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zur Erwachsenenbildung

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Schwerpunkt Positionen <strong>zur</strong> <strong>Erwachsenenbildung</strong><br />

des Lernens mit den Erwartungen der Teilnehmenden<br />

zusammen? Läuft dies friktionsfrei, ist dies vom<br />

Lernenden letztlich selbst organisierbar, oder bedarf<br />

es organisierter Leistungen und zusätzliche Unterstützung?<br />

3. Warum benötigen wir „organisierte Weiterbildung“<br />

über die „bloße“ Rechtfertigung hinaus, dass es<br />

„autodidaktisch“ nicht (immer) geht? Welche Überschüsse<br />

hält organisierte Weiterbildung als Nutzen<br />

bereit, welches für ein Lernen „allein/mit sich<br />

selbst“, auch wenn es stattfinden würde, nicht in dieser<br />

Ausformung von den Lernenden konstatierbar<br />

wäre?<br />

Zu 1.: Das Genuine einer <strong>Erwachsenenbildung</strong>sorganisation,<br />

das Verhältnis von Lehren und Lernen, der<br />

pädagogische Bezug müsste sich selbst in einem genuinen<br />

Organisationsrahmen, der „Lernen“ ermöglicht,<br />

wiederfinden lassen (Kohärenzprinzip). Organisiertes<br />

Weiterbildungshandeln konstituiert sich weitestgehend<br />

in Beziehungen und in der Kommunikation<br />

(immateriell): Nach einer Leistungsvereinbarung (Anmeldung),<br />

in der nur vertrauensbildende Maßnahmen<br />

im Sinne von Ersatzqualitäten (vgl. Schlutz, 2006)<br />

ausgetauscht werden können (z. B. ein Ankündigungstext,<br />

Homepage, Curricula, Flyer, Beratungsgespräche),<br />

kommt es erst zusammen mit dem Nutzer zum<br />

Vollzug der eigentlichen Leistung in einer Lehr-Lern-<br />

Situation. Dabei sind in zwei voneinander entkoppelten<br />

Interaktionsphasen in der Regel gänzlich unterschiedliche<br />

Mitarbeitendengruppen verantwortlich:<br />

zunächst Verwaltung/Organisationsassistenz/Studienservice<br />

und Pädagogik/Lehrgangsleitung, dann die<br />

Vortragenden bzw. Trainer/innen. Zu einer Verkomplizierung<br />

dieser Transferleistung kommt es, wenn das<br />

Leistungsversprechen der entsendenden Organisation<br />

gegenüber gemacht wurde und dieses am eigentlichen<br />

Lernort wieder neu kommuniziert und ausgehandelt<br />

werden muss. Um diese von verschiedenen Personen<br />

zum Teil parallel oder sogar zeitlich entkoppelt stattfindende<br />

Handlungen im Sinne der Organisationsziele<br />

durchführen zu können, ist eine subjektiv empfundene<br />

Zielklarheit und ein Transparenzerleben erforderlich.<br />

In Weiterbildungsorganisationen konnten sich diese<br />

Spezifika in zwei größeren Organisationserhebungen<br />

mit dem jdsgeneral (Kil, Leffelsend [heute van Ophuysen]<br />

& Metz-Göckel, 2000) operationalisieren und empirisch<br />

bestätigen lassen. Lernförderliche Bedingungen<br />

wurden als Modell geprüft und vergleichend analysiert<br />

(Kil, 2003). Die ideale Tätigkeit in einer Weiterbildungsorganisation<br />

macht demnach folgende Merkmale<br />

aus: Sie ist in sich geschlossen (von der Planung bis<br />

zum Ergebnis); sie ist wichtig und sinnvoll für andere;<br />

sie beinhaltet Rückmeldung in der Aktivität selbst, ob<br />

sie gut oder schlecht ausgeübt wird; sie weist einen<br />

Anforderungswechsel von schweren und leichten Aufgaben<br />

auf; beinhaltet Autonomie/Handlungsspielräume;<br />

ermöglicht Zusammenarbeit; gibt Rückmeldung<br />

durch andere und kann unter klaren organisationalen<br />

Zielen bearbeitet werden. Sind diese Kriterien erfüllt,<br />

ist zwar ein motiviertes und qualitätsorientiertes<br />

Arbeitshandeln die Folge, es entstehen aber auch erhöhte<br />

Beanspruchungen. Allein das Merkmal Autonomie<br />

hilft diese Beanspruchung zu mindern, d.h. die<br />

Möglichkeit Handlungsspielräume und Ressourcen<br />

einzusetzen und Interessen zu verfolgen, sollte gegeben<br />

sein. Autonomie hat allerdings ambivalente Folgen<br />

für eine Organisationsbindung, denn je höher die<br />

Autonomie, desto niedriger ist die in den Weiterbildungsorganisationen<br />

erfasste Organisationsbindung.<br />

Diese Befunde haben für alle Mitarbeitendengruppen<br />

in der Weiterbildung Bestand, denn auch, wenn man<br />

aus dem Sample die relativ große Gruppe der Trainer/<br />

innen und Kursleitenden herausrechnet, kommt es zu<br />

diesen Zusammenhängen (Adjusted Goodness of fit<br />

Index von .986).<br />

Der Umgang mit diesem fast unauflöslichen Verhältnis<br />

von Autonomie und Organisationsbindung<br />

setzt professionelles spezifisches Führungsverhalten<br />

in Weiterbildungsorganisationen voraus. Autonomie<br />

muss von Seiten der Führung zugelassen werden, sonst<br />

steigt die Beanspruchung und sinkt die Innovationsfähigkeit<br />

und Lernbereitschaft insgesamt. Im Sinne einer<br />

notwendigen Organisationsbindung muss sie aber in<br />

ihren Auswirkungen beobachtet werden. Mittels Zielklarheit,<br />

Rückmeldung durch andere und Zusammenarbeit<br />

lässt sich eine positive Organisationsbindung<br />

erreichen. Dieses Ausbalancieren von Autonomie und<br />

Organisationsbindung bildet demnach eine der zentralen<br />

Führungsaufgaben in Weiterbildungsorganisationen,<br />

denn sonst könnten Curricula und budgetäre Zielstellungen<br />

so auseinanderdriften, dass ein Schaden für<br />

den Fortbestand entsteht, d.h. Organisationsziele nicht<br />

erreicht werden. Es gibt einige Hinweise, dass diese<br />

lern- und motivationsförderlichen Ausgangsbedingungen<br />

auch für den Lernprozess eines Teilnehmenden in<br />

der Weiterbildung gelten können, also auch auf didaktische<br />

Erfordernisse verweisen. Zum einem wurden sie<br />

bereits im Lehr-/Lernkontext bestätigt (Metz-Göckel,<br />

2001) und zum zweiten lassen sich Erfordernisse <strong>zur</strong><br />

Unterstützung von Lernprozessen (n. Stern u.a. 2005)<br />

gut mit dem Modell in Einklang bringen:<br />

• variierende Anwendungskontexte anbieten;<br />

• sinnstiftende Aufgaben, die eine handelnde Auseinandersetzung<br />

ermöglichen und im sozialen Kontext<br />

stattfinden, anbieten;<br />

• Gesprächsangebote bereitstellen:<br />

• Irrtümer und Fehler zulassen und aufgreifen;<br />

• kognitive Entlastungsmechanismen (z. B. multiple<br />

Repräsentation von Wissenseinheiten) unterstützen;<br />

• Rücksichtnahme auf Stresserleben und Ruhepausen;<br />

• die Lernenden offen mit Anregungen und Anforderungen<br />

konfrontieren, die noch nicht auf Anhieb<br />

bewältigt werden können, für deren Lösung aber<br />

(bereichsspezifisches) Vorwissen vorhanden ist.<br />

• Alles Aufgeführte ersetzt keinesfalls das gezielte<br />

Üben.<br />

Zu 2: Im Vergleich <strong>zur</strong> Schule spielen in der <strong>Erwachsenenbildung</strong><br />

Auswahlentscheidungen, die auf<br />

DIE ÖSTERREICHISCHE VOLKSHOCHSCHULE · 12-2013 · NR. 250 — 35

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