zur Erwachsenenbildung
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Schwerpunkt Positionen <strong>zur</strong> <strong>Erwachsenenbildung</strong><br />
an „die Wissenschaft“ zu richten wäre und nicht vorrangig<br />
an „die Praxis“. Dessen ungeachtet wäre das Thema<br />
ehebaldigst aufzugreifen und der Nutzen sowie die Leistungsfähigkeit<br />
von (Weiter-)Bildungsberatung für die<br />
Gesellschaft und das Individuum verlässlich, am besten<br />
messbar, aufzuzeigen, mit anderen Worten – Evidenz<br />
zu schaffen. Insofern erfolgt eine folgenschwere Verknüpfung<br />
von Wirkung und Evidenz. Evidenz, synonym<br />
verwendet für Tatsachen, bedarf vordergründig keiner<br />
Rechtfertigung, sondern dient vielmehr der Legitimation<br />
der professionellen Wirksamkeit aber vielmehr auch des<br />
effektiven Mitteleinsatzes.<br />
Beispiele für Wirkungsbetrachtungen in der Bildungsberatung<br />
lassen wesentlich drei unterschiedliche Zugänge<br />
erkennen. Diese nehmen unterschiedliche Gestalt an<br />
und verfolgen auch unterschiedliche Zwecke. Diese lassen<br />
sich als:<br />
• wissenschaftliche Untersuchungen oder evaluative<br />
Verlaufsstudien finden, als<br />
• Festlegungen und Beobachtungen von Wirkzielen aus<br />
der Perspektive professionellen Handelns oder des<br />
Qualitätsmanagements, sowie als<br />
• Zugänge, die auf eine wirkungsorientierte Steuerung<br />
auf überinstitutioneller Ebene abstellen.<br />
Im Folgenden sollen in aller Kürze Überblicke beziehungsweise<br />
ausgewählte Beispiele zu diesen drei Kategorien<br />
referiert werden.<br />
2.1. Wissenschaftliche Untersuchungen<br />
Killeen, Kidd, Hawthorn, Sampson, & White (1994)<br />
verdeutlichen in einer Analyse von wissenschaftlichen<br />
Untersuchungen die Komplexität der Messung des (ökonomisch<br />
fassbaren) Erfolgs von Beratungsleistungen. Sie<br />
weisen ausdrücklich darauf hin, dass Verhaltensänderungen<br />
und Lernergebnisse aus dem Beratungsgeschehen<br />
wichtige „Vorprodukte“ eines ökonomischen Ertrags<br />
für die Individuen und die Gesellschaft sind, deren gesonderte<br />
Wirkungsbetrachtung aber sehr schwierig sind.<br />
In ihrer Metaevaluation gruppieren Hughes, Bosley,<br />
Bowes, & Bysshe (2002) bisherige Forschungsgegenstände<br />
im Zusammenhang mit Beratungsleistungen für<br />
Bildung und Beruf allgemeinen und geben – wo möglich<br />
– Einschätzungen zu vorliegenden wissenschaftlichen<br />
Befunden:<br />
• Einstellungs- und motivationale Änderung: Es wird<br />
auf individueller Ebene, zumeist anhand der Selbstwirksamkeitserwartung,<br />
untersucht, ob es <strong>zur</strong> Verstärkung<br />
der Motivation kommt, Lernprozesse zu beginnen<br />
oder Arbeit zu suchen.<br />
• outcome-orientierte Studien definieren und untersuchen<br />
Fähigkeiten, Kenntnisse und Einstellungen, die<br />
eine Entscheidungsfindung unterstützen also informierte<br />
und rationale Entscheidungen und Umsetzungen<br />
(beruflich, pädagogisch etc.) befördern.<br />
• Bildungsteilnahme: Die Aufnahme von Bildung und<br />
Ausbildung und die Isolation oder Herausarbeitung<br />
der Rolle von Beratung dabei, was sich zumeist als<br />
komplex herausstellt. Qualitativ hochwertiger Beratung<br />
wird in der Forschung dabei ein positiver Beitrag<br />
zugeschrieben.<br />
• Lernerfolg und (Vermeidung von) Abbruch von Bildungswegen<br />
stellen einen weiteren Betrachtungsschwerpunkt<br />
von Wirkungsuntersuchungen dar. Hier<br />
zeigt die Metaevaluation auf, dass die Befunde besonders<br />
schmal sind.<br />
• Beschäftigungseffekte: Die Betrachtung der Dauer von<br />
Arbeitsplatzsuche und die Aufrechterhaltung bzw.<br />
Verlängerung von Beschäftigung zielen zumeist auf<br />
Einschätzungen der Führungsebene in Unternehmen<br />
ab. Die Befunde sind recht divers, so kann kein Beitrag<br />
<strong>zur</strong> Senkung der Arbeitslosequote durch Beratung abgeleitet<br />
werden, andererseits wird die Suchdauer von<br />
Betroffenen zumindest mittelfristig verkürzt.<br />
• Arbeitsplatznahe Situation: hierunter fallen jene Studien,<br />
die den Nutzen von Beratung im Zusammenwirken<br />
von Einzelpersonen und Arbeitgebern bzw. und<br />
Organisationen in den Blick nehmen. Bisherige Untersuchungen<br />
lassen vermuten, dass Beratung in den<br />
Unternehmen kaum ökonomische Effekte erzielt.<br />
• Gesamtwirtschaftliche Erträge: hier werden jene Studien<br />
zusammengefasst, die auf die breiteren sozialen<br />
Vorteile von Beratung durch größere wirtschaftliche<br />
Prosperität abstellen. Hier wird auf die schwache Informationsbasis<br />
bezüglich der Effekte auf Einzelkomponenten<br />
von Wirtschaftswachstum hingewiesen,<br />
wodurch eine Gesamtbetrachtung nicht plausibel darstellbar<br />
ist.<br />
Darüber hinausgehende Ziele, die immer wieder, insbesondere<br />
in der <strong>Erwachsenenbildung</strong>, genannt werden,<br />
wie Selbstermächtigung beziehungsweise Empowerment,<br />
Emanzipation oder Bildung sind in der Forschung<br />
offenbar randständig bis inexistent.<br />
2.2. Wirkziele von Qualitätsmanagement<br />
Im Rahmen einer „Bestandsaufnahme in der Bildungs-,<br />
Berufs- und Beschäftigungsberatung und Entwicklung<br />
grundlegender Qualitätsstandards“, die Rambøll<br />
Management zwischen Juli 2005 und April 2007 im<br />
Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung<br />
(bmbf) für Deutschland durchgeführt wurde,<br />
konnten in einer breit angelegten Anbieterbefragung (in<br />
Summe konnten Antworten von weit über 9000 Respondent/innen<br />
ausgewertet werden) Daten zu Beratungsmethoden<br />
und Strukturen der Beratungslandschaft erhoben<br />
werden. Hinsichtlich deren Wirkung zeigt sich, dass unter<br />
dem Aspekt der Wirkungsqualität eine differenzierte<br />
Situation in der Landschaft abzulesen ist. Während<br />
knapp 62 Prozent der Beratungseinrichtungen über Qualitätsstandards<br />
zu strukturellen Rahmenbedingungen für<br />
die Erbringung von Beratungsleistungen verfügen, kommen<br />
Standards zum Prozess bei knapp 43 Prozent zum<br />
Einsatz, „während Standards <strong>zur</strong> Wirkungsqualität nur<br />
von gut einem Viertel (28,5%) der Einrichtungen genutzt<br />
werden.“ (Niedlich, Christ, Korte, Berlinger, & Aurich,<br />
2007, S. 251) Betrachtet man die Indikatoren dafür, nämlich<br />
Überprüfung der Kompetenzentwicklung der Kund/<br />
innen, Ergebnisevaluation, Überprüfung der Kundenzufriedenheit<br />
(Niedlich et al., 2007, 254), zeigt sich, dass<br />
hier wiederum ein wenig differenziertes Bild bezüglich<br />
Wirkung besteht.<br />
32 — DIE ÖSTERREICHISCHE VOLKSHOCHSCHULE · 12-2013 · NR. 250