Motorsport Magazin So tickt der Champ - alles über Cortese (Vorschau)

Die perfekte Einheit aus Fahrer und Motorrad
Tempo nicht ausgereicht hat. Am Ende war es
also nur diese Konstanz.« Andrea Dovizioso beobachtete
den Kampf der Top-3 in diesem Jahr
eher von weiter hinten. »Casey und Dani haben
wirklich gut gekämpft und waren so unglaublich
schnell auf einem guten Bike, aber Lorenzo war
noch etwas kämpferischer als die beiden«,
schildert er. Lorenzo sei schlichtweg der Beste
gewesen, meinte der Italiener, der nicht nur zu
seinem Markenkollegen hält, weil er 2012 selbst
auf der Satelliten-Yamaha saß, sondern auch
seine Fahrweise bewundert. »Es ist gut, dass
Lorenzo gewonnen hat, sicherlich hätte ich auch
Dani die Chance auf den Titel gegönnt, aber
Lorenzo war einfach schneller.« Cal Crutchlow
pilotierte ebenso die M1 und weiß, was Lorenzo
zum Champion machte: »Seine Konstanz und
sein Tempo. Er ist einfach der Beste in der Welt.
Wenn man so konstant ist wie er und in jedem
Rennen Erster oder Zweiter wird, verdient man
es einfach Weltmeister zu sein.«
Anerkennung bekommt der Spanier
auch von einem ehemaligen Champion:
»Lorenzo ist wirklich stark«,
sagt Nicky Hayden. »Schon in diesem
Winter nach dem Test in Malaysia, als wir
nach Jerez zum Testen kamen, habe ich mich
mit Filippo [Preziosi] unterhalten und es ging
immer nur darum ‚Casey ist da stark, Casey ist
dort stark‘ und ich habe ihm gesagt, dass er
Lorenzo nicht vergessen soll und dass ich auf
ihn tippen würde, wenn ich einen WM-Tipp
abgeben müsste«, so Hayden weiter, der wohl
besser beraten wäre, sein Vermögen in Sportwetten
zu investieren, anstatt sich weiter mit
der Desmosedici herumzuärgern. Für den
Amerikaner stand Lorenzo also schon vor Saisonbeginn
ganz oben auf der Favoritenliste
und das besonders durch seinen Fleiß. »Er
arbeitet an den Wochenenden, bei den Tests
und überhaupt immer extrem hart. Er ist am
Freitag im ersten Training immer der Erste auf
der Strecke und gleich schnell. Selbst beim Test
in Malaysia, als es am Nachmittag heiß war,
saßen die meisten Leute einfach in ihrer Box
herum, aber er ist einen Long-Run gefahren.
Einige andere Fahrer hatten auch darüber
nachgedacht, Long-Runs zu fahren, aber er war
der Einzige, der eine komplette Rennsimulation
zurückgelegt hat. Es war klar, dass er
schon vor Saisonstart bereit ist.«
Bereit war Lorenzo auch beim Rennen in Assen,
bei dem ihm Alvaro Bautista allerdings nach
einem unglücklichen Anbremsmanöver schon
in der ersten Runde um alle Siegchancen brachte.
Nach Aufregung und Strafe legte sich der spanische
Ärger und am Saisonende bemerkte auch
Bautista: »Er war das ganze Jahr über sehr konstant.
Zu Beginn der Saison holte er gute Ergebnisse
und am Ende hat er nur versucht, den
Punktevorsprung vor Pedrosa zu halten. Ich
denke, dass die Verletzung von Casey ein wichtiger
Moment in der Saison war, denn Casey hatte
ihm viel Druck gemacht. Nachdem er gestürzt
ist und verletzt war, konnte Lorenzo ruhiger sein,
denn der Vorsprung auf Dani war viel größer als
der auf Casey. Insgesamt konnte er in der ersten
Saisonhälfte viele Punkte holen und in der zweiten
Hälfte dann einfach den Vorsprung
halten.«
Sogar in der kurzen Sommerpause trainierte
Lorenzo im Texas Tornado Bootcamp fleißig
weiter. Colin Edwards sah noch etwas
Bestimmtes im späteren Weltmeister: »Er war
der Schnellste, das ganze Jahr über. Ich weiß
nicht genau, wie ich das beschreiben soll. Man
braucht einfach diese Weltmeister-Mentalität.
Manchmal findet man die und bei Lorenzo habe
ich das schon im Boot-Camp gesehen, er
kämpfte wie ein Löwe und konnte am Ende eine
anständige Runde fahren. Er hat diese Weltmeister-Mentalität,
was mehr oder weniger heißt,
dass man niemals aufgibt und bis zum bitteren
Ende kämpft.« Auch Edwards selbst musste auf
der CRT-Maschine in dieser Saison hart kämpfen,
Erfolge ließen aber auf sich warten. Danilo
Petrucci konnte sich im ersten Claiming Rule
Jahr stetig verbessern und blickte des Öfteren
an die Tabellenspitze. »Jorge ist einer meiner
Lieblingsfahrer, er ist so professionell. Er denkt
an jedes Detail. Er ist auch mein Freund und
ich freue mich sehr, dass er die Meisterschaft
gewinnen konnte.«
Das ganze MotoGP-Fahrerfeld ist sich einig:
Lorenzo war nicht immer der Schnellste, aber
schlichtweg der Beste und ist verdienter Weltmeister.
Der Mallorquiner bewies 2012, dass es
nicht nur den reinen Speed braucht, um die heiß
begehrte WM-Trophäe mit nach Hause zu nehmen:
Ein Weltmeister zeichnet sich besonders
durch harte Arbeit, Geduld, Konstanz und
Kampfeswillen aus. Doch auch ein kleines
Quäntchen Glück muss dabei sein, damit der
Champion of the World am Ende Queen-Hits
trällern kann.
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