummten spätestens in<br />
Valencia. Beim Saisonfinale gelang Marquez das<br />
gleiche Kunststück nach einer Strafversetzung auf<br />
die letzte Startposition unter schwierigsten<br />
Wetterbedingungen.<br />
»er ist im Moment vermutlich<br />
DER beste Fahrer<br />
<strong>der</strong> Welt. Ich glaube<br />
nicht, dass er 2013 gegen<br />
Lorenzo und Pedrosa um<br />
den Titel mitkämpfen<br />
kann, aber er wird hin<br />
und wie<strong>der</strong> vorne sein. es<br />
ist, als würde mir das<br />
bekannt vorkommen«<br />
»Alle regen sich dar<strong>über</strong> auf, dass er Leute rauskegelt,<br />
sich und an<strong>der</strong>e verletzt, aber ihn stört das<br />
einfach gar nicht. In <strong>der</strong> nächsten Kurve ist das<br />
wie<strong>der</strong> vergessen. Allein wenn man bedenkt, wie<br />
oft er in letzter Zeit in <strong>der</strong> Qualifikation fast gestürzt<br />
ist und in <strong>der</strong> Runde darauf seine schnellste Zeit<br />
fuhr. Je<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e würde erst einmal etwas langsamer<br />
fahren und Runde für Runde wie<strong>der</strong> Ver-<br />
Marquez weiß<br />
auch, wie man<br />
Siege und Titel<br />
richtig feiert<br />
Nach seiner erfolgreichen Moto2-Siegfahrt in<br />
Valencia stand für Marquez direkt <strong>der</strong> erste Test auf<br />
<strong>der</strong> neuen Maschine an. Stoner gab ihm nur den<br />
Tipp, auf seinem Bike Spaß zu haben und den hatte<br />
<strong>der</strong> Spanier nach einem ersten vergeudeten Testtag<br />
dann am Mittwoch. »Am Anfang war es ziemlich<br />
schwierig, aber auch sehr schön, die Power des<br />
Motorrads zu spüren. Wir hatten die ganze Zeit<br />
extrem viel Wheelie, was vielleicht das Schwierigste<br />
war. Schritt für Schritt habe ich viel ausprobiert.<br />
Jedes Mal, wenn ich rausfuhr, wurde ich schneller<br />
und bekam mehr Vertrauen zum Bike. Der Start<br />
war gut. Die Elektronik ist ganz an<strong>der</strong>s als in <strong>der</strong><br />
Moto2, auch die Bremsen, die Power, die Reifen<br />
und viele an<strong>der</strong>e Dinge werden Zeit brauchen.«<br />
Dazu sei auch <strong>der</strong> erste Kontakt mit seinem neuen<br />
Team gut gewesen. Marquez konnte einige treue<br />
Gefährten wie Emilio Alzamora mitbringen und<br />
bemerkte bei den Honda-Jungs sofort <strong>der</strong>en Knowhow<br />
mit dem Bike und die langjährige Erfahrung<br />
in <strong>der</strong> Königsklasse.<br />
Doch auch Andrea Dovizioso glaubt, dass <strong>der</strong> Rookie<br />
etwas Zeit brauchen wird, um sich an <strong>alles</strong> zu<br />
gewöhnen. »Ich bin fünf Runden hinter ihm hergefahren,<br />
um zu sehen, wie er fährt. Sicherlich hat<br />
er nach dem Wechsel zum ersten Mal auf dem Bike<br />
noch immer den Moto2-Fahrstil. Er fährt die Kurven<br />
also recht weit, aber die Rundenzeit war gut<br />
und ich denke, dass er die Zeit haben wird, um das<br />
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