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Motorsport Magazin So tickt der Champ - alles über Cortese (Vorschau)

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aktiven Fahrwerks noch ein wertvolles Vermächtnis<br />

zu hinterlassen.<br />

Flavio<br />

Briatore sieht<br />

mit Michael<br />

Schumacher die<br />

Daten an<br />

Zu den großen Namen zählte zu jener Zeit<br />

längst auch das Williams-Team, benannt nach<br />

Grün<strong>der</strong> und Eigner Frank Williams, <strong>der</strong> mit<br />

70 Jahren selbst heute noch im aktiven Dienst<br />

ist. Eine Leistung, die ob <strong>der</strong> außergewöhnlichen<br />

Umstände und harten Schicksalsschläge,<br />

die ‚Sir Frank‘ in seinem Leben erlitt, umso<br />

beeindrucken<strong>der</strong> wirkt. Am Anfang seiner beispiellosen<br />

Karriere griff <strong>der</strong> Mann aus <strong>So</strong>uth<br />

Shields selbst gerne ins Lenkrad. Schnell<br />

erkannte er jedoch, dass er am Rande <strong>der</strong> Rennstrecke<br />

eine weit bessere Figur abgab als auf ihr.<br />

Getrieben von seinem großartigen Geschäftssinn<br />

gründete er 1966 Frank Williams Racing<br />

Cars, um anschließend in <strong>der</strong> Formel 3 und<br />

Formel 2 anzutreten. Mit einem gekauften<br />

Brabham-Chassis setzte er mit Piers Courage<br />

1969 erstmals auch ein Auto in <strong>der</strong> Formel 1<br />

ein. Es folgte eine Wartezeit von sieben langen<br />

Jahren voller Misserfolg und finanzieller Probleme,<br />

die so weit gingen, dass Williams seine<br />

geschäftlichen Telefongespräche von einer Telefonzelle<br />

aus führen musste, weil seine Leitung<br />

wegen nicht bezahlter Rechnungen abgeklemmt<br />

wurde. Zur Saison 1977 formierte sich das Team<br />

dann aber neu und gemeinsam mit Patrick Head<br />

realisierte Williams in den Folgejahren den Aufstieg<br />

zum eigenständigen Konstrukteur. Die<br />

harte Arbeit trug schnell Früchte - 1979 gelang<br />

mit Clay Regazzoni beim Heimspiel in Silverstone<br />

<strong>der</strong> erste Sieg, 1980 fuhr man mit Alan<br />

Jones die erste Weltmeisterschaft ein. In den<br />

folgenden zwei Jahrzehnten reifte die Marke<br />

zum erfolgreichsten Formel-1-Team seiner Epoche.<br />

Neun Konstrukteurs-, sieben Fahrertitel<br />

und 114 Rennsiege fuhr die Truppe aus Grove<br />

bis heute ein und ist damit das erfolgreichste<br />

Privatteam <strong>der</strong> Historie - zudem ist es seit März<br />

2011 an <strong>der</strong> Frankfurter Börse notiert.<br />

Dass Williams neben <strong>der</strong> sportlichen<br />

Erfolgsgeschichte ein denkbar<br />

schweres Schicksal aufgebürdet<br />

bekam, ist eine ganz an<strong>der</strong>e<br />

Geschichte. Am 7. März 1986 kam <strong>der</strong> Teamgrün<strong>der</strong><br />

auf <strong>der</strong> Rückreise von Testfahrten im<br />

südfranzösischen Le Castellet mit seinem Mietwagen<br />

von <strong>der</strong> Straße ab, <strong>über</strong>schlug sich mehrmals<br />

und war fortan querschnittsgelähmt. Das<br />

schwere Los, seitdem an den Rollstuhl gefesselt<br />

zu sein, trug er jedoch stets mit Fassung - das<br />

Wort Aufgeben war im Wortschatz des passionierten<br />

<strong>Motorsport</strong>liebhabers nie existent:<br />

Sicher mit ein Grund für die unnachahmlichen<br />

Triumphe seiner Truppe. Dass langfristige<br />

Nachhaltigkeit trotz großer Erfolge aber keinesfalls<br />

gewährleistet ist, demonstrierte das Beispiel<br />

eines an<strong>der</strong>en britischen Teamgrün<strong>der</strong>s - auch<br />

Ken Tyrrell stieg mit seinem gleichnamigen<br />

Team zu höchsten Ehren auf, jedoch gute zehn<br />

Jahre früher als Williams, als sich <strong>der</strong> Erfolg<br />

finanziell noch nicht so lohnte. Ende <strong>der</strong> Sechzigerjahre<br />

gelang Tyrrell nach Engagements in<br />

nie<strong>der</strong>en Rennserien <strong>der</strong> Aufstieg in die Formel<br />

1 - in den ersten beiden Jahren setzte <strong>der</strong> Brite<br />

gemeinsam mit Chassislieferant Matra Kundenautos<br />

ein, wobei das Privatteam schnell erfolgreicher<br />

war als die parallel bestehende Werkstruppe.<br />

Bereits im zweiten Jahr gelang mit<br />

Starfahrer Jackie Stewart völlig <strong>über</strong>raschend<br />

<strong>der</strong> Titelgewinn. Mittlerweile als Werksteam am<br />

Start kamen 1971 und 1973 noch zwei weitere<br />

<strong>Champ</strong>ionate für die nahezu unschlagbare<br />

Kombination hinzu.<br />

Nachdem Stewart für das Ende seines dritten<br />

Titeljahres jedoch seinen Rücktritt verkündet<br />

hatte und beim Saisonfinale im amerikanischen<br />

Watkins Glen mit François Cevert <strong>der</strong> Mann<br />

tödlich verunglückte, <strong>der</strong> die glorreiche Zukunft<br />

des Teams bilden sollte, geriet <strong>der</strong> schwer gebeutelte<br />

Rennstall ins Hintertreffen. Erst Mitte <strong>der</strong><br />

Siebzigerjahre sorgten Tyrrells Mannen mit<br />

einer technischen Neuerung wie<strong>der</strong> für hochgezogene<br />

Augenbrauen. In den Jahren 1976 und<br />

1977 hatten die Tyrrells sechs Rä<strong>der</strong> - trotz des<br />

vermeintlich großen Potenzials <strong>der</strong> Erfindung,<br />

gestand <strong>der</strong> enttäuschte Teameigner letztendlich<br />

ein: »Wir steckten <strong>alles</strong> in den sechsrädrigen<br />

P34, denn er war ein bestechendes technisches<br />

Experiment - lei<strong>der</strong> aber eben doch ein Irrweg,<br />

<strong>der</strong> uns mehr als nur diese beiden Jahre zurückwarf.«<br />

Davon erholte sich sein Team nie wie<strong>der</strong>.<br />

Immerhin als Talentför<strong>der</strong>er konnte sich Tyrell<br />

anschließend noch einen Namen machen,<br />

brachte mit Patrick Depailler, Didier Pironi,<br />

Michele Alboreto, Stefan Bellof und Jean Alesi<br />

den einen o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en verheißungsvollen<br />

Piloten ins Oberhaus. Wenige Jahre vor seinem<br />

Tod verkaufte <strong>der</strong> große und dadurch autoritär<br />

wirkende Brite mit den markant langen<br />

Gesichtszügen seinen Rennstall an British American<br />

Racing. Über Umwege ist das Team heutzutage<br />

genau genommen das Mercedes-Werks-<br />

Team unter Fe<strong>der</strong>führung von Ross Brawn, <strong>der</strong><br />

sich mit <strong>der</strong> Honda-Konkursmasse 2009 als<br />

wohl größter Überraschungsweltmeister selbst<br />

einen Eintrag in den Gesichtsbüchern sicherte<br />

und seinen Platz in <strong>der</strong> Ruhmeshalle <strong>der</strong> legendärsten<br />

F1-Teamchefs somit auch als noch<br />

aktiver sportlicher Leiter sicher hat.<br />

Colin Chapman<br />

und Nigel Mansell<br />

Ozzy Ozbourne<br />

fand Flavio cool<br />

Dass Schlitzohrigkeit ein zwingend<br />

notwendiger Charakterzug<br />

für f1-Führungsfiguren ist,<br />

war längst bekannt. Zwielichtige<br />

gröSSen, die ihr im Überfluss<br />

vorhandenes Spielgeld,<br />

mit zumeist wenig Erfolg, auf<br />

<strong>der</strong> <strong>Motorsport</strong>bühne ausgaben,<br />

gab es in <strong>der</strong> Geschichte<br />

zuhauf. Zu wahrer GröSSe<br />

reichte es eigentlich nur für<br />

einen an<strong>der</strong>en Schlag Teamchef,<br />

für den <strong>der</strong> Technikpioniere.<br />

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