28.02.2014 Aufrufe

Archivar 2/2013 (3 MByte) - Archive in NRW

Archivar 2/2013 (3 MByte) - Archive in NRW

Archivar 2/2013 (3 MByte) - Archive in NRW

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

159<br />

als unverzichtbar angesehenen digitalen Informationen werden<br />

die von archivischer Seite geäußerten Wünsche nach e<strong>in</strong>er Infrastruktur<br />

für normgerechte digitale Langzeitarchivierung größeres<br />

Gewicht haben.<br />

Dass e<strong>in</strong>zelne <strong>Archive</strong> von Hochschulen und wissenschaftlichen<br />

E<strong>in</strong>richtungen e<strong>in</strong> dem OAIS entsprechendes und speziell für sie<br />

e<strong>in</strong>gerichtetes digitales Langzeitarchiv erhalten werden, bleibt<br />

jedoch unwahrsche<strong>in</strong>lich. Der Durchbruch von e<strong>in</strong>em Integrität<br />

und Glaubwürdigkeit sichernden Provisorium für relativ wenige<br />

Textdateien zu e<strong>in</strong>er normgerechten Lösung für große und<br />

<strong>in</strong>homogene Datenmengen dürfte am ehesten durch die Teilhabe<br />

an geme<strong>in</strong>sam genutzten Infrastrukturen möglich werden.<br />

Noch ist unklar, welcher Art die für Hochschularchive nutzbaren<br />

Verbundlösungen se<strong>in</strong> werden. Denkbar s<strong>in</strong>d Angebote, die vom<br />

Rechenzentrum oder der Bibliothek e<strong>in</strong>er Hochschule ausgehen<br />

und für verschiedene Bedarfsträger nutzbar s<strong>in</strong>d. Die besonders<br />

auf Bibliotheken abzielenden kommerziellen Lösungen für digitale<br />

Langzeitarchivierung nach dem OAIS s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> Grund, auch<br />

gerade auf solche Möglichkeiten zur Zusammenarbeit mit der<br />

<strong>in</strong>stitutionseigenen Bibliothek, e<strong>in</strong>em Bibliotheksverbund oder<br />

e<strong>in</strong>em Bibliotheksdienstleister zu achten.<br />

Ebenso ist es denkbar, dass e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>stitutionenübergreifende Infrastruktur<br />

entsteht, wie sie mit dem <strong>in</strong> Erprobung bef<strong>in</strong>dlichen<br />

Digitalen Archiv Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen (DA-<strong>NRW</strong>) 15 entworfen<br />

wurde oder mit den vom Landesarchiv Baden-Württemberg<br />

vorgeschlagenen Modellen der Speicher- oder der Dienstleisterpartnerschaft<br />

16. Auch wenn es weiterer Konkretionen bedarf:<br />

Statt e<strong>in</strong>es passiven Abwartens ist es hier s<strong>in</strong>nvoll, das Gespräch<br />

mit potenziellen Dienstleistern oder Partnern zu suchen, um auf<br />

die eigenen Bedürfnisse aufmerksam zu machen und denkbare<br />

Geschäftsmodelle auszuloten. Die dem Hochschulwesen eigene<br />

Konkurrenz der e<strong>in</strong>zelnen E<strong>in</strong>richtungen kann sich hier leicht<br />

als H<strong>in</strong>dernis erweisen, wenn sie e<strong>in</strong> koord<strong>in</strong>iertes Vorgehen von<br />

Hochschularchiven hemmt.<br />

Die entworfenen Schritte zu e<strong>in</strong>er Profilierung von Hochschularchiven<br />

auf dem Gebiet der digitalen Langzeitarchivierung können<br />

e<strong>in</strong>en Effekt über die zunächst s<strong>in</strong>nvolle Erhaltung von Daten<br />

zu Studium und Lehre h<strong>in</strong>aus haben. Wenn es <strong>Archive</strong>n gel<strong>in</strong>gt,<br />

sich mit der glaubwürdigen Überlieferung von Kerndaten des<br />

Hochschulbetriebs zu profilieren, können sie auch beim Erhalt<br />

von Forschungsdaten <strong>in</strong> Ersche<strong>in</strong>ung treten. Das gilt nicht nur für<br />

die denkbaren Fälle e<strong>in</strong>er direkten Anbietung oder für Datenrettungen<br />

nach dem Betriebsende e<strong>in</strong>es Repositoriums.<br />

In dem Maß, <strong>in</strong> dem Forschungsdatenrepositorien auf e<strong>in</strong>e Umsetzung<br />

jener grundlegenden Forderungen des OAIS verzichten,<br />

die auf e<strong>in</strong>e Sicherung von Daten<strong>in</strong>tegrität, Vertrauenswürdigkeit<br />

und Kont<strong>in</strong>uität zielen, können <strong>Archive</strong> e<strong>in</strong>e solche Marktlücke<br />

besetzen und e<strong>in</strong>e unverzichtbare Rolle <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Gefüge verteilter<br />

Funktionen übernehmen. Freilich erfordert dies Flexibilität,<br />

auch bei traditionell nicht verhandelten Positionen. Wenn sich<br />

Arbeitsteilungen zwischen E<strong>in</strong>richtungen, die Forschungsdaten<br />

präsentieren, und e<strong>in</strong>e langfristige und glaubwürdige Überlieferung<br />

sichernden <strong>Archive</strong>n etablieren sollen, dann s<strong>in</strong>d auch<br />

grundlegende Kategorien des Archivwesens zu reflektieren. Die<br />

Ausübung der Bewertungshoheit <strong>in</strong> ihrer gewohnten Form<br />

kommt bei den hier betrachteten Unterlagen sehr schnell an<br />

Grenzen. E<strong>in</strong>e re<strong>in</strong> provenienzbezogene Überlieferungsbildung<br />

kann bei Forschungsdaten <strong>in</strong> Konflikt mit dem Interesse an<br />

e<strong>in</strong>er optimalen Auff<strong>in</strong>dbarkeit der Informationen geraten. Die<br />

für archivische Zugangsregeln typischen Nebene<strong>in</strong>ander von<br />

jahrzehntelangen Schutzfristen stoßen bei Wissenschaftlern,<br />

aber auch bei Förderorganisationen auf Unverständnis. Bei der<br />

Gestaltung von Nutzungsbed<strong>in</strong>gungen für Forschungsdaten wird<br />

man nicht ignorieren können, dass es sich wie bei Publikationen<br />

um Ergebnisse <strong>in</strong>tellektuellen Schaffens handelt und dass die<br />

Erzeuger der Daten zum<strong>in</strong>dest teilweise über den Zeitpunkt der<br />

Veröffentlichung entscheiden wollen. Auch wenn e<strong>in</strong>e abschließende<br />

Bestimmung des Charakters von Forschungsdaten noch<br />

aussteht, ist doch festzustellen, dass es sich nicht um Verwaltungsschriftgut<br />

handelt.<br />

Sicher wird es stark von der Initiative E<strong>in</strong>zelner abhängen, wie<br />

archivische Kompetenzen bei der Erhaltung von Forschungsdaten<br />

zur Geltung kommen. Neben den angedeuteten ersten Schritten<br />

zur Archivierung von Daten über Studium und Lehre kann dazu<br />

das Streben nach angemessener Repräsentanz <strong>in</strong> den die Datenverarbeitung<br />

lenkenden Gremien e<strong>in</strong>zelner Hochschulen und<br />

wissenschaftlicher Institutionen gehören. Neben dem <strong>in</strong>dividuellen<br />

Engagement ist es jedoch erforderlich, dass sich <strong>Archive</strong><br />

von Hochschulen und wissenschaftlichen Institutionen bei jenen<br />

Organisationen und Gremien Gehör verschaffen, von denen<br />

gestaltende Impulse zur langfristigen Erhaltung von Forschungsdaten<br />

ausgehen.<br />

Scientific dATA. A FIELD OF WORK FOR ARCHIVES<br />

OF coLLEGES AND SCIENTIFIC INSTITUTIONS<br />

The article provides a first glance overview on research data as a<br />

new field of archival activity. Fac<strong>in</strong>g that other players already have<br />

established approaches to preservation of research data without<br />

consideration for responsibilities of archives, the precedents created<br />

by scientists, libraries, comput<strong>in</strong>g centers and research data repositories<br />

are analyzed with regard to potentials for the development of<br />

an archival role <strong>in</strong> long term preservation of research data. Tak<strong>in</strong>g<br />

<strong>in</strong>to account that archives of German universities and scientific<br />

<strong>in</strong>stitutions have no means to provide digital long term preservation<br />

at present, the author proposes a start <strong>in</strong> small steps, beg<strong>in</strong>n<strong>in</strong>g with<br />

digital <strong>in</strong>formation about students, degrees and courses.<br />

Dr. Klaus Nippert<br />

Karlsruher Institut für Technologie (KIT)<br />

Kaiserstraße 12, 76131 Karlsruhe<br />

Tel. 0721 608 43494, Fax 0721 608 943494<br />

E-Mail: Nippert@kit.edu<br />

13 Das KIT-Archiv bedient mit dem Universitätsbereich des KIT (ehemals<br />

Universität Karlsruhe) e<strong>in</strong>e mittelgroße Hochschule mit zurzeit rund 21.000<br />

Studierenden. Im Jahr erreichen das Archiv rund 250 Anfragen von Studierenden,<br />

die persönliche Rechte wahren oder e<strong>in</strong>en erworbenen Abschluss<br />

belegen müssen.<br />

14 Die Erzeugung von Prüfsummen sowie die Validierung von Dateiformaten<br />

können zum Beispiel mit dem kostenlos verfügbaren Programm IngestList<br />

erfolgen. E<strong>in</strong>führende Informationen zum Programm und L<strong>in</strong>k zum Download<br />

unter http://www.landesarchiv-bw.de/web/49289.<br />

15 http://www.hki.uni-koeln.de/da-nrw.<br />

16 http://www.landesarchiv-bw.de/web/44348.<br />

<strong>Archivar</strong> 66. Jahrgang Heft 02 Mai <strong>2013</strong>

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!