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von 24 Litern beibehalten, während die Werke<br />
mit 20 Litern im Rennen auskommen müssen.<br />
»Ich denke, es wird sehr interessant zu verfolgen,<br />
denn 24 Liter könnten vielleicht ein Vorteil sein.<br />
Wir alle wissen, wie wichtig <strong>der</strong> Spritverbrauch<br />
ist. Die Werke müssen die Kraft also reduzieren,<br />
damit sie mit 20 Litern auskommen, während<br />
die an<strong>der</strong>en viel freier sind. Sicherlich werden<br />
die Werksbikes eine an<strong>der</strong>e <strong>So</strong>ftware haben, die<br />
möglicherweise etwas geschickter ist, die an<strong>der</strong>en<br />
werden eine etwas weniger raffinierte <strong>So</strong>ftware<br />
haben, dafür aber mehr Kraftstoff. Ich glaube,<br />
dass es recht interessant wird und das wird sehr<br />
gut für die Show, für die Fans und die Medien.<br />
Denn manchmal kann man ein Privatmotorrad<br />
haben, das ein Werksbike schlägt. Es kommt<br />
natürlich auch noch auf das Niveau des Fahrers<br />
an. Sicherlich sitzen die besten Fahrer auf Werksbikes,<br />
das beeinflusst schon das Ergebnis«,<br />
schätzt Poncharal ein. Das sei allerdings nur <strong>der</strong><br />
technische Teil. Auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite habe sich<br />
auch je<strong>der</strong> Hersteller gegen<strong>über</strong> <strong>der</strong> Meisterschaft<br />
verpflichtet, die Kosten zu reduzieren und die<br />
Preise für Motoren und Bikes ab 2014 mit <strong>der</strong><br />
Dorna abzusprechen. Cecchinello erinnert: »Wir<br />
dürfen nie vergessen, dass wir eine sportliche<br />
Unterhaltungsplattform sind und als solche müssen<br />
wir die bestmögliche Show liefern.« Die<br />
Lücke zwischen Werks-, Satelliten- und CR-<br />
Teams sei in den letzten Jahren zu groß geworden.<br />
Die Regelän<strong>der</strong>ungen für 2014 sind laut dem<br />
Italiener also <strong>der</strong> nächste Schritt, um den WM-<br />
Zirkus attraktiver zu machen, die Lücke zu verkleinern<br />
und Technologien anzugleichen, um<br />
mehr Spektakel, und Überholmanöver zu<br />
bieten.<br />
Doch die Show ist noch längst nicht<br />
<strong>alles</strong>. Zuletzt waren ebenso die extrem<br />
gesunkenen Gehälter <strong>der</strong> Fahrer im<br />
Gespräch und auch die GP Kommission<br />
hatte das Thema auf dem Tisch. »Es ist deutlich,<br />
dass es eine Zeit gab - als die Tabakindustrie<br />
noch da war, Sponsoren leicht zu finden waren<br />
und es ein größeres Budget gab - in <strong>der</strong> es <strong>über</strong>all<br />
eine riesige Inflation gab. Die Werke haben<br />
immer mehr Bikes zu einem verrückten Preis<br />
verliehen, die Gehälter <strong>der</strong> Fahrer wuchsen auf<br />
ein wahnsinniges Niveau an, sogar die Mechaniker<br />
haben unheimlich viel Geld bekommen, was<br />
absolut realitätsfremd war. Als die Tabakkonzerne<br />
nicht mehr involviert waren, begann die<br />
Krise«, erklärt Poncharal, <strong>der</strong> beobachtete, dass<br />
die Hersteller immer weniger Motorrä<strong>der</strong> verkauften<br />
und <strong>der</strong> Profit damit sank. »Also mussten<br />
wir Entscheidungen treffen. Wir reden zwar oft<br />
<strong>über</strong> das Technische, denn <strong>der</strong> Preis für ein<br />
Motorrad ist enorm wichtig. Ein Team hat aber<br />
hauptsächlich drei große Ausgabenbereiche: Man<br />
hat die Kosten für das Bike, die Kosten für den<br />
Fahrer - die ab und an absolut wahnsinnig waren<br />
- und die Kosten für den Rest, also Angestellte,<br />
94 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com<br />
Reisen, sagen wir Logistik«, fuhr <strong>der</strong> Tech 3<br />
Teamchef fort. Bis vor vier o<strong>der</strong> fünf Jahren habe<br />
man einen Fahrer für die MotoGP unter 1,5 Millionen<br />
Euro gar nicht ansprechen brauchen. »Das<br />
war unmöglich, selbst bei Leuten, die auf einem<br />
wirklich niedrigen Niveau waren. <strong>So</strong>bald man<br />
dann einen Fahrer wollte, <strong>der</strong> in den Top-5 o<strong>der</strong><br />
6 waren, ging es um zwei o<strong>der</strong> drei Millionen.<br />
Woher soll man das Geld nehmen? Wenn man<br />
genügend Geld zusammenbekommt, würde es<br />
mich auch nicht stören, das zu bezahlen.<br />
Unglücklicherweise ging es auf ein verrücktes<br />
Level, das zu hoch war und jetzt haben wir eine<br />
Situation, die ich auch nicht unterstütze, in <strong>der</strong><br />
einige Fahrer wirklich schlecht bezahlt werden.«<br />
Poncharal teilt Ezpeletas Meinung, dass ein Minimalgehalt<br />
vorgeschrieben werden sollte. Auf eine<br />
Höhe will er sich aber nicht festlegen.<br />
Cecchinello kennt sowohl die Seite des Teambesitzers<br />
als auch die <strong>der</strong> Fahrer. »Das ist schwierig<br />
zu sagen. Als Teambesitzer hat man momentan<br />
Probleme, weil <strong>der</strong> Sponsorenmarkt so gut wie<br />
zusammengebrochen ist. Auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite<br />
setzt ein Fahrer aber sein Leben aufs Spiel und<br />
strengt sich enorm an, um stark zu sein. Er setzt<br />
sich selbst vielen Risiken aus und ich glaube, dass<br />
das bezahlt werden sollte. Sie sind wirklich sehr<br />
beson<strong>der</strong>e Menschen. Ich mag es nicht, wenn ein<br />
Fahrer ohne Gehalt, also für umsonst fahren muss,<br />
aber es gefällt mir auch nicht, dass ein Fahrer<br />
zehnmal mehr verdient als ein an<strong>der</strong>er. Es wäre<br />
also schön, eine Balance zu finden«, wünscht sich<br />
<strong>der</strong> LCR-Boss. Auch Gresini findet es schwierig.<br />
»Klar ist es wichtig, dass die Fahrer anständiges<br />
Geld verdienen, das hängt aber von <strong>der</strong> ökonomischen<br />
Situation und dem Potential <strong>der</strong> Teams<br />
ab. Vor sechs Jahren zum Beispiel haben die<br />
Piloten unheimlich viel Geld bekommen und<br />
heutzutage ist das einfach nicht mehr möglich.<br />
Die Situation hat sich komplett geän<strong>der</strong>t und das<br />
ist die Realität. Sicherlich würde ich meinen<br />
Piloten gerne mehr Geld geben, wenn ich es hätte.«<br />
Poncharal erinnert sich: »Wir haben einem<br />
MotoGP-Fahrer nie weniger als 300.000 Euro<br />
gezahlt, dazu kommen ihre eigenen Sponsorenverträge.<br />
Ich denke, das ist fair, das ist mein Minimum.«<br />
Auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite verstehe er aber<br />
beson<strong>der</strong>s die Teammanager in <strong>der</strong> Moto2 und <strong>der</strong><br />
Moto3, die wirklich Probleme hätten, finanzielle<br />
Mittel aufzutreiben. »Wenn dann ein Fahrer kommt<br />
und sagt, dass er etwas Geld hat, wenn man ihn<br />
fahren lässt, dann muss ich das manchmal tun o<strong>der</strong><br />
ich kann mit meinem Team abziehen. Es ist nicht<br />
immer leicht, jemanden zu verurteilen. In einer<br />
idealen Welt sollten viele Dinge rosarot sein, aber<br />
das Leben ist nicht ideal, die Welt ist nicht ideal und<br />
manchmal muss man eine Lösung finden, um zu<br />
<strong>über</strong>leben. Momentan haben wir eine Periode, in<br />
<strong>der</strong> viele Leute Probleme haben und einfach nur<br />
versuchen zu <strong>über</strong>leben.«<br />
Herve<br />
Poncharal<br />
kennt den Weg<br />
Fotos: milagro