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Archivar 2/2013 (3 MByte) - Archive in NRW

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ErfolgsmodELL FaMI<br />

183<br />

FaMI-Azubis aus <strong>NRW</strong> geme<strong>in</strong>sam<br />

beim Deutschen ArchivTAg 2012 <strong>in</strong><br />

Köln vertreten<br />

Seit 1998 werden <strong>in</strong> Deutschland die Fachangestellten für Medien-<br />

und Informationsdienste (FaMIs) im dualen Bildungssystem<br />

(Ausbildungsbetrieb/Berufsschule) ausgebildet. Die Ausbildung<br />

ist differenziert <strong>in</strong> fünf so genannte Fachrichtungen: Archiv,<br />

Bibliothek, Bildagentur, Information & Dokumentation, Mediz<strong>in</strong>ische<br />

Dokumentation. Lediglich im Bereich der Bibliotheken<br />

existierte bereits zuvor e<strong>in</strong> bundesweit allgeme<strong>in</strong> anerkannter<br />

Ausbildungsberuf, der dem FaMI quasi Pate stand: der/die Assistent/<strong>in</strong><br />

an Bibliotheken, e<strong>in</strong>e zweijährige Ausbildung, die durch<br />

die dreijährige Ausbildung zum FaMI der Fachrichtung Bibliothek<br />

ersetzt wurde.<br />

Die ersten Absolventen der Fachrichtung Archiv wurden nach<br />

erfolgreichem Abschluss der Ausbildung im Jahr 2001 von <strong>Archive</strong>n<br />

verschiedener Sparten <strong>in</strong> Beschäftigungsverhältnisse übernommen.<br />

Mittlerweile durchliefen etwa 600 1 junge Frauen und<br />

Männer diese Ausbildung, schätzungsweise 300-400 2 von ihnen<br />

werden heute an <strong>Archive</strong>n <strong>in</strong> unterschiedlichen Tätigkeitsfeldern<br />

e<strong>in</strong>gesetzt. In der Praxis zeigt sich, dass die Durchlässigkeit zwischen<br />

den Fachrichtungen relativ ger<strong>in</strong>g ist, gleichwohl werden<br />

an e<strong>in</strong>igen <strong>Archive</strong>n auch FaMIs der Fachrichtung Bibliothek<br />

beschäftigt, ebenso wie auch e<strong>in</strong>zelne Archiv-FaMIs an Bibliotheken<br />

arbeiten.<br />

Rechtliche Grundlage für die Anerkennung des Ausbildungsberufs<br />

FaMI ist das „Berufsbildungsgesetz“ (BBiG), konkretisiert<br />

durch die „Verordnung über die Berufsausbildung zum/zur Fachangestellten<br />

für Medien- und Informationsdienste“. Die Berufsausbildung<br />

richtet sich im betrieblichen Teil nach den jeweiligen<br />

Ausbildungsrahmenplänen und den spezifischen Ausbildungsplänen,<br />

im berufsschulischen Teil nach dem Rahmenlehrplan der<br />

Kultusm<strong>in</strong>isterkonferenz und den modifizierten Lehrplänen der<br />

jeweiligen Berufsschulen.<br />

Die Spannbreite der Ausbildungs<strong>in</strong>halte und auch die Fokussierung<br />

auf bestimmte Tätigkeitsfelder schwanken zwischen den<br />

ausbildenden <strong>Archive</strong>n naturgemäß relativ stark (z. B. unterscheiden<br />

sich die Gegebenheiten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em kle<strong>in</strong>en Geme<strong>in</strong>dearchiv<br />

und e<strong>in</strong>em großen Unternehmensarchiv sehr deutlich und wirken<br />

sich auf die Form und die Inhalte der Ausbildung aus). Auch im<br />

schulischen Teil weisen die verschiedenen Bundesländer und auch<br />

die e<strong>in</strong>zelnen Berufsschulen zum Teil erhebliche Unterschiede auf.<br />

Die Integration der Berufsabsolventen <strong>in</strong> die Betriebe vollzog sich<br />

im Bereich der Bibliotheken zügig und weitgehend ohne Schwierigkeiten,<br />

da die Bibliotheks-FaMIs die Assistenten an Bibliotheken<br />

quasi nahtlos ersetzten. Bei den anderen Fachrichtungen<br />

bedurfte es e<strong>in</strong>iger Zeit, um das neue Berufsbild <strong>in</strong> das Gefüge<br />

der unterschiedlichen Berufsgruppen e<strong>in</strong>zuordnen und um<br />

adäquate E<strong>in</strong>satzbereiche herauszuarbeiten und bereitzustellen.<br />

An den <strong>Archive</strong>n entfachte sich e<strong>in</strong>e lebhafte Diskussion darüber,<br />

ob die FaMIs eher die <strong>Archivar</strong><strong>in</strong>nen und <strong>Archivar</strong>e des gehobenen<br />

Dienstes verdrängen oder ob vielmehr durch den E<strong>in</strong>satz der<br />

(relativ ger<strong>in</strong>g entlohnten) FaMIs endlich auf fachfremde oder gar<br />

andernorts „ausgemusterte“ Mitarbeiter verzichtet werden könne.<br />

Diese Diskussion tritt bis heute immer mal wieder zu Tage, es gibt<br />

selbstverständlich e<strong>in</strong>e Reihe von Fällen, die das e<strong>in</strong>e oder das andere<br />

Szenario „belegen“. Nüchtern betrachtet lässt sich feststellen,<br />

dass die FaMIs mittlerweile an den <strong>Archive</strong>n angekommen s<strong>in</strong>d<br />

und sich Tätigkeitsfelder erobert haben, die sich teilweise mit denen<br />

von <strong>Archivar</strong>en decken, zum überwiegenden Teil jedoch auf<br />

e<strong>in</strong>er niedrigeren Stufe angesetzt s<strong>in</strong>d. Typische Tätigkeitsfelder<br />

s<strong>in</strong>d die Lesesaalaufsicht, die Bearbeitung e<strong>in</strong>facher Benutzeranfragen,<br />

Verzeichnungsarbeiten leichten und mittleren Schwierigkeitsgrades,<br />

organisatorische Mitwirkung bei allen anfallenden<br />

Tätigkeiten (Übernahmen, Veranstaltungen, Führungen, Ausstellungen<br />

etc.). Darüber h<strong>in</strong>aus werden FaMIs <strong>in</strong> E<strong>in</strong>zelfällen auch<br />

für andere Tätigkeiten, angefangen vom Magaz<strong>in</strong>er bis h<strong>in</strong> zur<br />

Archivleitung, e<strong>in</strong>gesetzt.<br />

Obwohl die FaMIs im Ganzen betrachtet an den <strong>Archive</strong>n „angekommen“<br />

und dort zu unverzichtbaren Mitarbeitern geworden<br />

s<strong>in</strong>d, stellt man fest, dass das Potenzial an Ausbildungs- und<br />

Beschäftigungsmöglichkeiten von den <strong>Archive</strong>n bzw. den Archiv-<br />

1 Das Datensystem DAZUBI des BIBB weist im Durchschnitt etwa 550 FaMI-<br />

Auszubildende pro Jahr über alle Fachrichtungen aus, davon ca. 10 % mit<br />

der Fachrichtung Archiv. Daraus ergeben sich pro etwa 55 Absolventen; nach<br />

elf Jahren FaMI-Auszubildungs-Abschlüssen (seit 2001) s<strong>in</strong>d das etwa 600<br />

Archiv-FaMIs, die (theoretisch) dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen.<br />

Quelle: www.bibb.de/dazubi.<br />

2 Die Schätzung geht auf eigene Erhebungen am Beispiel <strong>NRW</strong> zurück; vgl.<br />

dazu FN 4.<br />

<strong>Archivar</strong> 66. Jahrgang Heft 02 Mai <strong>2013</strong>

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