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zur Erwachsenenbildung

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Schwerpunkt Positionen <strong>zur</strong> <strong>Erwachsenenbildung</strong><br />

einerseits Aufgaben einer fairen Einstufung für Zuwandernde,<br />

andererseits Fragen der Äquivalenz österreichischer<br />

mittlerer und höherer Qualifikationen im In- und<br />

im Ausland.<br />

Ausblick<br />

Für Wien weist Statistik Austria für den Jahresdurchschnitt<br />

2012 einen Anteil von 38,4 Prozent der Bevölkerung<br />

mit Migrationshintergrund auf, insgesamt waren<br />

es 18,9 Prozent (Statistik Austria, 2013d). Wenn laut Bildungsstandregister<br />

5 rund 20 Prozent nur die allgemeine<br />

Schulpflicht absolviert haben, in Wien und Vorarlberg<br />

noch mehr, so bleibt die Stärkung der Basisbildung prioritäres<br />

Ziel, aber ebenso die Förderung beruflicher<br />

Qualifizierung für einfache und mittlere Berufe im Erwachsenenalter.<br />

Eine einseitige Fokussierung der Bildungspolitik<br />

auf Spitzenqualifikationen findet keine<br />

Deckung durch Qualifikationsbedarfsprognosen – weder<br />

europäischer noch österreichischer Provenienz (vgl.<br />

cedefop, 2010; Schneeberger, 2013).<br />

Mit dem Anliegen einer breiten allgemeinen und beruflichen<br />

Qualifizierung der Bevölkerung in der <strong>Erwachsenenbildung</strong><br />

werden adäquate Kurs- und Validierungsansätze<br />

zu entwickeln sein. Für den Pflichtschulabschluss<br />

befindet sich bereits eine erwachsenengerechte Version<br />

im Einsatz. Im österreichischen Zuordnungsbericht zum<br />

Europäischen Qualifikationsrahmen (eqr) vom Ende<br />

2011 6 wurden Lehr- und der Fachschulabschluss auf „Level<br />

4“ des achtstufigen eqr zugeordnet. Darunter findet<br />

sich wenig. Grund dafür ist, dass der Zugang <strong>zur</strong> Lehrlingsausbildung<br />

formal keinen positiven Pflichtschulabschluss<br />

erfordert, woraus real eine starke Differenzierung<br />

in den Anforderungen und im Lernergebnisniveau<br />

zwischen den Lehrberufen resultiert, was allgemein<br />

weitgehend bekannt ist, sich allerdings einer formalen<br />

Explikation im nqr entzieht . Ähnliches trifft auf die Differenzierung<br />

der Fachschulen zu.<br />

Im Qualifications and Credit Framework (qcf) für<br />

England und Nordirland als Gegenbeispiel zum nqr<br />

wurden zusätzlich zu acht Qualifikationslevels drei „Entrylevels“<br />

als erforderlich definiert. 7 Auf den Levels unter<br />

„Level 4“ werden „functional“ oder „essential“ Skills<br />

gestuft beschrieben. Vergleichbares findet in Österreich<br />

kaum Akzeptanz. Überlegenswert wäre jedoch, ob wir<br />

nicht für das „Level 3“ des achtstufigen nqr ein Lernniveau<br />

– eine Mittlere Reife – mit stark allgemeinbildenden<br />

Komponenten sowohl für das Regelschulwesen als<br />

auch für die Externenprüfung in der <strong>Erwachsenenbildung</strong><br />

in die Zukunftsdiskussion einbringen sollten.<br />

Das qcf beruht im Wesentlichen auf der Nutzung<br />

von existierenden Qualifikationsrahmen, wie Vocational<br />

Qualifications (vqs) und National Vocational Qualifications<br />

(nvqs). Vergleichbares bietet das österreichische<br />

Qualifizierungssystem nicht. Daher resultieren die Probleme<br />

des nqrs bei der Zuordnung von Qualifikationen<br />

mit nonformalen oder informellen Komponenten – am<br />

offensichtlichsten beim Fehlen des verliehenen Ingenieurtitels<br />

im vorliegenden Zuordnungsbericht zum eqr.<br />

Die Äquivalenz-These der Bundesregierung betreffend<br />

den eu-Benchmark <strong>zur</strong> Tertiärquote von zumindest<br />

40 Prozent im Jahr 2020 war eine Ad-hoc-Konstruktion,<br />

um im Benchmarking nicht völlig abzustürzen. Für die<br />

Absolventen/innen wird es aber wichtig sein, diese Äquivalenz<br />

in der Praxis belegen zu können. Eine besondere<br />

Rolle wird dabei „Level 5“ des eqf und den Aufbaumöglichkeiten<br />

in Richtung „Level 6“ zukommen. Es ist an der<br />

Zeit, von den seit Jahrzehnten vernehmbaren, vagen und<br />

die Öffentlichkeit verstörenden „Akademikerquotenvergleichen“<br />

zu realistischen Vergleichen von Ländern<br />

mit langer Bachelor-Tradition überzugehen und daraus<br />

zukunftstaugliche strukturelle Reformmaßnahmen abzuleiten.<br />

Für Irland wird mit 49 Prozent der 30- bis 34-Jährigen<br />

die höchste europäische tertiäre Abschlussquote im eu-<br />

Vergleich ausgewiesen (oecd, 2013, S. 42). Irland kann<br />

als Musterbeispiel für einen hochgradig diversifizierten<br />

tertiären Bildungsbereich herangezogen werden. Es gibt<br />

zweierlei Arten von Bachelor Degrees und auch Aufbaumöglichkeiten<br />

von tertiären Zertifikaten des eqr-Levels<br />

5 zum Bachelor. Dem wurde im vorliegenden Nationalen<br />

Qualifikationsrahmen Österreichs durch das sogenannte<br />

„y-Modell“ ein Riegel vorgeschoben. Das ist der Knackpunkt<br />

der Systemevolution im postsekundären Bildungssektor<br />

und betrifft sowohl die Teilnahmequote als auch<br />

5 Statistik Austria 2013e.<br />

6 BMUKK & BMWF<br />

(Hrsg.). (2012).<br />

Österreichischer EQR-<br />

Zuordnungsbericht,<br />

(S. 58 ff.). Wien: BMUKK<br />

& BMWF.<br />

7 European Commission:<br />

European Qualifications<br />

Framework. Verfügbar<br />

unter: http://ec.europa.<br />

eu/eqf/compare/<br />

fr_en.htm#comparison<br />

[25.05.2012].<br />

Tabelle 3<br />

Formale Qualifikationsstruktur nach Migrationsaspekten, in Prozent<br />

Formale Bevölkerung EU, EWR, Schweiz Ehemaliges Türkei Sonstige<br />

Qualifikation ohne Migrations- Jugoslawien<br />

hintergrund<br />

(ohne Slowenien)<br />

UNI, FH, Akademien 1 ) 14,9 26,3 4,5 (2,8) 35,2<br />

AHS, BHS, Kolleg 14,8 23,0 13,8 8,0 20,8<br />

Lehre, BMS 58,3 41,2 45,3 25,0 20,7<br />

Pflichtschule 12,0 9,5 36,4 64,2 23,3<br />

Gesamt 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0<br />

Absolut 3,707.100 476.900 330.600 151.200 155.600<br />

1) Inkl. Universitätslehrgänge. – ( ) Werte mit weniger als hochgerechnet 6.000 Personen sind sehr stark zufallsbehaftet und statistisch kaum interpretierbar.<br />

Quelle: Statistik Austria, Mikrozensus-Arbeitskräfteerhebung 2012, Jahresdurchschnitt.<br />

DIE ÖSTERREICHISCHE VOLKSHOCHSCHULE · 12-2013 · NR. 250 — 11

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